Ukraine-Krise belastet Heidelberg Cement

Trotzdem sieht Konzern-Chef Bernd Scheifele das Unternehmen auf Kurs. Hoffnung machen USA und Großbritannien.

31.07.2014 UPDATE: 31.07.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Ein Lkw verlässt ein Werk von HeidelbergCement in Amwrossijiwka, eine Stadt im Osten der Ukraine. Firmenbild
Von Daniel Bernock

Heidelberg. Trotz Gegenwind durch Währungsschwankungen und politischen Unruhen will Heidelberg Cement den Kurs halten. Bei der Vorstellung der Zahlen für das vergangene Quartal sprach der Vorstandsvorsitzende Bernd Scheifele gestern bei einer Telefonpressekonferenz von einer "guten operativen Leistung". Die Jahresziele - eine Steigerung von Umsatz und Gewinn - bleiben bestehen. Besonders auf den Märkten in Nordamerika und Großbritannien erwartet Heidelberg Cement im Restjahr gute Geschäfte.

Im abgelaufenen ersten Halbjahr bereitete dem Baustoffkonzern aus Heidelberg vor allem der starke Euro Sorgen. Die Gemeinschaftswährung belastete den Umsatz in den ersten zwei Quartalen mit 482 Millionen Euro, betonte Scheifele. Ohne diesen Effekt wären die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr im zweiten Quartal um acht Prozent gewachsen. Da Heidelberg Cement jedoch in zahlreichen Regionen der Welt tätig ist, deren Währungen im Vergleich zum Euro deutlich an Wert verloren haben, stagnierte der Umsatz.

Belastend hinzu kommen die Unruhen in der Ukraine und der politische Konflikt des Westens mit Russland. Der Heidelberger Konzern hat drei Werke in der derzeit unruhigen Ostukraine. Ein Werk liegt laut Scheifele nur wenige Kilometer von der Absturzstelle von Flug MH 17 entfernt. In einem der Steinbrüche kann HeidelbergCement wegen des bewaffneten Konflikts keine Sprengungen mehr durchführen.

Das öffentliche Leben in der Region sei zum Stillstand gekommen, die Mitarbeiter hätten Angst. Insgesamt ist der Umsatz in der Ukraine nach Unternehmensangaben im ersten Halbjahr um 30 Prozent eingebrochen. Vergangenes Jahr lag der Gesamtumsatz in der Ukraine bei 150 Millionen Euro.

Mehr als doppelt so viel (rund 330 Millionen Euro) erwirtschaftet der Dax-Konzern in Russland. Von den jüngst beschlossenen Sanktionen ist HeidelbergCement jedoch nicht betroffen. "Kurzfristig hat das auf unser Geschäft keinen Einfluss", sagte Scheifele. Vielmehr geht er davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin versuchen wird, die heimische Infrastruktur zu stärken - davon könnte der Baustoffkonzern sogar profitierten. Für die beschlossenen Sanktionen zeigte Scheifele Verständnis: "Nach dem Abschuss der Zivilmaschine war klar, dass wir um Sanktionen nicht herumkommen".

Auf die Frage, ob etwas an den Spekulationen um einen möglichen Umzug der Konzernzentrale dran sei, wollte Scheifele nicht konkret antworten: "Wir fühlen uns in Heidelberg wohl", sagte er. Zwar sei es nicht optimal, dass die Mitarbeiter über fünf Standorte in der Stadt verteilt seien, gab der HeidelbergCement-Chef zu. Bei Investitionen in eine neue Hauptverwaltung sei er jedoch immer zurückhaltend. Zumal der Konzern sehr dezentral aufgestellt sei.

Die Gerüchte waren aufgekommen, nachdem bekannt wurde, dass die Heidelberger Druckmaschinen AG nach Wiesloch umzieht und dadurch Flächen in der Stadt frei werden. "Wir investieren lieber in das operative Geschäft", so Scheifele. Der Konzern habe jedoch durchaus einen "gewissen Flächenbedarf", da das Unternehmen auch in Heidelberg wachse.

Der Gewinn im zweiten Quartal lag 32 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Allerdings hatte damals ein positives Gerichtsurteil im Streit um Asbest-Klagen den Gewinn um 186 Millionen Euro erhöht. Ohne diese Zuflüsse hätte der Gewinn auch im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt.

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