Das "Berggeschrey" ist fast verstummt
Das Unternehmen fördert heute vor allem Öl und Gas in den USA mit der umstrittenen Fracking-Technologie.

Von Harald Berlinghof
Mannheim. Die Öl- und Gasproduktion in den USA ist zum Hauptgeschäft der Deutschen Rohstoff AG geworden. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, liege die bisherige Produktion im ersten Halbjahr rund 16 Prozent über der Planung.
Das Wertpapierportfolio bestehend aus Öl- und Gas sowie Goldaktien liefere weiterhin sehr gute Ergebnisse. Im 1. Halbjahr seien bislang Gewinne in Höhe von 11,5 Millionen Euro realisiert worden. Darüber hinaus bestünden unrealisierte Gewinne in Höhe von 6,4 Millionen Euro. Bis Mitte Juli sollen vorläufige Halbjahreszahlen veröffentlicht werden.
Zinn, Kupfer, Gold, Wolfram, und Seltenerden war man auf der Spur. Mit der Tochtergesellschaft Ceritech wollte man aus Gips Seltenerden gewinnen. Das Geschäft wurde beendet. Das Lithium hat man aber wegen der wachsenden E-Mobilität nicht aus den Augen verloren.
Die Deutsche Rohstoff AG (DRAG) war anfangs, als sie in Heidelberg 2006 gegründet wurde, ein echtes Bergbau-Unternehmen und das "Berggeschrey" drang bis ins sächsische Erzgebirge. Aber heute hat sich die Deutsche Rohstoff AG fast ausschließlich auf die Erdöl- und Erdgasförderung in Nordamerika konzentriert. Das schwarze Gold, das mit vier US-Tochtergesellschaften ans Tageslicht geholt wird, wird ausschließlich mithilfe der in Europa höchst umstrittenen Fracking-Technologie gewonnen.
Heute ist die DRAG eine Holding-Gesellschaft mit Hauptsitz in Mannheim mit zwölf Mitarbeitern. Neben dem Ölgeschäft ist lediglich noch die Gewinnung von Wolfram in Südkorea durch die Tochtergesellschaft Almonty von Bedeutung. Aber auch an Almonty hat man nur noch einen Anteil von 13,3, Prozent. Mit der Wolfram-Miene will man die vorherrschende Marktstellung Chinas bei der Wolfram-Förderung schwächen.
Rhein-Petroleum, die in Süddeutschland nach Öl suchen - auch im Raum Karlsruhe, Groß-Gerau und Weinheim - gehört nur zu zehn Prozent der Holding. An den vier US-Ölfirmen hält man dagegen Anteile zwischen 65 und 100 Prozent. Und mit diesen Firmen erzielte man den kompletten konsolidierten Umsatz von 38,7 Millionen Euro des Jahres 2020. Das erste Quartal 2021 zeigte sich mit einem deutlichen Aufwärtstrend mit 18 Millionen Euro deutlich freundlicher.
Bohrköpfe, die zur Erdölsuche eingesetzt werden, bestehen häufig aus Wolfram-Karbid, das mit Industriediamanten bestückt ist. So gesehen könnte man es einen Synergieeffekt nennen, wenn die Deutsche Rohstoff AG (DRAG) mit Sitz in Mannheim mit ihrer Tochtergesellschaft Almonty in der größten Wolfram-Miene der Welt im südkoreanischen Sangdong aktiv ist und gleichzeitig in den USA ein bedeutendes Ölförder-Unternehmen ist.
Man gräbt also das Material mit dem höchsten Schmelzpunkt aller Metalle aus dem Boden und verkauft es an die Hersteller von Erdölbohrköpfen. Die sind allerdings nur ein Nischenmarkt in Bezug auf die Abnehmer des begehrten Metalls. Wolfram wird wegen seiner großen Hitzebeständigkeit, auch in Metalllegierungen, die in der industriellen Werkzeugherstellung, der Automobilindustrie, der Flugzeugindustrie aber auch in militärischen Anwendungen eingesetzt werden, geschätzt. Auch in E-Ladesäulen, wo hohe Temperaturen entstehen, ist Wolfram von Bedeutung. "Sangdong wird mithilfe von KFW-Finanzierungen entwickelt und soll ab 2022/2023 produzieren. Die Miene ist eine der Kronjuwelen von Almonty", betont Thomas Gutschlag, Vorstandschef der DRAG-Holding.
Trotz des Wolfram-Geschäfts ist man aufgrund der einseitigen Ausrichtung auf die Rohölförderung stark vom Ölpreis abhängig. Der aber erholt sich zusehends vom ersten Corona-Schock bei dem der Erdölpreis am 20. April 2020 sogar ins Minus gerutscht war. Inzwischen liegt er wieder bei 68 US-Dollar je Barrel. Ab 50 US-Dollar verdient man bei der Deutschen Rohstoff AG Geld mit der Förderung. Die Risiken und Abhängigkeiten vom Rohölpreis minimiert man, indem rund 60 Prozent der Produktion mit so genannten Hedging-Vereinbarungen abgesichert wurden. Das sind vertragliche Preisfestlegungen für die nahe Zukunft, die wie eine Versicherung wirken.
Kaum Sorgen bereitet Gutschlag der Trend weg von fossilen Energieträgern, wie er vor allem in Deutschland unüberhörbare Züge annimmt. "Das ist global noch lange kein Thema", sagt Gutschlag. "Im Gegenteil, die Nachfrage nach Öl und Gas wird wachsen", ist er optimistisch.
Das meiste Öl und Gas aus Drag-Quellen bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit in den USA. "Wo das aber letztlich landet, können wir gar nicht genau sagen. An den Bohrlöchern arbeiten wir nicht selbst, sondern beauftragen Dienstleistungsfirmen. Direkt ab Bohrloch fließen das Öl und Gas in Pipelines zur Verteilung".



