ABB profitiert von Niedrigzinsen
Gebäudetechnik legte 2014 deutlich zu - Energiewende sorgt für Umsatzrückgang

In vielen Häusern zu finden: Sicherungen der Firma ABB Stotz-Kontakt. Firmenbild
Von Daniel Bernock
Mannheim. In seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Chef der deutschen ABB hat sich Hans-Georg Krabbe deutlich für die Energiewende ausgesprochen - obwohl das Unternehmen die Konsequenzen direkt spürt. Besonders in der Sparte Energietechnik merkt die Deutschland-Tochter des Schweizer ABB-Konzerns eine Zurückhaltung der Kunden im Bereich der konventionellen Kraftwerke. Der Umsatz in diesem Bereich sank um 16 Prozent. 2015 sieht Krabbe hier kaum Besserung: "Mir sind derzeit keine Ausschreibungen im Bereich der konventionellen Energien bekannt".
Trotzdem sieht der ABB-Chef in Sachen Energiewende den eingeschlagenen Weg als richtig an: "Der größte Fehler wäre es, auf halber Strecke stehen zu bleiben", so Krabbe. Im laufenden Geschäftsjahr sollen Aufträge im Bereich der Erneuerbaren Energien die Schwäche im konventionellen Bereich ausgleichen. Insgesamt spürt ABB aber noch eine Zurückhaltung der Investoren: "Die Verzögerung der Energiewende ist das Problem, nicht die Umsetzung".
Zum Wachstum beitragen soll der Großauftrag NordLink, die laut ABB längste geplante HGÜ-Verbindung Europas. HGÜ steht für Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, mit dieser verlustarmen Leitung soll der durch Wasser- und Windkraft in Norwegen erzeugte Strom nach Deutschland transportiert werden - über 154 Kilometer Seekabel und 54 Kilometer Landkabel.
Das Auftragsvolumen für Nordlink liegt bei 900 Millionen US-Dollar. Alleine am Standort Mannheim, der Zentrale der deutschen ABB, sind 90 Mitarbeiter mit diesem Projekt beschäftigt.
Da Deutschland und der Standort Mannheim im Konzern vor allem für den Bereich der konventionellen Energien verantwortlich ist, hatte ABB im vergangenen Jahr die Kapazitäten hierzulande angepasst und 200 Stellen abgebaut, jedoch ohne betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen, wie ABB gestern betonte. Dieser Umbau sei nun abgeschlossen. Derzeit arbeiten in der Region 4300 Mitarbeiter, rund die Hälfte davon in Mannheim.
Insgesamt erreichte ABB Deutschland 2014 einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro, vier Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um fast 20 Prozent auf 269 Millionen Euro. Was davon unterm Strich übrig blieb, gibt ABB nicht bekannt.
"Trotz des schwierigen Marktumfelds hat sich die deutsche ABB gut behauptet", sagte Krabbe. Während die Aufträge insgesamt um fünf Prozent sanken, legten die Aufträge aus Deutschland um 2,4 Prozent zu. Insgesamt bekommt ABB Deutschland 53 Prozent der Aufträge aus dem Heimatmarkt, der Rest aus dem Ausland.
Am besten entwickelte sich im vergangenen Jahr die Sparte Industrieautomation. Wegen der steigenden Digitalisierung und Vernetzung investieren viele Industrieunternehmen in diesen Bereich. Auch die Geschäfte mit Niederspannungstechnik legten deutlich zu, vor allem der Bereich für Gebäudetechnik.
Dazu gehören zum Beispiel Sicherungen von ABB Stotz-Kontakt, die in Heidelberg hergestellt werden. Auch Automatisierungstechnik der Tochter Busch-Jaeger, etwa moderne Türkommunikation oder zentrale Schaltanlagen, mit denen sich Licht, Jalousien oder Heizung bedienen lassen, verkauften sich gut. Da es auf dem Sparbuch praktisch keine Zinsen mehr gibt, investierten die Menschen in die eigenen vier Wände, sagte der ABB-Chef Krabbe.



