So grün wollen die Firmen der Region werden
Fast alle größeren Unternehmen haben sich Klimaziele gesetzt. Teilweise werden das auch die Mitarbeiter zu spüren bekommen.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Anfang Mai hat die Bundesregierung die Klimaziele deutlich verschärft. So soll Deutschland bereits 2045 und damit fünf Jahre früher als die EU klimaneutral werden. "Klimaneutral" bedeutet dabei, dass nur noch so viel Treibhausgas ausgestoßen wird, wie auch wieder gebunden werden kann. Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre soll also nicht mehr steigen. Das setzt vor allem Unternehmen aus energieintensiven Branchen unter Druck, auch in der Region, wo mit HeidelbergCement und der BASF zwei Konzerne ihren Sitz haben, die vergleichsweise viel Treibhausgase ausstoßen. Das Thema ist aber praktisch in Firmen aller Branchen auf der Agenda. Viele haben sich eigene Klimaziele gesetzt und dokumentieren Fortschritte in jährlichen erscheinenden Nachhaltigkeitsberichten.
> BASF: Der Ludwigshafener Chemiekonzern sieht die neuen Vorgaben in Deutschland kritisch: "Ohne einen Plan, wie das gehen soll", habe die Regierung die Klimaziele verschärft, schimpfte BASF-Chef Martin Brudermüller kürzlich im "Handelsblatt". Es werde Zeit, dass die Politik ihre "Flughöhe der Ambitionen" verlasse und sich an die Arbeit mache. Die BASF selbst hat das Ziel bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden, 2020 lagen die Treibhausgasemissionen in der Gruppe bei rund 21 Millionen Tonnen CO2. Damit hat das Unternehmen seinen Wert von 1990 fast halbiert. Erreichen will die BASF ihre Ziele vor allem durch einen Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Quellen. Zu den wichtigsten neuen Technologien, die BASF derzeit entwickelt, zählen elektrisch beheizte Steamcracker.
> HeidelbergCement: Die Zementherstellung ist seit jeher sehr energieintensiv, entsprechend hoch sind die Treibhausgas-Emissionen. 2020 habe man 576 Kilogramm CO2 pro Tonne zementartigem Material verursacht, geben die Heidelberger an. Trotzdem will der Baustoffkonzern – genau wie BASF – bis 2050 klimaneutral sein. Vorstandschef Dominik von Achten erwartet dafür eine langfristige Planungssicherheit von der Politik. Erreichen will der Baustoffkonzern seine Ziele durch den vermehrten Einsatz alternativer Roh- und Brennstoffe oder auch durch das Austauschen des CO2-intensiven Klinkers im Zement durch zement-ähnliche Sekundärstoffe mit deutlich geringerer CO2-Bilanz. Zuletzt hatte HeidelbergCement zudem angekündigt, in Schweden Zement CO2-neutral herstellen zu wollen. Ein bestehendes Werk werde so ausgebaut, dass ab 2030 bis zu 1,8 Millionen Tonnen des Treibhausgases im Jahr abgeschieden werden können.
> Freudenberg: Die gruppenweiten CO2-Emissionen des Weinheimer Mischkonzerns lagen 2020 bei rund 770.000 Tonnen. Dieser Wert gilt als nun Basis für die künftigen Ambitionen Freudenbergs, den eigenen CO2-Ausstoß bis 2025 um 25 Prozent zu reduzieren. Dabei setze man auf eine vierstufige Strategie, bei der die Reduktion des Energieverbrauchs erste Priorität innehabe, erklärt eine Sprecherin. In einem zweiten Schritt gehe es dann darum, den verbleibenden Energiebedarf – wo möglich – zu elektrifizieren. Drittens solle die Energiebilanz durch den Einkauf von Ökostrom verbessert werden. Als vierten Punkt setzt Freudenberg auf die Kompensation von CO2-Emissionen.
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> SAP: Bei einem Unternehmen ohne eigene Produktionsanlagen wie der Walldorfer SAP sind die CO2-Emissionen naturgemäß niedriger, 2020 lagen sie bei 135.000 Tonnen, was einem Minus gegenüber 2019 von 55 Prozent entspricht. Das hängt mit der Corona-Pandemie zusammen, weshalb viele Geschäftsreisen ausfielen. Entsprechend will SAP nun schon bis 2023 klimaneutral werden – zwei Jahre früher als ursprünglich angestrebt. Der größte Teil der Emissionen entsteht durch die Nutzung der SAP-Software. Den Kunden wird deshalb angeboten, die SAP-Systeme mithilfe einer klimaneutralen, grünen Cloud bereitzustellen. Außerdem soll bis 2025 mindestens ein Drittel des firmeneigenen Fuhrparks elektrifiziert sein.
> MLP: Noch früher als SAP will der Finanzdienstleister MLP in Wiesloch klimaneutral sein – nämlich schon 2022. Im vergangenen Jahr betrugen die CO2-Emissionen knapp 7700 Tonnen, hauptsächlich bedingt durch die Mobilität. Einen Hebel sehe man durch Information und die Sensibilisierung der Beschäftigten, erklärt ein Sprecher, insbesondere im Mobilitätsverhalten (Geschäftsreisen, Anfahrt zum Arbeitsplatz).
> Roche: Das Pharmaunternehmen will seine Gesamtumweltbelastung in den nächsten zehn Jahren um die Hälfte zu reduzieren und zusätzlich die Treibhausgasemissionen aus eigenen Firmenaktivitäten und eingekauften Energien bis 2050 auf Null senken. Wie bei MLP steht auch bei Roche die Mobilität für einen Großteil der Emissionen und des Ressourcenverbrauchs. Seit 2021 wird daher die Dienstwagenflotte schrittweise von konventionellen Verbrennungsmotoren auf nachhaltige Antriebe umgestellt. Der CO2-Ausstoß der Dienstwagenflotte werde so bis 2025 um 40 Prozent reduziert, erklärt eine Sprecherin. Zudem habe man das Ziel gesetzt, Dienstreisen massiv einzuschränken.