SAP-Gehaltsrunde 2022

"Mitarbeiter hatten signifikant mehr erwartet" (Update)

Es gibt drei Prozent mehr für SAP-Mitarbeiter. Junge Talente, die etwa zehn Prozent der Belegschaft ausmachen, bekommen 6,75 Prozent mehr.

27.01.2022 UPDATE: 28.01.2022 19:00 Uhr 3 Minuten, 4 Sekunden
SAP

Die SAP-Konzernzentrale in Walldorf. Foto: Uwe Anspach

Von Matthias Kros

Walldorf. Auch einen Tag nach der Verkündung der Gehaltserhöhung beim Softwarekonzern SAP reißt die Kritik nicht ab. Zwar erscheine die Aussage des Managements richtig, dass SAP in Summe weltweit mehr in die Mitarbeiter investiere, sagte Dieter Mazic, Betriebsratsvorsitzender der SAP Deutschland und stellvertretender Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der SAP SE, auf Anfrage am Freitag in Walldorf. "Jedoch habe ich auf der Mitarbeiterversammlung am Donnerstag anhand des Kollegen-Feedbacks den klaren Eindruck gewonnen, dass sich die Mitarbeiter signifikant mehr von dieser Gehaltsrunde erwartet hätten", so der Arbeitnehmervertreter. Dafür wären die Beschäftigten auch bereit gewesen, im Gegenzug weniger an Einmalzahlungen wie bei den Aktienprogrammen zu erhalten.

Deutschland-Personalchef Cawa Younosi hatte der Belegschaft am Donnerstag mitgeteilt, dass das Gehaltsrundenbudget für die rund 24.500 Mitarbeiter in Deutschland in diesem Jahr drei Prozent (inklusive Beförderungsbudget) betrage. 40 Prozent davon werde dabei jeder Beschäftigte garantiert erhalten, der Rest liege im Ermessen der jeweiligen Vorgesetzten. Insgesamt nehme SAP für diese Erhöhung rund 50 Millionen Euro in die Hand, so Younosi.

Mit diesem Budget liegt SAP zwar deutlich über dem Wert aus dem vergangenen Jahr, als der Softwarekonzern die Gehälter nur um vergleichsweise geringe 1,2 Prozent angehoben hatte. Angesichts der hohen Inflationsrate in Deutschland, die 2021 bei 3,1 Prozent lag, hatten sich manche Arbeitnehmervertreter aber einen noch höheren Wert für 2022 gewünscht. Younosi verteidigte dagegen das aktuelle Budget und betonte, dass von jedem neu auszugebendem Euro 48 Cent in die gesamte Mitarbeitervergütung fließen werde, "was klar die Prioritäten des Vorstandes unterstreicht".

Trotzdem hatte sich im Anschluss an die Mitarbeiterversammlung Unmut breitgemacht. Der Betriebsratsvorsitzende der SAP SE, Klaus Merx, der wegen der "mageren Gehaltsrunde 2021" bereits in der vergangenen Woche einen "Nachholbedarf" ausgemacht hatte, sprach von einem "eher bescheidenen Budget". Mitglieder der IG-Metall-Liste "Pro Mitbestimmung" im Betriebsrat nannten die Erhöhung sogar "ernüchternd" und "beschämend". Außerdem befürchten sie bei der Verteilung nun Willkür durch die jeweiligen Vorgesetzten und setzen sich für mehr Mitbestimmung bei diesem Thema ein. Derzeit wird über die Gehaltsrunde bei SAP von Vorstand und Aufsichtsrat entschieden.

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Die Walldorfer stehen im harten internationalen Wettbewerb um junge IT-Talente, der auch über Gehaltszahlungen bestimmt wird. Im vergangenen Jahr konnte die SAP ihre Beschäftigten in Deutschland aber vergleichsweise gut halten. Die Quote der Abwanderer lag bei lediglich 1,5 Prozent.

Update: Freitag, 28. Januar 2022, 19.04 Uhr


Kritik an Gehaltserhöhung von drei Prozent

Walldorf. (mk) Die rund 24.500 Mitarbeiter der SAP in Deutschland bekommen mehr Geld – trotzdem gibt es Kritik. Das Gehaltsrundenbudget betrage in diesem Jahr drei Prozent (inklusive Beförderungsbudget), bestätigte Cawa Younosi, Personalchef Deutschland des Softwarekonzerns, gegenüber der RNZ. 40 Prozent davon werde dabei jeder Beschäftigte garantiert erhalten, der Rest liege im Ermessen der jeweiligen Vorgesetzten. Ausnahme seien die jungen Talente bei SAP ("early talents"), die etwa zehn Prozent der Belegschaft ausmachten und 6,75 Prozent mehr Gehalt bekommen sollten. Insgesamt nehme SAP für diese Erhöhung rund 50 Millionen Euro in die Hand, so Younosi.

Mit den im Durchschnitt drei Prozent liegt SAP deutlich über dem Wert aus dem vergangenen Jahr, als der Softwarekonzern die Gehälter nur um vergleichsweise geringe 1,2 Prozent angehoben hatte. In den Jahren davor hatte es in der Regel immer drei Prozent gegeben. Wegen des "Ausreißers" im vergangenen Jahr und der aktuell hohen Inflation in Deutschland hatten sich manche Arbeitnehmervertreter einen noch höheren Wert für 2022 gewünscht. Younosi betonte, dass 2022 von jedem neu auszugebendem Euro 48 Cent in die gesamte Mitarbeitervergütung fließen werde, "was klar die Prioritäten des Vorstandes unterstreicht".

Der Betriebsratsvorsitzende Klaus Merx zeigte sich dennoch enttäuscht. Im Unterschied zu einer Tarifrunde müsse die Gehaltsrunde bei SAP zwei Ziele erfüllen, führte er aus: die Verschiebung des allgemeinen Vergütungsniveaus und die individuelle Entwicklung der einzelnen Mitarbeiter, die durch eine größere Erfahrung oder mehr Verantwortung begründet sei. "Beides zusammen ist mit diesem eher bescheidenen Budget leider nicht zu erreichen", stellte er fest und kritisierte zudem, dass "die Verbesserung der aktienbasierten Komponenten auch nur einem Teil der Belegschaft zugute" komme.

Vertreter der IG-Metall-Liste "Pro Mitbestimmung", die im Vorfeld eine Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent gefordert hatten, schlossen sich dem Betriebsratsvorsitzenden an. Die Beschäftigten hätten dieses Jahr neben einer angemessenen Gehaltserhöhung auch einen Ausgleich für letztes Jahr erwartet, hieß es am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung. Die Gehaltserhöhung sei "ernüchternd", sagte Eberhard Schick, Mitglied der Liste "Pro Mitbestimmung". Für ein Unternehmen wie SAP sei es "beschämend", dass weder Inflation noch Produktivitätszuwachs ausgeglichen würden, fügte Sigrid Wortmann, Kandidatin zur Betriebsratswahl, hinzu. Und Judith Schützendorf, Liste Pro Mitbestimmung, befürchtet Ungerechtigkeiten bei der Verteilung: "Unser aller Erfolg bei SAP basiert auf Kooperation. Das hat SAP scheinbar nicht verstanden". Wenn die Gehaltserhöhungen wieder stärker willkürlich "nach Nasenfaktor" verteilt würden, würden viele Kollegen wieder leer ausgehen. Der Faktor Gerechtigkeit gelinge eben nur mit Gewerkschaften, findet sie.

Über das Budget für die Gehaltserhöhung entscheiden bei SAP Vorstand und Aufsichtsrat. Basis ist in der Regel ein Vorschlag von Beratungsunternehmen. Der Betriebsrat darf dann über die Verteilung mitentscheiden.

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