Curevac zeigt sich unbeirrt
Derzeit kein Rütteln an Produktionsplänen in Heidelberg - Bafin ermittelt wegen Kurssturz

Von Matthias Kros
Heidelberg. Trotz enttäuschender Zahlen zur Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs lässt sich der Tübinger Hersteller Curevac mit Hauptaktionär Dietmar Hopp nicht von seinem eingeschlagenen Weg abbringen. Die Produktionspläne für das Vakzin stellte eine Unternehmenssprecherin am Dienstag auf RNZ-Anfrage jedenfalls nicht in Frage: "Unsere Pläne in Bezug auf unseren Impfstoffkandidaten der ersten Generation CVnCoV bleiben unverändert bestehen, denn zur langfristigen Bekämpfung der Covid-19-Pandemie ist die Entwicklung weiterer Impfstoffe zwingend notwendig", sagte sie. Curevac werde hierzu auch weiterhin beitragen.
Das Unternehmen, an dem Hopp über seine Heidelberger Holding Dievini rund 47 Prozent der Anteile hält, hatte in den vergangenen Monaten ein Partnernetzwerk aufgebaut, zu dem neben Bayer und Glaxo Smith Kline auch die Celonic Group gehört, die mehr als als 100 Millionen Corona-Impfdosen in Heidelberg herstellen will, mehr als 50 Millionen noch dieses Jahr. Dafür soll eine 4500 Quadratmeter große Erweiterung der Produktionsfläche in Betrieb gehen. Rund 160 größtenteils hochqualifizierte Jobs hatte das Schweizer Unternehmen deshalb versprochen. Damit würde der Standort auf rund 400 Stellen anwachsen. Celonic selbst kommentiert die aktuelle Entwicklung bei Curevac nicht, hatte aber im Frühjahr mitgeteilt, dass man in Heidelberg auch noch einen zweiten Impfstoff herstellen wolle – welchen verraten die Schweizer noch nicht. Celonic hatte im Jahr 2017 ein Werksgelände am Heidelberger Czernyring gekauft, den ehemaligen Sitz der Firma Orpegen.
Curevac hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass sein Vakzin nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" zeigt. Damit hatte es die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt. Diese Mitteilung hatte einen drastischen Sturz des Börsenkurses von Curevac ausgelöst. Neben Hopp ist auch der Bund an dem Tübinger Unternehmen beteiligt.
Der Kurssturz hat inzwischen auch die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen. Die Behörde schaue sich außergewöhnliche Kursbewegungen dahin gehend an, ob möglicherweise Verdachtsmomente für Marktmissbrauch oder Marktmanipulation vorliegen, sagte ein Behördensprecher am Montag der Nachrichtenagentur Reuters ohne Details zu nennen. Die "Rheinische Post" berichtet, dass die Bafin sich dafür interessiert, ob Beschäftigte der Häuser Curevac oder dessen Partners Bayer Insiderwissen genutzt und noch rechtzeitig Aktienbestände verkauft haben könnten. Es werde untersucht, ob Beschäftigte mit Insiderwissen über die Ergebnisse der Impfstoffstudie an Aktienverkäufen beteiligt gewesen sind. Die Curevac-Papiere notierten am Dienstag bei etwa 50 Euro und damit nach wie vor weit unter dem Allzeithoch von 125 Euro.
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Curevac und Eigentümer Dievini sehen den Impfstoff zu Unrecht in der Kritik. Kein anderes Vakzin sei an so vielen Virusvarianten getestet worden, hatte Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas kürzlich gesagt. Es sei daher "faktisch eigentlich nicht korrekt", die Zahl von vergangener Woche mit denen zur Wirksamkeit anderer Impfstoffe zu vergleichen. "Die Zahlen zur Wirksamkeit der anderen Impfstoffe sähen vermutlich anders aus, wenn man deren Studien zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt hätte."