Volocopter darf bei Olympia in Paris abheben
Der französische Verkehrsminister erlaubt den "versuchsweisen Einsatz" der umstrittenen Flugtaxis. Das Unternehmen erwartet eine "finale Zusage".

Von Matthias Kros
Bruchsal. Die Flugtaxis von Volocopter mit Sitz in Bruchsal sollen bei den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) über den Dächern von Paris schweben dürfen. Frankreichs Verkehrsminister Patrice Vergriete kündigte gegenüber der Zeitung "Le Parisien" zumindest einen versuchsweisen Einsatz an.
Eine Unternehmenssprecherin blieb trotz der Aussagen des Ministers noch vorsichtig: Es seien mit den zuständigen Behörden noch immer einzelne Details zu klären, sagte sie am Montag in Bruchsal. Die "finale Zusage" erwarte man im Juli.
Ursprünglich wollte Volocopter bei Olympia sogar seinen kommerziellen Regelbetrieb beginnen. Doch dafür fehlt nach wie vor die notwendige Zulassung der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA. Daran habe sich nichts geändert, sagte die Sprecherin. Man werde bei den Olympischen Spielen deshalb keine Passagiere befördern dürfen. Man erwarte die Zulassung durch die EASA aber noch im Laufe dieses Jahres.
Die Bruchsaler entwickeln elektrisch angetriebene Flugtaxis, mit denen Passagiere Staus auf den Straßen ausweichen sollen. Die "VeloCity" genannten Multicopter mit einem markanten Ring für die Rotoren auf dem Dach können senkrecht starten und landen, zwei Menschen haben darin Platz (Pilot plus Passagier). Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 110 km/h.
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"Wir werden mit dieser Weltneuheit während der Olympischen Spiele experimentieren. Es ist ein technologischer Fortschritt, der von Nutzen sein könnte", sagte Vergriete der Zeitung zufolge. Die Genehmigung für "VoloCity" gelte jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum und nicht für die breite Öffentlichkeit.
Der Verkehrsminister widersprach damit dem Pariser Stadtrat, der sich im Herbst einstimmig gegen die Flugtaxis ausgesprochen hatte. Der Stadtrat hatte von "Greenwashing in seiner reinsten Form" gesprochen. Der "VeloCity" sei lediglich ein Transportmittel für "Ultrareiche, die es eilig haben".
Den Angaben zufolge wurden für Volocopter rund um Paris vier Start- und Landezonen eingerichtet, unter anderem auf dem Flughafen Charles de Gaulle und dem kleineren Flugplatz Le Bourget sowie eine neue schwimmende Plattform auf der Seine im Westen von Paris.
Darauf hatte sich die Bruchsaler mit dem französischen Flughafenbetreiber ADP, dem Metro- und Busbetreiber von Frankreichs Hauptstadt RATP und der Pariser Regionalregierung geeinigt.
Vor einem breiteren Einsatz der Flugtaxis müssen die französischen Behörden noch von der Umweltfreundlichkeit und der Nützlichkeit überzeugt werden.
Dazu sollen nun die Testläufe während der Spiele dienen. "Während der Spiele wird es einige Testflüge geben. Wenn wir sehen, dass sie nicht effektiv sind und zu viel Lärm machen, werden wir unsere Konsequenzen ziehen", sagte der Minister weiter.
Volocopter durchlebt gerade unruhige Zeiten. Die Bruchsaler hatten sich Anfang des Jahres vergeblich um staatliche Bürgschaften bemüht und drohten in die Pleite zu rutschen. Nun schossen die bestehenden Investoren Geld nach.