Wiesloch/Heidelberg

Heideldruck streicht weitere 2000 Stellen

Drastische Maßnahmen sollen das Traditionsunternehmen aus der Krise führen - Erneute Gewinnwarnung

17.03.2020 UPDATE: 18.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Mitarbeiter der Heidelberger Druckmaschinen verladen in einer Werkshalle im Stammwerk in Wiesloch ein Druckwerk. Dem Traditionsunternehmen stehen weitreichende Änderungen bevor. Foto: dpa

Wiesloch/Heidelberg. (RNZ) Der traditionsreiche Druckmaschinenbauer Heideldruck, der im Stammwerk Wiesloch rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt, hat ein umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen, um das kriselnde Unternehmen wieder profitabel zu machen. Dazu zählt auch der Abbau von weltweit 2000 Arbeitsplätzen. Durch Konzentration auf das rentable Kerngeschäft und eine Anpassung der Kostenbasis solle eine Verbesserung des Ergebnis von 100 Millionen Euro realisiert werden. Gleichzeitig werde durch die Rückübertragung von Liquiditätsreserven aus Treuhandfonds die Verschuldung nahezu vollständig abgebaut. Dadurch werde sich die finanzielle Stabilität von Heidelberg deutlich verbessern.

"Die Neuausrichtung von Heidelberg ist ein einschneidender Schritt für unser Unternehmen, der auch mit schmerzhaften Maßnahmen einhergeht. So schwer uns diese Entscheidung gefallen ist, so notwendig ist sie, um unser Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zu bringen", sagte Vorstandschef Rainer Hundsdörfer am Dienstag.

Von einzelnen Produkten, die deutlich zu wenig Ertragskraft generierten und mit einem jährlichen Verlust von in Summe rund 50 Millionen Euro die Profitabilität des Unternehmens erheblich belasteten, werde sich Heidelberg trennen, hieß es weiter. So habe sich im Bereich des Digitaldrucks der Markt für das Produkt Primefire 106 aufgrund des schwierigen Branchen- und Marktumfeldes deutlich langsamer entwickelt als angenommen. Auch im Bereich Bogenoffsetdruck bleibe der Produktbereich "Großformat" deutlich hinter dem angestrebten Umsatz zurück, da sich die Marktstruktur für dieses Teilsegment grundlegend verändert habe. Um die Gesamtprofitabilität schnellstmöglich zu verbessern, werde die Produktion in beiden Bereichen bis spätestens Ende 2020 eingestellt.

Mit der Neuausrichtung von Heidelberg gehe auch eine Anpassung von Produktions- und Strukturkosten einher. "Von den geplanten Maßnahmen werden insgesamt bis zu 2000 Stellen weltweit betroffen sein, was auch Betriebsschließungen beinhalten kann", heißt es. Dieser Stellenabbau sei notwendiger Bestandteil des lange geplanten Maßnahmenpakets zur Neuausrichtung von Heideldruck, "unabhängig von der aktuell sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage aufgrund der Corona-Pandemie". In den zeitnah startenden Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen würden die Verhandlungen über die konkrete Ausgestaltung aufgenommen.

"Heidelberg ist sich gerade auch angesichts des aktuellen Umfeldes seiner Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern bewusst und wird gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretungen sicherstellen, dass der Abbau so sozialverträglich wie möglich stattfinden wird", formuliert die Geschäftsführung. Die für die Umsetzung des Maßnahmenpakets notwendigen Einmalaufwendungen werden in Abhängigkeit vom Ergebnis der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern und bilanziellen Belastungen im Geschäftsjahr 2019/2020 in Summe auf rund 300 Millionen Euro geschätzt.

Auch interessant
Heidelberg: Heideldruck kämpft mit neuen Unsicherheiten
Heidelberger Druckmaschinen: BaFin verbietet dubioses Kaufangebot an Aktionäre (Update)

Zudem werden die Einmalaufwendungen für das Maßnahmenpaket sowie das sich aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie zunehmend verschlechternde wirtschaftliche Umfeld Umsatz und Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr stärker belasten als bislang erwartet. "So muss damit gerechnet werden, dass der Umsatz im Gesamtjahr jetzt deutlich unter dem Niveau des Vorjahres von rund 2,49 Milliarden Euro liegen wird und damit die bisher prognostizierte Ergebnis(EBITDA)-Bandbreite ohne Restrukturierungsergebnis und ohne den Einmalertrag aus dem Verkauf der Hi-Tech Coatings von 5,5–6,0 Prozent nicht mehr erreicht werden kann", schreibt die Geschäftsführung. Inklusive der Einmalbelastungen aufgrund der Neuausrichtung des Unternehmens werde das Nachsteuerergebnis aus heutiger Sicht im Umfang der Restrukturierungsaufwendungen von 300 Millionen Euro negativ ausfallen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.