Warnstreik in Heilbronn

Ausstand an den SLK-Kliniken

Nach den Busfahrern erhöht nun auch Pflegepersonal den Druck auf kommunale Arbeitgeber - Verdi kündigt weitere Aktionen an

14.03.2018 UPDATE: 15.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden

Um den Forderungen im Tarifstreit Nachdruck zu geben, legten mehr als 100 Mitarbeiter und Auszubildende am Klinikum Gesundbrunnen die Arbeit nieder. Foto: Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. (bfk) Am Dienstagnachmittag waren die Heilbronner Stadtbusse im Depot geblieben, am Mittwoch legten mehr als 100 Mitarbeiter und Auszubildende am Klinikum Gesundbrunnen die Arbeit nieder, zwei Stunden später war Warnstreik am Plattenwaldkrankenhaus angesagt. Die Gewerkschaft Verdi reagiert mit den Aktionen darauf, dass die Arbeitgeber auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Tarifangebot haben.

Verdi fordert für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sechs Prozent mehr bei Gehältern und Löhnen, mindestens aber 200 Euro mehr pro Monat und hundert Euro mehr für Auszubildende und Praktikanten. Wo man sich bei dem Null-Angebot der Arbeitgeber treffen werde, dazu wollte und konnte Marianne Kugler-Wendt keine Prognose abgeben, wohl aber, dass der Arbeitskampf weiter gehen werde. Sie ist Verdi-Geschäftsführerin in der Region Heilbronn-Neckar-Franken und leitet seit Februar auch den Bezirk Rhein-Neckar.

Das Null-Angebot der Arbeitgeber macht die Streikenden besonders wütend. Schon Kugler-Wendts Vorredner sprach bei den Arbeitgebern von "Diskriminierung, Frechheit und Unverschämtheit". Sie sagte dazu: "Wir stellen berechtigte Forderungen", Geld sei genug vorhanden, es müsse nur richtig verteilt werden.

An die Adresse der Kassen gewandt sagte sie, dass deren Millionenüberschüsse in die Pflege und für die Patienten fließen sollten und nicht in die Pharmaindustrie. "Jetzt sind wir dran" lautete die Losung bei den Streikenden der Heilbronner Verkehrsbetriebe - "Wir sind es wert" stand auf den Plakaten und den Streikwesten der Pflegekräfte am Gesundbrunnen. Eine Aussage, wie sie nicht nur im letzten Wahlkampf gang und gäbe war, wenn von der Notwendigkeit der Aufwertung der Pflegeberufe die Rede war.

Kugler-Wendt ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass man auch in der nächsten Tarifrunde weiter streiken werde und eine Großaktion nach den Osterferien plane. In dieser Streikphase könnten dann auch die Kreissparkasse Heilbronn betroffen sein, weil diese "an die Jahressonderzahlung ran will", wie Kugler-Wendt sagte.

Die öffentlichen Arbeitgeber argumentieren damit, dass die Tariferhöhungen die kommunalen Haushalte weiter belasten werden. Die Patienten am Gesundbrunnen, so war zu hören, hätten für die Streikenden viel Verständnis gezeigt. Kugler-Wendt konnte noch bekannt geben, dass es gerade in den Streiktagen einen Zuwachs an Neumitgliedern im zweistelligen Bereich gegeben habe.

Hintergrund

Mannheim. (dpa-lsw) Die Baden-Württemberger müssen sich vor Ostern auf größere Warnstreiks im öffentlichen Dienst einstellen. Nach ersten Aktionen werde es in der kommenden Woche immer mehr

[+] Lesen Sie mehr

Mannheim. (dpa-lsw) Die Baden-Württemberger müssen sich vor Ostern auf größere Warnstreiks im öffentlichen Dienst einstellen. Nach ersten Aktionen werde es in der kommenden Woche immer mehr "spürbare Arbeitsniederlegungen" geben, teilte die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch in Stuttgart mit. Betroffen werden demnach Eltern von Kindergartenkindern und Patienten von kommunalen Kliniken sein. Verdi will bei Streikaufrufen in Krankenhäusern aber die regionalen Auswirkungen der Grippewelle berücksichtigen. Verdi-Bundeschef Frank Bsirske kündigte an, dass auch Flughäfen betroffen sein könnten, wenn auch nicht direkt in den Ferien.

Die zweite Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen war am Dienstag ohne Annäherung zu Ende gegangen. Verdi-Landeschef Martin Gross sagte: "Die größten staatlichen Überschüsse in der Geschichte der Bundesrepublik und kein Angebot für die eigenen Beschäftigten: Das passt wie die Faust aufs Auge."

Am Freitag erwartet Verdi zu einer Streikparade in Mannheim rund 500 Auszubildende und junge Beschäftigte aus ganz Baden-Württemberg. Sie pochen auf einen vollen Urlaubsanspruch von 30 Tagen. Verdi und der Beamtenbund fordern sechs Prozent mehr Lohn, mindestens 200 Euro mehr im Monat. Im Land betrifft die Forderung den Arbeitgebern zufolge rund 316 000 Beschäftigte in mehr als 800 Kommunen.

Der Präsident der kommunalen Arbeitgebervereinigung VKA, Thomas Böhle, sagte zu den Ankündigungen der Gewerkschaft: "Dass Verdi mit Warnstreiks gedroht hat, ist erstens nichts Neues und lässt zweitens keinen Rückschluss auf den Verhandlungsstand zu."

[-] Weniger anzeigen
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.