Der SAP-Gewinn steigt trotz der teuren Cloud
Der Umbau senkt die Profitabilität des Software-Unternehmens - Trotzdem kann der Konzern die Ziele für das Geschäftsjahr 2014 erreichen.

Walldorf. Die Bilanzsaison für das Geschäftsjahr 2014 ist eröffnet. Traditionell hat gestern die SAP als erster Konzern im Dax die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Jahr vorgelegt - heute in einer Woche wird der Walldorfer Software-Konzern alle Ergebnisse vorlegen und die Ziele für 2015 formulieren.
Der vom Vorstandsvorsitzenden Bill McDermott angestoßene Umbau des Konzerns schreitet voran - und hinterlässt seine Spuren in der Bilanz. Der Amerikaner sieht die Zukunft der Software-Branche im Bereich Mietsoftware, dem Cloud-Geschäft. Er setzt daher alles daran, die Nummer eins im Markt zu werden. In den vergangenen Jahren hat SAP daher mehrere kleinere Cloud-Firmen gekauft, zum Teil für Milliardensummen, wie zuletzt Concur für rund 6,5 Milliarden Euro. Zudem richtet sich der Konzern mit dem Restrukturierungsprogramm "Simplify and Optimize" auch intern auf das neue Geschäft aus. Da SAP im Cloud-Bereich vor allem mit kleineren und jungen Unternehmen konkurriert, will der Vorstand mehr Agilität durch schlankere Strukturen schaffen.
Im vergangenen Jahr wuchs das Cloud-Geschäft angefeuert durch die Zukäufe deutlich. Die zweistelligen Zuwachsraten konnten die leicht rückläufigen Geschäfte mit klassischer Software ausgleichen. Insgesamt konnte der Konzern trotz des teuren Umbaus die gesteckten Ziele erreichen und Umsatz und Gewinn steigern.
Schwächer entwickelte sich hingegen die Marge, das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz. Trotz aller Bemühungen im zweiten Halbjahr, Kosten zu sparen, sank die Kennziffer (von Währungen und anderen Faktoren bereinigt) leicht auf 32,1 Prozent. Ziel des Unternehmens ist hier ein Wert von 35 Prozent bis zum Jahr 2017.
Der Wechsel von klassischen Softwarelizenz-Erlösen hin zu regelmäßigen aber geringeren Gebühren für die Nutzung von Software kostet in den derzeit laufenden Umstellungsjahren Umsatz und Gewinn, zudem fallen Investitionen zum Beispiel in riesige Rechenzentren an. Nach etwa vier Jahren, so rechnet SAP, habe ein Kunde jedoch für die Nutzung der Mietsoftware mehr bezahlt, als wenn er das Programm erworben hätte. Langfristig dürfte das Cloud-Geschäft nach SAP-Angaben also so rentabel werden wie das klassische Geschäft.
Trotz der vom Umbau geprägten Bilanz und der geringeren Profitabilität lag die Aktie der SAP gestern zeitweise fünf Prozent im Plus. "Der Markt hat es positiv aufgenommen, dass es keine negative Überraschung gab", sagte Mirko Maier, Aktienanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), gestern im Gespräch mit der RNZ. In den vergangenen Jahren habe es im vierten Quartal schon Zahlen gegeben, die schwächer als die Erwartung waren - der Markt sei daher nervös gewesen. Zudem hielten sich die Verluste bei den Lizenzerlösen mit minus zwei Prozent im vierten Quartal noch in Grenzen, so Maier.
Positiv sieht der Aktienanalyst zudem das stabile Wachstum im Bereich Wartung: "Das zeigt, dass die Kundenbasis zur SAP steht und nicht zur Konkurrenz wechselt". Wegen der geringeren Marge des Cloud-Geschäfts und den hohen Investitionen erwartet Maier, dass SAP nächste Woche bei der Bilanzpressekonferenz das ehrgeizige Margenziel von 35 Prozent auf das Jahr 2020 weiter hinausschieben wird. Ursprünglich wollte SAP diese Marke schon 2015 erreichen, vor einem Jahr wurde jedoch bereits 2017 als neues Ziel anvisiert.



