SAP-Finanzvorstand Werner Brandt: "Bei SAP sollte es nie zum Stillstand kommen"

Werner Brandt, Finanzvorstand der SAP, spricht im Interview über die verschobenen Rendite-Ziele und die Bedeutung von Walldorf

22.01.2014 UPDATE: 22.01.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
SAP-Finanzvorstand Werner Brandt. Foto: dpa
Von Daniel Bernock

Herr Brandt, der Bereich Cloud-Computing wuchs im vergangenen Jahr währungsbereinigt um 130 Prozent. Nun streben Sie für 2014 einen Zuwachs um 32 Prozent an. Schwächt sich das Wachstum in der Cloud ab?

Unser Ziel von einem Cloud-Wachstum von 32 Prozent entspricht dem Wachstum, das wir 2013 ohne Zukäufe erreicht haben. Im Vergleich zu unseren Wettbewerbern ist das ein Wachstum auf sehr hohem Niveau.

Ihr Rendite-Ziel von 35 Prozent bis 2015 mussten sie um zwei Jahre verschieben. Welchen Einfluss hat die Ausweitung des Cloud-Geschäfts auf ihre Profitabilität?

Unsere Konkurrenten, die nur in der Cloud tätig sind, machen bisher Verlust. Langfristig gesehen kann das Cloud-Geschäft aber mindestens genauso profitabel sein wie unser heutiges Kerngeschäft. Wenn sie ein Rechenzentrum mit Cloud-Lösungen haben, können immer mehr Kunden das System nutzen, ohne dass die Kosten steigen. Zudem hat das Cloud-Geschäft in der Umsatzentwicklung eine andere Dynamik. Bei unseren klassischen Software-Angeboten zahlt ein Kunde einen hohen Betrag für die Lizenzen, den wir direkt im Umsatz sehen. Später zahlt der Kunde dann nur noch für die Wartung. Ein Cloud-Kunde hingegen zahlt zunächst einen geringeren Betrag, dann jedoch jedes Jahr immer wieder diesen Betrag. Nach etwa vier Jahren übersteigen die Erlöse aus dem Cloud-Geschäft mit einem Kunden die Erlöse aus dem klassischen Geschäft.

Wie lange nutzen denn ihre Kunden die Cloud-Lösungen?

Wenn wir derzeit Verträge abschließen, liegt die vereinbarte Vertragsdauer in der Regel bei drei Jahren. Die Quote der Kunden, die nach Ende der Laufzeit die Verträge verlängern ist sehr hoch. Bei SuccessFactors und Ariba zum Beispiel liegt sie zwischen 80 und 90 Prozent.

Ihr Ausblick prognostiziert, dass ihr klassisches Geschäft mit Software und Beratung das erste Mal seit Jahren nicht mehr zweistellig wächst. Leidet das Kerngeschäft unter dem schnellen Anstieg des Cloud-Geschäfts?

Nein, das sehe ich nicht so. Das zeichnet die SAP auch aus. Wir gehen in die Cloud, gleichzeitig wachsen wir aber auch solide in unserem klassischen Kerngeschäft.

2013 gab es einige unvorhergesehene Wechsel auf Führungsebene. Wird SAP 2014 in ruhigeres Fahrwasser kommen?

Wenn sie sich die Führungsebene eines großen Unternehmens anschauen, gibt es immer Wechsel. Bei SAP sollte es nie zum Stillstand kommen.

Welche Rolle wird der Standort Walldorf in Zukunft spielen

Walldorf ist der Sitz der Gesellschaft, daran wird sich in Zukunft nichts ändern. Walldorf ist auch ein wichtiger Nukleus für Innovationen, auch das wird sich nicht ändern. Unsere Technologie Hana, das am schnellsten wachsende Produkt in der Geschichte der SAP, wurde auch maßgeblich in Walldorf entwickelt.

Welche Rolle spielt der Standort in Sachen Cloud?

Der Schwerpunkt der Cloud-Entwicklung spielt sich heute natürlich in den USA ab. Aber auch in Walldorf und St. Leon-Rot werden Cloud-Lösungen entwickelt. Vor allem die Industrie-Expertise sitzt hier in Walldorf. Wir bedienen 25 Branchen. Deren Geschäftsprozesse müssen wir kennen und unsere Cloud-Lösungen darauf ausrichten.

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