RNF muss erneut Insolvenz anmelden
Der Hauptgesellschafter ist weg. Der Sendebetrieb geht vorerst weiter. Ein angeblicher Käufer ist in Sicht.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Die RNF GmbH, Betreiber des Rhein-Neckar-Fernsehens (RNF), hat beim Amtsgericht Heidelberg erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Ausschlaggebend für diesen Schritt sei die eingetretene Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft, teilte der regionale TV-Sender mit Sitz und großem Studio in Heidelberg am Dienstag überraschend mit.
Zuvor habe der Hauptgesellschafter Manfred Lautenschläger die Geschäftsführung darüber informiert, dass er die bisher regelmäßig bereitgestellten finanziellen Mittel nicht weiter zur Verfügung stellen werde. Gründe dafür wurden am Dienstag nicht bekannt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Rechtsanwalt Henrik Schmoll von der Heidelberger Kanzlei Wellensiek. Der Sendebetrieb soll zunächst wie gewohnt weitergehen.
Lautenschläger, Mitgründer des Wieslocher Finanzdienstleisters MLP, war nach der letzten Insolvenz des RNF im Jahr 2021 bei dem TV-Sender eingestiegen und hatte die fällige Neuausrichtung "mit Investitionen in deutlich siebenstelliger Höhe unterstützt", wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Auf diese Weise habe er den Aufbau eines privaten regionalen TV-Senders ermöglicht, "der technisch und personell zu den am besten ausgestatteten in Deutschland zählt". Unter anderem hatte Lautenschläger das erst vor gut einem Jahr in Betrieb genommene Studio im Heidelberger Stadtteil Wieblingen finanziert.
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Trotzdem steckt der Sender schon seit Längerem in finanziellen Schwierigkeiten und hat bereits drei Insolvenzverfahren hinter sich – zuletzt 2021. In den vergangenen drei Jahren sei es auch mit Blick auf die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gelungen, die Werbeumsätze aus dem RNF-Sendegebiet so zu stabilisieren, dass mindestens eine Kostendeckung erreicht worden wäre, teilte der TV-Sender zur Begründung der Insolvenz mit.
Dabei habe man die Zuschauer- und Userzahlen seit 2021 um rund 20 Prozent steigern können. Täglich verfolgten rund 170.000 Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar allein die Nachrichtensendung "RNF Life". Insgesamt schalteten täglich etwa 230.000 Menschen das RNF-Programm ein. Dennoch habe "die notwendige monetäre Unterstützung beispielsweise durch die regionale Wirtschaft, Kommunen und Verbänden nicht im erforderlichen Maß gesichert werden können".
Die Geschäftsführung strebt nun gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter eine Sanierung mit dem Ziel an, den Sendebetrieb "auf einer nachhaltigeren, kosteneffizienten Grundlage" fortzusetzen. Dazu sollen Synergieeffekte genutzt werden, um die Betriebskosten zu senken.
Zudem sei von einem großen, bisher nicht in der Region Rhein-Neckar aktiven Medienunternehmen Interesse an einem Engagement signalisiert worden, das zur Stabilisierung und Weiterführung des Senders beitragen könne. Außerdem wolle man sich im kommenden Jahr um die Lizenz für das RTL-Regionalfenster Rhein-Neckar bewerben, was eine weitere Grundlage für ein dauerhaftes journalistisches Angebot biete.
Im Jahr 2017 hatte das RNF nach rund 30 Jahren völlig überraschend diese lukrative Lizenz für das RTL-Regionalfenster an einen Konkurrenten verloren. Ein Jahr später musste der Sender dann erstmals Insolvenz anmelden und wurde von der Mannheimer Mediengruppe Dr. Haas übernommen, zu der unter anderem der "Mannheimer Morgen" gehört.
Diese zog sich aber wenige Monate später wieder zurück, weshalb das RNF zum zweiten Mal in die Insolvenz rutschte, aus der es dann der inzwischen verstorbene Andreas Schneider-Neureither, Gründer des Heidelberger Softwareunternehmens SNP, rettete. Mit seinem Tod im November 2020 ging der Sender an seine Erbengemeinschaft über und musste in der Folge erneut Insolvenz anmelden. Damals hatte auch der Heidelberger Unternehmer Jürgen B. Harder den Kauf des RNF erwogen, es kam allerdings nicht dazu.
Update: Dienstag, 24. September 2024, 18.57 Uhr