Eppelheim

Österreicher durfte neue Eissorte nicht "Sisi" nennen

Capri-Sun GmbH hatte sich die Namensrechte bereits vor Jahren gesichert.

11.08.2022 UPDATE: 11.08.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Ein Ausschnitt des restaurierten Ölgemäldes von Elisabeth von Österreich-Ungarn (Maler Franz Xaver Winterhalter), aufgenommen im Sisi-Museum der Wiener Hofburg. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Starnberg/Eppelheim. In Österreich darf eine neue Eissorte nicht den Namen der beliebten früheren Kaiserin Sisi (Elisabeth von Österreich) tragen. Die Starnberger Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT), die das Eis in Zusammenarbeit mit einer Eisdiele vermarkten wollte, musste feststellen, dass der Name bereits vergeben ist – die Capri-Sun GmbH mit Sitz in Eppelheim hatte sich die Namensrechte schon vor vielen Jahren gesichert. Darüber berichtete kürzlich die "Süddeutsche Zeitung".

Danach sollte die neue Sorte ein Veilchen-Eis sein; die berühmte Kaiserin soll im Rahmen ihrer strengen Diäten mit Vorliebe kandierte Veilchen oder Blüten-Sorbet gegessen haben. Um keine Probleme zu bekommen, beauftragte die GWT dem Zeitungsbericht zufolge zunächst einen Rechtsanwalt, der die rechtliche Lage rund um den Namen der Hoheit "Sisi" klären sollte. Und dieser habe dann überraschend herausgefunden, dass die Rechte in Eppelheim liegen – und zwar in verschiedenen Schreibweisen.

Die Capri-Sun GmbH, die vor gut einem Jahr selbst ins Speiseeis-Geschäft eingestiegen war, bestätigte auf RNZ-Anfrage die rechtliche Lage. Bereits Anfang des letzten Jahrhunderts seien in Hamburg die "Deutschen Si-Si-Werke" gegründet worden, erklärte ein Unternehmenssprecher der Capri Sun Gruppe. Die Rechte an der eingetragenen Marke Si-Si gingen teilweise bis ins Jahr 1907 zurück. Das Unternehmen habe damals zu den ersten Herstellern von kohlensäurehaltigen, alkoholfreien Erfrischungsgetränken überhaupt in Deutschland gezählt.

Mit der früheren österreichischen Kaiserin hat Si-Si freilich wenig zu tun. Vielmehr leite sich Si-Si von "sine spiritus" (ohne Alkohol) ab, erklärte der Sprecher. Mit der doppelten Verneinung (sine-sine) habe der Firmengründer unterstreichen wollen, dass die Produkte ohne einen einzigen Tropfen Alkohol hergestellt wurden. Aus sine-sine sei Si-Si geworden.

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In den 1950er-Jahren habe dann die Capri Sun Gruppe – zu dieser Zeit noch Rudolf-Wild Betriebe – die Deutschen Si-Si-Werke und damit verbunden die ersten Si-Si-Marken übernommen. Als Firmierung in der Getränkebranche sei Si-Si über viele Jahrzehnte genutzt worden. 2017 wechselte im Zuge der Internationalisierung der Marke "Capri-Sun" der Name Si-Si-Werke GmbH dann zur Capri Sun GmbH, der Sitz blieb in Eppelheim. Das Unternehmen vermarktet Capri-Sun in Deutschland und ist der größte europäische Produzent der bekannten Trinkbeutel. Eigentümer ist Hans-Peter Wild, Sohn des Unternehmensgründers.

In Starnberg entschied sich die GWT übrigens, der neuen Eissorte den Namen "Sisi’s Veilcheneis" zu geben, wohl wissend, dass es sich um eine grammatikalisch falsche Verwendung des Apostrophs handelt, aber offenbar rechtskonform. Den Angaben zufolge handelt es sich um ein Sorbet, das nach Originalrezept der Hofküche zubereitet wurde – so, wie es die Kaiserin genossen hat. Von Capri-Sun habe sich noch niemand beschwert, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" eine Vertreterin der GWT.

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