Mannheim

Niedrige Zucker-Preise reißen Loch in Bilanz (Update)

Trockener Sommer und Ende der EU-Marktordnung machen Südzucker zu schaffen – Analyst hat dennoch Hoffnung

10.01.2019 UPDATE: 10.01.2019 09:01 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden

Archivfoto: dpa

Von Barbara Klauß

Mannheim. Der trockene Sommer und der Preisverfall bei Zucker und Ethanol haben Südzucker in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand im dritten Quartal des Geschäftsjahres ein operativer Verlust 23 Millionen Euro, wie der Konzern am heutigen Donnerstag in Mannheim mitteilte – nach einem Plus von 103 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Auch der Umsatz ging um fünf Prozent zurück auf rund 1,7 Milliarden Euro.

Am schwersten belastet wird das Ergebnis ausgerechnet durch Verluste im Kerngeschäft mit Zucker. Wegen des heißen, trockenen Sommers fiel die Zuckerrüben-Ernte geringer aus als sonst. Doch nicht nur deshalb ist die Lage schon seit Monaten angespannt: Im Herbst 2017 lief die Zuckermarktordnung der Europäischen Union aus, die fast fünf Jahrzehnte lang unter anderem Mindestpreise für Zuckerrüben festgelegt hatte. Seither sind die Hersteller einem stärkeren Wettbewerb ausgesetzt, die Preise gaben stark nach. Die Erlöse gehen zurück.

Wirklich überraschend kommen die Zahlen für Analysten also nicht: Der operative Verlust im dritten Quartal habe im Rahmen seiner Erwartungen gelegen, schrieb Michael Schäfer von der Commerzbank. Doch sieht er einen Hoffnungsschimmer: Wie Südzucker mitteilte, zeichne sich seit einigen Wochen infolge der europaweit knappen Ernte eine Erholung der Zuckererlöse ab. Es gebe zumindest ein wenig Hoffnung, dass bei den Zuckerpreisen das Schlimmste überstanden sein könnte, so Schäfer.

Neben dem Zuckergeschäft belastet auch die Bioethanol-Tocher CropEnergies das Ergebnis: Aufgrund stark schwankender Preise, einer deutlich reduzierten Absatzmenge und geringeren Erlösen blieben auch dort Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal deutlich unter dem Vorjahreszeitraum. Bereits im Oktober vergangenen Jahres wurde CropEnergies wegen des starken Preisrückgangs für Bioethanol im Werk im britischen Wilton eine Produktionspause eingelegt, wie der Konzern mitteilte. CropEnergies produziert in vier Werken aus Zuckerrüben und Getreide Ethanol, das Spritsorten wie E10 beigemischt wird.

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Bereits seit Jahren stellt sich Südzucker breiter auf, um weniger vom Kerngeschäft Zucker abhängig zu sein. Unter anderem mit dem Segment "Spezialitäten", zu dem Freiberger gehört, ein Hersteller von Tiefkühlpizzen, Nudel- und anderen Fertiggerichten. Dieses Segment ist nun auch das einzige, in dem der Umsatz im Berichtszeitraum deutlich angestiegen ist. Im Segment Frucht (Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrat) blieb der Umsatz den Angaben zufolge stabil.

Dennoch rechnet der Konzern für das laufende Geschäftsjahr mit einem deutlich geringeren Ergebnis als im vorangegangenen. Im Kerngeschäft Zucker erwartet Südzucker einen Verlust von bis zu 200 Millionen Euro. Im September hatte der Konzern eine Gewinnwarnung ausgegeben: Demnach soll das Konzernergebnis im Geschäftsjahr 2018/19 statt wie im Vorjahr bei 445 Millionen nur noch zwischen 25 und 125 Millionen Euro liegen. Der Konzernumsatz soll 6,6 bis 6,9 Milliarden Euro erreichen. Diese Prognose bestätigte der Konzern nun.

Hoffnung auf wieder steigende Zuckerpreise hat die Aktien des im S-Dax notierten Unternehmens gestern angetrieben. Nach der Vorlage der Quartalszahlen machten die Papiere anfängliche Verluste von mehr als 3 Prozent schnell wett und drehten ins Plus.

Update: 19.15 Uhr, Donnerstag, 10. Januar 2019

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