Wiesloch/Stuttgart

Heideldruck will endlich impfen

Konzernchef Rainer Hundsdörfer beschwert sich in einem offenen Brief bei der Landesregierung, die vorerst vertrösten muss.

27.04.2021 UPDATE: 28.04.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Heideldruck-Chef Rainer Hundsdörfer (li.) und Dirk Elkemann (OB Wiesloch) im von Heidelberg eingerichteten betrieblichen Impfzentrum am Standort Wiesloch. Foto: Heideldruck

Von Matthias Kros

Wiesloch/Stuttgart. Rainer Hundsdörfer, Vorstandschef der Heidelberger Druckmaschinen AG, fordert von der Landesregierung, dass auch in Baden-Württemberg ab sofort in den Betrieben mit den Impfungen für gefährdete Personengruppen gestartet werden darf. "Impfen ist der Schlüssel, um das Corona-Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Je schneller und je mehr Menschen geimpft werden, desto rascher und steiler kann es auch wirtschaftlich wieder aufwärts gehen", schreibt der Manager in einem Offenen Brief an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Gesundheitsminister Manne Lucha (beide: Grüne).

Deswegen verstehe man es als Vertreter der Wirtschaft nicht, "warum unsere Betriebsärzte nicht ab sofort breiter in die Impfkampagne miteinbezogen werden". Hundsdörfer verweist dabei auf Rheinland-Pfalz, wo Impfungen in ausgewählten Unternehmen wie der BASF bereits möglich seien. Tatsächlich werden bei dem Chemieunternehmen in Ludwigshafen seit Mitte April täglich mehrere Hundert Mitarbeiter im Rahmen des Modellprojektes "Betriebsarztimpfungen" der Landesregierung geimpft.

Auch bei Heideldruck ist das Impfzentrum seit Ende März im Prinzip startklar – täglich könnten hier bis zu 200 Mitarbeiter und deren Familienangehörige geimpft werden. Es fehlen aber die Impfstoffe.

Auch der Autobauer Daimler hatte am Montag mitgeteilt, er habe "alle Vorbereitungen getroffen, um sofort mit den Impfungen loslegen zu können, sobald dies für Werksärzte möglich ist". Inzwischen können sich die Beschäftigten in einem ersten Schritt für eine Impfung durch den werksärztlichen Dienst über eine Onlineplattform registrieren.

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"Wir haben langjährige Erfahrung mit Impfangeboten", schreibt Hundsdörfer weiter. Das medizinische Fachpersonal könne die Maßnahmen sehr schnell durchführen – und dadurch die Impfzentren und Hausärzte massiv entlasten. "Zudem haben wir durch die Alterspyramide viele Mitarbeitende über 60 Jahren, die laut Priorisierung jetzt für eine Impfung berechtigt sind."

Hundsdörfer hebt zudem die Bedeutung der Heideldruck-Mitarbeiter hervor: "Unsere Serviceteams unterstützen aus Deutschland heraus weltweit systemrelevante Branchen wie die Pharma-, Gesundheits- und Lebensmittelindustrie", schreibt er. "Unseren wichtigen Service für diese Schlüsselindustrien müssen wir durch Impfungen unserer Belegschaft gewährleisten und aufrechterhalten – als bedeutenden Beitrag zur Absicherung der globalen Lieferketten und unserer Arbeitsplätze in Deutschland."

In Luchas Ministerium für Soziales und Integration begrüßt man den Einsatz des Heideldruck-Vorstandschefs ausdrücklich: "Der Brief stößt bei uns auf offene Ohren, weil darin letztlich genau das gefordert wird, was jetzt in Baden-Württemberg anläuft", erklärte ein Sprecher auf RNZ-Anfrage. Der Startschuss für die ersten Impfungen in Betrieben in Baden-Württemberg sei am Dienstag gefallen, sagte er mit Blick auf das Pilotprojekt bei dem Kranhersteller Liebherr in Ehingen, bei dem etwa 200 Mitarbeiter über 60 Jahren eine erste Impfung mit dem Impfstoff von Astra-Zeneca erhielten.

Man sammele mit Liebherr nun Erfahrungen, sagte Lucha am Dienstag in Ehingen, wohl wissend, dass auch viele andere Firmen warteten: "Das Interesse weiterer Unternehmen ist groß. Es freut mich, dass so viele Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Impfangebot unterbreiten wollen", so Lucha. Aber auch im Mai gilt noch: Schutzbedürftige haben Vorrang. Hundsdörfer dauert das zu lange: "Einen Start erst ab Juni halten wir für zu spät – die Wirtschaft würde dadurch weiter und unnötig geschwächt."

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