Biotech-Firma "Affimed" hat Heidelberg verlassen
Die hoch gehandelte Biotechnologiefirma eröffnet am Mittwoch den neuen Standort.

Von Matthias Kros
Mannheim. Das im Bereich der Krebsforschung tätige biopharmazeutische Unternehmen Affimed hat Heidelberg den Rücken gekehrt und ist nach Mannheim umgezogen. Bereits zum 1. September sei man in die neuen Räumlichkeiten im markanten, ehemaligen ÖVA-Haus am östlichen Mannheimer Stadtausgang eingezogen, bestätigte am Dienstag CEO Adi Hoess gegenüber der RNZ.
Zur offiziellen Eröffnung erwartet das Unternehmen am Mittwoch unter anderem den Besuch des neuen Mannheimer Oberbürgermeisters Christian Specht. Der Umzug habe sich über mehrere Wochen hingezogen, da Affimed unter anderem über gentechnische Labore verfüge, für die bestimmte Sicherheitsstufen gelten.
Die im Jahr 2000 gegründete Affimed GmbH verfolgt laut Hoess das Ziel, die Stärken des angeborenen menschlichen Immunsystems im Kampf gegen den Krebs zu nutzen. Das Unternehmen hat dafür einen Wirkstoff entwickelt, der Tumorzellen erkennen und mit natürlichen Killerzellen (sogenannte NK-Zellen) des Immunsystems zusammenbringen kann, damit diese die Krebszellen zerstören. Geforscht werde beispielsweise bei Patienten mit Lymphdrüsenkrebs, die Ergebnisse bisheriger Studien seien sehr ermutigend, so Hoess, und hätten hohe Wirksamkeitsnachweise erbracht.
Bei vielen Patienten habe man einen vollständigen Rückgang der Krebserkrankung festgestellt. Mit einer Zulassung des Wirkstoffs rechnet der CEO zunächst in den USA, später aber auch in Europa. Seit 2014 ist das Unternehmen, das derzeit rund 130 Mitarbeiter beschäftigt, an der Nasdaq in den USA notiert. Die Aktien lägen heute vollständig im Streubesitz, so Hoess.
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Die Entscheidung, nach Mannheim umzuziehen, sei bereits vor etwa zwei Jahren gefallen, erklärte der CEO weiter. Damals habe Affimed seinen Sitz im Technologiepark Heidelberg im Neuenheimer Feld gehabt. Hier sei es aber irgendwann zu eng geworden.
Man habe immer mehr Räume anmieten müssen, die über mehrere Stockwerke verteilt gelegen hätten. Zudem habe es an Sozial- und Meetingräume gefehlt. "Für ein Unternehmen wie Affimed ist eine permanente Vernetzung aber von besonderer Bedeutung", so der CEO. "Wir brauchen immer auch die Möglichkeit für einen spontanen Austausch".
Gegen einen Verbleib im Technologiepark habe außerdem die schwierige Verkehrssituation im Neuenheimer Feld gesprochen. Mitarbeiter hätten regelmäßig von mühsamen Anfahrten und morgendlichen Staus berichtet. Bei dem neuen Standort habe man auch deshalb auf eine verkehrsgünstige Lage unweit dem Mannheimer Hauptbahnhof geachtet. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, aus dem Affimed im Jahr 2000 ausgegründet worden war, sei weiterhin gut erreichbar.
Trotzdem sei der Umzug nach Mannheim "keine Entscheidung gegen Heidelberg gewesen", so Hoess. Man sei bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten vielmehr sehr pragmatisch vorgegangen und habe in der Quadratestadt schließlich die geeigneten Flächen gefunden. "Wenn wir damals etwas Vergleichbares in Heidelberg gefunden hätten, wären wir wahrscheinlich da geblieben".
Entscheidend sei letztlich gewesen, innerhalb der Rhein-Neckar-Region zu bleiben, so Hoess. Denn hier sei auch ein Großteil der Beschäftigten zu Hause. "Wir haben viel in unsere Mitarbeiter investiert und wollen sie nun unbedingt halten". Die neuen Meetingräume in Mannheim würden auch schon gut angenommen. Für viele Beschäftigte seien sie ein Grund, wieder verstärkt ins Büro zu kommen.