"Die Situation ist ernst"

Wie sich das Coronavirus auf Unternehmen in der Region auswirkt

78 Prozent gehen davon aus, dass das Virus Auswirkungen aufs Geschäft haben wird

11.03.2020 UPDATE: 12.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
Leere Stühle eines Straßencafés: Das Gastgewerbe bekommt die Folgen des Coronavirus besonders zu spüren. Foto: dpa

Von Barbara Klauß

Mannheim/Rhein-Neckar. Das Coronavirus macht nicht nur Menschen krank, es infiziert zudem immer mehr Bereiche der Wirtschaft. So stehen auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar die Telefone nicht mehr still. Es herrsche viel Unsicherheit, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke bei einer Pressekonferenz. Vor allem die Frage nach möglicher Unterstützung treibe die Firmen in der Region um.

Etwa, wenn in der Gastronomie wegen des Virus die Gäste und damit auch die Einnahmen ausbleiben, die Kosten für Miete und Personal aber weiterlaufen. Das könne – auch für ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen – schnell zu einem existenziellen Problem werden, meint Nitschke.

Zwar gebe es keinen Grund zur Panik, wie IHK-Präsident Manfred Schnabel immer wieder betont. "Aber die Situation ist ernst und herausfordernd."

Die weit überwiegende Mehrheit der Unternehmen in der Region geht davon aus, dass das Coronavirus Auswirkungen aufs Geschäft haben wird, wie eine Blitzumfrage zeigt, die die IHK Metropolregion Rhein-Neckar Anfang März durchgeführt hat. Die meisten erwarten demnach Umsatzrückgänge und Lieferengpässe. Darüber hinaus bereiten Einbußen durch abgesagte Messen oder "unverhältnismäßige Panikreaktionen" der Kunden und Lieferanten Sorge.

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Bisher sind es laut IHK vor allem die Reisewirtschaft und das Gastgewerbe, die die Folgen des Virus zu spüren bekommen, zudem Messen und Veranstalter. Doch wirken sich Unsicherheiten und Engpässe in Lieferketten auch auf Industrie- und Logistikbetriebe aus. "Noch haben die meisten Unternehmen einen Puffer", meint Schnabel. "Aber da rollt noch etwas auf uns zu."

Mehr als ein Viertel der Unternehmen im Land erwartet einer Umfrage der baden-württembergischen IHKs zufolge in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von mehr als zehn Prozent. Das liege auch an der besonders exportorientierten Wirtschaft im Land, heißt es in einer Mitteilung der Landes-IHK. Diese sei natürlich schnell von Problemen bei Lieferketten und Geschäftsreisen betroffen. "Auch für das wirtschaftliche Wohlergehen der Region ist die Exportwirtschaft enorm wichtig", erklärt der Präsident der IHK Rhein-Neckar.

Inzwischen reagieren viele Unternehmen, indem sie etwa ihre Lieferketten umstellen oder die Produktion verlagern; Notfallpläne werden aktiviert, Dienstreisen reduziert, vermehrt auf Telefon- und Video-Konferenzen umgestellt. Wer kann, lässt seine Mitarbeiter zu Hause arbeiten.

Doch sieht die IHK nicht nur die Wirtschaft in der Pflicht, auf das Virus zu reagieren: "Dies ist eine Sondersituation, die nicht von den Unternehmen verursacht wurde", erklärt Hauptgeschäftsführer Nitschke. Deshalb fordert IHK-Präsident Schnabel für die am meisten betroffenen Branchen schnelle, unbürokratische und zielgerichtete Hilfe. Alles, was die Unternehmen in dieser schwierigen Situation unterstützen könne, müsse getan werden. "Liquiditäts- und Unterstützungshilfen stellen aktuell die wirksamste Unterstützung dar."

Für sinnvoll halten die baden-württembergischen IHKs etwa Stundungen von Steuern und Sozialabgaben sowie einen raschen Zugang zu Überbrückungshilfen wie Kurzarbeitergeld. Einen Teil dieser Forderungen – wie etwa Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld und ein Investitionspaket des Bundes – sind bereits im Koalitionsausschuss der Bundesregierung verabredet, andere werden derzeit diskutiert. "Wichtig ist nun eine zeitnahe und unkomplizierte Umsetzung", sagt Schnabel.

Das Coronavirus hat die regionale Wirtschaft in einem Moment getroffen, in dem die Unternehmen aller Branchen ihre Lage ohnehin schlechter eingeschätzt haben als im Vorjahr, wie die IHK-Konjunkturumfrage zu Beginn des Jahres ergab. Dennoch sei die Lagebeurteilung der Unternehmen damals zumindest befriedigend gewesen, erklärt Nitschke. Inzwischen aber seien diese Einschätzungen – aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus – Geschichte.

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