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Hasso Plattner erneut in SAP-Aufsichtsrat gewählt (Update)

Trotz zahlreicher Bedenken tritt Plattner noch eine letzte Amtszeit an. Die Aktionäre wählten ihn mit einer Mehrheit von knapp 90 Prozent der abgegebenen Stimmen.

18.05.2022 UPDATE: 18.05.2022 19:40 Uhr 3 Minuten, 39 Sekunden
Hasso Plattner ist der letzte verbliebene Gründer in den Gremien der SAP. Foto: SAP

Von Matthias Kros

Walldorf. SAP-Mitgründer Hasso Plattner ist bei der Hauptversammlung des Softwarekonzerns am Mittwoch erneut in den Aufsichtsrat gewählt worden. Er will dort für eine letzte, zweijährige Amtszeit kandidieren. Zuvor hatten die Aktionäre mit einer Mehrheit von 90,5 Prozent der abgegebenen Stimmen für den 78-Jährigen votiert. Plattner schnitt damit zwar schlechter ab als vor drei Jahren, als er rund 93 Prozent erhielt, aber doch deutlich besser als erwartet. Erst nach ausführlichen Beratungen hatte der Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats beschlossen, den Mitgründer des Unternehmens überhaupt für eine weitere Amtszeit vorzuschlagen. Schließlich hat Plattner die unternehmensintern geltende Regelaltersgrenze von 75 Jahren sowie die Regelzugehörigkeitsdauer von zwölf Jahren bereits überschritten.

Aktionärsvereinigungen und große Fondsgesellschaften hatten im Vorfeld der Hauptversammlung angekündigt, sogar gegen seine Wiederwahl zu stimmen. Sie kritisierten unter anderem, dass Plattner es versäumt habe, rechtzeitig einen Nachfolger aufzubauen. Zwar sind Plattners Verdienste aus Sicht von Union-Fondsmanager Markus Golinski "unbestritten". Doch eine Nachfolgeregelung für den Aufsichtsratsvorsitz sei überfällig. Auch Hendrik Schmidt von dem Fondsanbieter DWS erwartet "eine transparente, nachhaltige Lösung dieser ganz besonderen Nachfolge". Der 78-Jährige ist der letzte der Gründer im operativen Geschäft der SAP. Er ist seit 2003 Vorsitzender des Aufsichtsrats.

"Ich empfinde es als Ehre und Privileg, dass ich dieses Unternehmen gründen, formen, entwickeln und führen konnte. Und ich freue mich darauf, dies auch in den kommenden zwei Jahren weiter zu tun", sagte Plattner im Anschluss an seine Wiederwahl. Gleichwohl ließen ihn die Bedenken der Aktionäre am Mittwoch nicht unberührt. Er habe die Kritik an seiner Wiederwahl wahrgenommen und er stelle sich ihr, sagte er zu Beginn der Hauptversammlung, die wegen der Corona-Pandemie bereits zum dritten Mal in Folge virtuell abhalten wurde.

Plattner begründete das ungewöhnlich lange Festhalten an seiner Position: Er wolle sein Amt in einer "geordneten Übergabe" in die "richtigen Hände geben". Das sei für ihn eine sehr emotionale Aufgabe, sagte er. Einigermaßen überraschend teilte er mit, dass für ihn doch beinahe schon Schluss gewesen wäre: "Leider hat sich eine Nachfolgemöglichkeit, die wir konkret in das Auge gefasst haben, aus gesundheitlichen Gründen zerschlagen", sagte er ohne einen Namen zu nennen. Daher arbeite man jetzt an einer neuen Lösung. "Über das konkrete Anforderungsprofil beraten wir im Nominierungsausschuss."

Ziel Plattners ist, seinen Nachfolger aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. "Ich hoffe, dass wir ein Aufsichtsratsmitglied für diese Aufgabe gewinnen können und niemanden von außen holen müssen", sagte er . Er selbst ziehe sich aus der täglichen Arbeit immer weiter zurück und habe den Vorsitz mehrerer Ausschüsse abgegeben.

Kritik an Plattner seitens der Aktionäre gab es am Mittwoch auf an seiner Verbindung zum Joint Venture Fioneer. SAP hatte im vergangenen Jahr angekündigt, das Geschäft mit Software für Finanzdienstleiter in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der Beteiligungsgesellschaft Dediq weiterzuführen. Daran beteiligte sich auch die Stiftung des Aufsichtsratsvorsitzenden. Investoren befürchteten Interessenkonflikte, auch weil die Stiftung die Beteiligung zunächst verschwieg. Vorstandschef Christian Klein räumte in diesem Zusammenhang am Mittwoch Fehler ein: "Wir hätten das kommunizieren sollen", sagte er. Auch als Folge davon habe man die eigenen Corporate-Governance-Maßnahmen verstärkt und personell aufgestockt.

Konkrete Verstöße im Fall Fioneer wies er jedoch zurück. Plattner habe weder Einfluss auf die Entscheidungen der SAP noch der gemeinnützigen Stiftung genommen. Trotzdem hatte die Stiftung im Sommer 2021 ihren Rückzug bei Fioneer angekündigt, ohne dass allerdings bislang ein Käufer für die eigenen Anteile präsentiert werden konnte. "Eine passgenaue Lösung hat Vorrang vor einer schnellen Lösung", sagte Klein dazu. Das Joint Venture entwickele sich gut, bis Jahresende werde die Zahl der Mitarbeiter voraussichtlich auf über 1000 steigen. Von den Fortschritten profitiere auch SAP, da man immer noch 20 Prozent der Fioneer-Anteile halte.

Trotz aller Kritik wurden sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat für das Geschäftsjahr 2021 entlastet. Erneut in den Aufsichtsrat gewählt wurden Rouven Westphal und Gunnar Wiedenfels, die beide rund 98 Prozent Zustimmung erhielten. Neu im Aufsichtsrat ist Jennifer Xin-Zhe Li (75 Prozent).

Update: Mittwoch, 18. Mai 2022, 19.40 Uhr


Hasso Plattner wünscht sich Nachfolger aus den eigenen Reihen

Walldorf. (mk) SAP-Mitgründer Hasso Plattner möchte, dass sein Nachfolger an der Aufsichtsratsspitze aus den eigenen Reihen stammt.  "Ich hoffe, dass wir ein Aufsichtsratsmitglied für diese Aufgabe gewinnen können und niemanden von außen holen müssen", sagte er auf der virtuellen Hauptversammlung des Softwarekonzerns am Mittwoch. Über das konkrete Anforderungsprofil seiner Nachfolgers berate man gerade im Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates, so Platter.

Der 78-Jährige will sich trotz des Widerstands von Fonds und Aktionärsvertretern erneut für zwei Jahre in den Aufsichtsrat wählen lassen und den Vorsitz übernehmen. Er ist seit der Gründung vor 50 Jahren mit SAP eng verbunden, er war Vorstandssprecher und ist seit 2003 Vorsitzender des Aufsichtsrats. Die Kritik an seiner Wiederwahl  habe er wahrgenommen und er stelle sich ihr, so Plattner. Er sagte, dass man in der Zwischenzeit eine konkrete Nachfolgelösung an der Aufsichtsratsspitz erarbeitet habe, zu der es aber nicht kommen werde. "Leider hat sich diese Möglichkeit aus gesundheitlichen Gründen zerschlagen". Namen nannte er nicht. Er selbst ziehe sich aus der täglichen Arbeit bereits immer weiter zurück und habe den Vorsitz mehrerer Ausschüsse abgegeben.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapier (DSW) hatte im Vorfeld der Hauptversammlung angekündigt, gegen die Wiederwahl von Plattner zu stimmen. Auch die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment will gegen Plattner votieren. "Eine Nachfolgeregelung für den Aufsichtsratsvorsitz ist überfällig", teilte Fondsmanager Markus Golinski mit.

Der Nominierungsausschuss sowie der Aufsichtsrat hätten nach ausführlichen Beratungen beschlossen, Plattner für eine letzte Amtszeit von zwei Jahren vorzuschlagen, obwohl Plattner die für den Aufsichtsrat beschlossene Regelaltersgrenze von 75 Jahren sowie die Regelzugehörigkeitsdauer von zwölf Jahren bereits überschritten habe, hieß es in der Einladung zur Hauptversammlung. Plattner verfüge über "herausragende Erfahrungen und Kenntnisse über die Gesellschaft". Dieses Wissen wolle der Aufsichtsrat erhalten.

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