BASF will ihr Museum loswerden
Der Chemieriese sucht für die einzigartige Sammlung in Münster einen neuen Besitzer. Das gesamte gesellschaftliche Engagement steht auf dem Prüfstand.

Von Matthias Kros
Münster. Der Chemiekonzern BASF will sich von seinem international renommiertes Museum für Lackkunst in Münster trennen. Seit dem Herbst suche das Unternehmen mit Stammsitz in Ludwigshafen gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder nach einer Lösung für eine neue Trägerschaft, berichtet das "Handelsblatt".
Das 1993 eröffnete Museum beherbergt eine weltweit einzigartige Sammlung mit mehr als 1000 Objekten. Besucher können hier Lackkunst aus Südostasien, Europa und der islamischen Welt aus mehr als zwei Jahrtausenden erkunden. Einen genauen Zeitplan für die Trennung gebe es aber nicht, teilte das Unternehmen mit. Man sei sich der eigenen Verantwortung bewusst.
Die BASF ist Eigentümer der einmaligen Sammlung und auch Museumsbetreiber. Der Chemiekonzern ist in Münster mit dem Unternehmensbereich Coatings vertreten, produziert werden hier unter anderem Fahrzeug- und Autoreparaturlacke. Genutzt wird das Museum von der BASF gerne bei Kundenbesuchen, viele Sonderausstellungen dienen aber auch der Erforschung der Lackkunst.
Gegenüber den lokalen Medien vor Ort hatte BASF-Coatings-Geschäftsführer Mathias Schöttke Ende November 2022 den geplanten Abschied von der Lackkunst mit der wirtschaftlich schwierigen Lage begründet. Das "Handelsblatt" zitiert Branchenkenner, nach denen sich der Unterhalt des Museums in Münster auf einen hohen sechsstelligen Betrag belaufe – ohne Berücksichtigung der Mietkosten.
Auch interessant
Wegen der wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten hatte die BASF kürzlich auch ihren Ausstieg beim Dämmermarathon in Mannheim bekannt gegeben. Der Chemiekonzern wird erstmals seit 2005 die Veranstaltung nicht mehr finanziell unterstützen. Auch deshalb wird der beliebte Lauf 2023 gar nicht stattfinden können.
Zuvor hatte die BASF wegen des Rückzugs ihrer Tochter Wintershall aus Russland für 2022 einen Milliardenverlust verzeichnet und ein umfangreiches Sparprogramm über 500 Millionen Euro aufgelegt. Dem Programm werden voraussichtlich auch Arbeitsplätze zum Opfer fallen.
Ein Unternehmenssprecher in Ludwigshafen betonte am Donnerstag auf RNZ-Anfrage aber, dass sich die BASF trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage in Folge des Ukraine-Kriegs, der Energie- sowie der Klimakrise prinzipiell auch weiterhin für die Gesellschaft und für ein lebenswertes Umfeld am Stammsitz und in der Rhein-Neckar-Region einsetzen werde. "Um diese Herausforderungen fokussiert angehen zu können, müssen wir die zur Verfügung stehenden Mittel angepasst und mit Bedacht einsetzen", sagte er.
BASF engagiere sich auch künftig sowohl mit finanziellen Mitteln als auch mit dem persönlichen Einsatz ihrer Mitarbeitenden für die Gesellschaft und deren Zusammenhalt. "Im Hinblick auf die aktuellen, gesellschaftlichen Herausforderungen fokussiert sich die BASF künftig aber noch stärker auf die Themen Bildung sowie Zusammenhalt", so der Sprecher. Letzterer Fokus beinhalte wie schon in der Vergangenheit zum Beispiel die Förderung einer vielfältigen Vereinslandschaft, des Ehrenamts und sozialer Initiativen.