Elektromobilität

Bei SAP sind die Plug-in-Hybride die "Einstiegsdroge"

SAP will eigenen Fuhrpark bis 2025 zu einem Drittel elektrifizieren, aktuell sind es aber nur wenige Vollstromer

11.12.2020 UPDATE: 12.12.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
SAP-Fuhrpark-Manager Steffen Krautwasser beim Laden eines Elektroautos in Walldorf. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Walldorf. Beim Softwarekonzern SAP ist der Umbau des Fuhrparks voll im Gange. Bis 2025 lautet das Ziel mindestens 33 Prozent E-Autos oder Plug-in-Hybride. "Wir sind auf richtigen Weg", stellt Fuhrpark-Manager Steffen Krautwasser fest. Schon im laufenden Jahr hätten etwas mehr als ein Drittel der berechtigten Mitarbeiter ein elektrifiziertes Fahrzeug bestellt. Aktuell liege die E-Auto-Quote in Deutschland bei etwa 15 Prozent: Unter den 17.000 Dienstwagen seien 2500 elektrifiziert, davon allerdings nur 500 Vollstromer und 2000 Plug-in-Hybride. "Eine Brückentechnologie", wie Krautwasser immer wieder betont. Weil die Reichweite reiner E-Autos wachse, steige auch ihre Verbreitung.

SAP hat sich das Ziel gesteckt, bis 2025 klimaneutral zu sein. Weil das Unternehmen über keine nennenswerten Produktionsanlagen verfügt, ist der eigene Fuhrpark ein wichtiger Hebel zum Erreichen der Vorgabe. Zumal bei dem Softwarekonzern die Dienstwagen schon immer eine große Rolle spielen, rund 90 Prozent der Mitarbeiter genießen dieses Privileg. "Für uns sind die Dienstwagen ein Motivationsfaktor, mit dem wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen wollen", so Krautwasser. Zudem sei das Autos für Außendienstler und Berater oft unverzichtbar.

Um den Arbeitnehmern nun den Umstieg auf ein Elektroauto schmackhaft zu machen, setze das Unternehmen vor allem auf Kommunikation, erklärt der Fuhrpark-Manager. "Wir veranstalten zum Beispiel regelmäßig E-Mobilitäts-Tage, bei denen die Fahrzeuge, aber auch das Zubehör wie die Lade-Infrastruktur vorgestellt werden". Mitarbeiter könnten dabei alles anfassen und fragen, wie es funktioniert. "Was brauche ich für das Laden? Wie muss ich meine Fahrgewohnheiten ändern und macht es für mich überhaupt Sinn?"

Parallel installiert das Unternehmen immer mehr Ladepunkte an ihren Standorten – rund 450 Ladestationen betreibt SAP derzeit allein in Deutschland. "Das ist ein sehr wichtiger Faktor", erklärt Krautwasser. Während der Standzeit auf dem Firmenparkplatz sei ein idealer Zeitpunkt, die Batterie voll aufzuladen. Aber auch das Laden zu Hause fördert das Unternehmen. Mitarbeiter, die sich eine dafür nötige Wallbox kaufen, erhalten in der Regel die Mehrkosten erstattet, die die staatliche Subvention von 900 Euro übersteigen. "Zudem tragen wir die Stromkosten", sagt Krautwasser. Vom kommenden Jahr an biete man den Beschäftigten ein neues Angebot, bei dem sich das Firmenfahrzeug authentifizieren lasse und so die Kosten für das Laden daheim aus der Stromrechnung herausgerechnet werden könnten.

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Aber auch den Kauf eines Elektroautos fördere die SAP, so Krautwasser. Ohnehin richte sich das Budget der Mitarbeiter für die Autoauswahl nach dem CO2-Ausstoß. Für Elektroautos käme nun noch ein Extra-Faktor hinzu, denn in der Regel seien sie in der Anschaffung noch immer etwas teurer als die vergleichbaren Verbrenner.

Doch natürlich sieht auch Krautwasser beim Umstieg auf die Elektromobilität noch Luft nach oben. "Manche Mitarbeiter entscheiden sich bewusst für einen Verbrenner, weil bei ihnen einfach die Voraussetzungen für ein E-Auto noch nicht gegeben sind". Scheitern könne der Wechsel zum Beispiel daran, dass manche Mitarbeiter zuhause keinen festen Parkplatz mit Lademöglichkeit haben. "In einigen Autoklassen gibt es aber auch nur ein sehr überschaubares Angebot an Fahrzeuge", sagt Krautwasser und denkt dabei zum Beispiel an Familien mit Kindern, die ihren Dienstwagen auch privat nutzen und entsprechend Platz brauchen. "Elektroautos sind heute noch oft Kleinwagen. Gerade im mittleren Preissegment gibt es dagegen Lücken". Außerdem wünscht sich der Fuhrpark-Manager für die Stromer endlich kürzere Lieferzeiten.

Längst nicht alle Unternehmen in Deutschland unterstützen übrigens den Umstieg auf die Elektromobilität so stark wie SAP. Bei einer am Donnerstag veröffentlichte E-Mobilitätsstudie des Energiekonzerns Eon gaben lediglich 13 Prozent der befragten Berufstätigen an, dass es an ihrem Arbeitsort bereits Lademöglichkeiten für die E-Fahrzeuge von Kunden oder Mitarbeitern gebe. Und ebenfalls nur 13 Prozent sagten, der Arbeitgeber habe bereits E-Autos im Fahrzeug-Pool. Eine Förderung der Arbeitgeber, etwa durch Prämien oder finanzielle Unterstützung beim Einbau einer Lademöglichkeit zu Hause, nannten sogar nur 9 Prozent.

Einen echten Durchbruch der Elektromobilität erwartet auch der Bundesverband Fuhrparkmanagement derzeit nicht: "Wir glauben nicht, dass es jetzt zur großen Welle kommt", sagt Marc-Oliver Prinzing, Vorsitzender des Verbands mit Sitz in Mannheim. Unternehmen wie SAP seien die Ausnahme. Denn "fundamentale Probleme" blieben bestehen. "Größtes Hemmnis sind derzeit die noch fehlenden Modelle, wenn der Dienstwagen auch privat genutzt werden soll", sagte er etwa mit Blick auf Familien mit Kindern. Auch seien Außendienstler – zumindest in normalen Zeiten – oft bis zu 80000 Kilometer pro Jahr unterwegs. "Da passt ein Elektroauto mit langsamer Ladegeschwindigkeit einfach nicht dazu". Generell seien Dienstwagen aber ein starker Hebel beim Umstieg, denn Fuhrparkmanager in Unternehmen seien wichtige Autoeinkäufer. Mehr als 60 Prozent aller Neuzulassungen seien in den letzten Jahren gewerblich gewesen.

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