BASF beendet Russland-Geschäft (Update)
Das Unternehmen stellt seine Aktivitäten mit Ausnahme von für die Nahrungsmittelproduktion wichtigen Geschäften ein.

Symbolfoto: dpa
Von Matthias Kros
Ludwigshafen. Nach dem Softwarekonzern SAP stoppt nun der zweite Dax-Konzern in der Region, die BASF, wegen des Krieges in der Ukraine seine Aktivitäten in Russland und Belarus. Eine Ausnahme sei lediglich das Geschäft zur Unterstützung der Nahrungsmittelproduktion, teilte der Ludwigshafener Chemiekonzern am Mittwoch mit. Seit März schließt BASF bereits keine neuen Geschäfte mehr in den Ländern ab. Wegen der jüngsten Entwicklungen in dem Krieg und den von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland habe der Konzern nun aber entschieden, auch die bestehenden Aktivitäten in Russland und Belarus bis Anfang Juli einzustellen.
In der vergangenen Woche hatte bereits die Walldorfer SAP ihren "geordneten Rückzug" aus Russland angekündigt. Der Softwarekonzern hatte zunächst nur sein Neu- und Cloud-Geschäft in dem Land eingestellt. In Russland präsent bleibt dagegen vorerst der dritte Dax-Konzern der Region, HeidelbergCement. Der Baustoffkonzern hat zwar alle geplanten Investitionen in Russland eingefroren, an den drei Zementwerken mit ihren 1300 Mitarbeitern will das Unternehmen aber festhalten. Andernfalls, so befürchtet HeidelbergCement, könnten sie in Staatshand fallen.
Die BASF hat derzeit nach eigenen Angaben 684 Beschäftigte in Russland und Belarus. Man habe entschieden, diese bis Jahresende 2022 weiterhin zu unterstützen, teilte der Chemiekonzern weiter mit. Derzeit würden detaillierte Pläne zu einer geordneten Einstellung der Aktivitäten in Russland und Belarus erarbeitet. Die Geschäfte in Russland und Belarus machte im vergangenen Jahr rund ein Prozent des Konzernumsatzes aus, in der Ukraine waren es 0,2 Prozent.
Sehr viel abhängiger von Russland ist der Chemiekonzern, was die Belieferung mit Gas angeht. Konzernchef Martin Brudermüller hat bereits mehrfach vor einem Embargo gewarnt. Es könne zu einer vollständigen Einstellung der Betriebstätigkeit am Standort Ludwigshafen führen. Wichtig ist Russland auch für die Beteiligung Wintershall Dea, die dort 48 Prozent ihrer Produktion erzielt. An dem Öl- und Gaskonzern hält BASF noch 67 Prozent und will ihn bald an die Börse bringen.
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Gleichzeitig bemüht sich die BASF um Hilfe im Kriegsgebiet. Die eigenen Beschäftigten unterstützten ihre ukrainischen Kollegen mit einer Rekordsumme von mehr als 2,1 Millionen Euro, teilte die BASF mit. Das sei das mit Abstand höchste Ergebnis einer Mitarbeiterspendenaktion in der Geschichte. Das Unternehmen werde den Betrag nun auf das Doppelte aufstocken. Somit kämen den BASF-Kollegen aus der Ukraine sowie anderen Betroffenen insgesamt mehr als 4,2 Millionen Euro zugute.
Der Krieg in der Ukraine dürfte auch das bestimmende Thema der Hauptversammlung am Freitag sein. In einem Gegenantrag zur Tagesordnung beantragte der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre bereits, die Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2021 nicht zu entlasten. Hauptkritikpunkt ist die "massive Abhängigkeit von fossilem Erdgas, vor allem von Erdgas aus Russland". Der Aufsichtsrat habe es versäumt, die BASF unabhängiger zu machen.
Auch der schwache Aktienkurs dürfte ein Thema bei dem erneut nur virtuell stattfindenden Aktionärstreffen sein. Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment, kritisierte Brudermüller, der vor vier Jahren als CEO angetreten sei, der die BASF wieder nach vorne bringen wollte. "Die Aufbruchsstimmung ist verflogen, Sie haben die Aktionäre auf diese Reise nicht mitgenommen".
Update: Mittwoch, 27. April 2022, 18.44 Uhr
Mannheim. (RNZ) Wie am 3. März bekanntgegeben, schließt die BASF aufgrund des von der russischen Regierung angeordneten Angriffskriegs auf die Ukraine keine neuen Geschäfte mehr in Russland und Belarus ab. BASF verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine und die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung aufs Schärfste, teilte das Unternehmen mit.
Nun will das Unternehmen auch seine bestehenden Aktivitäten in Russland und Belarus bis Anfang Juli einstellen. Eine Ausnahme stelle dabei das Geschäft zur Unterstützung der Nahrungsmittelproduktion dar, da der Krieg das Risiko berge, eine weltweite Nahrungsmittelkrise auszulösen.
Das Unternehmen habe derzeit 684 Mitarbeiter in Russland und in Belarus und wll diese bis Jahresende weiter unterstützen. 2021 belief sich der Anteil von Russland und Belarus am Gesamtumsatz der BASF-Gruppe auf rund ein Prozent.