Um der Enge in Straßenbahnen und Schulbussen zu entschärfen, will man in Heilbronn die Unterrichtszeiten entzerren. Zugleich sollen die Kontrollen verstärkt werden. Eine auf den öffentlichen Raum ausgeweitete Maskentragepflicht wird ebenfalls überlegt. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Zehn Patienten liegen derzeit mit einer Corona-Erkrankung in den Heilbronner Stadt- und Landkreis-Kliniken (SLK), zwei von ihnen müssen beatmet werden. Die Inzidenzzahl, die sich auf Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bezieht und sich durchaus stündlich ändern kann, lag am Montagnachmittag bei 45,8, wie der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Peter Liebert, bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz der Stadt bekannt gab. Ab 50 Fällen treten bekanntlich verschärfte Regeln in Kraft.
Solche hat die Stadtverwaltung nun skizziert, auch wenn Oberbürgermeister Harry Mergel allerdings nicht ganz ohne Hoffnung ist, dass Heilbronn noch einigermaßen glimpflich davonkommen könnte. Dennoch: "Wir nähern uns mehr und mehr der kritischen Marke", warnte er. "Es kann jeden Tag eintreten, dass wir sie erreichen." Dann werden die Regeln in Kraft gesetzt, die bereits in einer Allgemeinverfügung der Stadt festgeschrieben sind.
Es gehe nun darum, die Bürger zu schützen, das Gesundheitswesen leistungsfähig, den Schaden für die Wirtschaft möglichst gering und den Betrieb in den Schulen und Kindergärten aufrecht zu halten. Wie ungewiss alle Prognosen sind, erläuterte Liebert an einem Fallbeispiel: Wenn an einem Tag, wie schon geschehen, 17 Fälle hinzukommen und nur vier wieder herausfallen, dann sei man sehr schnell im kritischen Bereich. Insgesamt stellte sich die Situation in Heilbronn als eher diffus und kaum einschätzbar dar. Vielfach handele es sich bei den Neuinfektionen um familiäre Häufungen, hieß es.
Wird die kritische Marke "50" überschritten, werden bei privaten Feiern im Hause nur bis zehn, in Gaststätten bis 25 teilnehmende Personen erlaubt sein, bei öffentlichen Versammlungen unter Vorlage eines Hygienekonzeptes maximal 500. "Das Theater wird weiter spielen, das Kammerorchester wird weiter Konzerte geben, die Läden und die Gastronomie werden weiter geöffnet sein", sagt Mergel. Um der Enge in Schulbussen zu entgehen, werde man die Unterrichtszeiten weiter entzerren, beispielsweise, indem er auf die Nachmittage ausgedehnt wird.
Dorothea Kleinhanss, Leiterin des Ordnungsamtes, sagte auf RNZ-Nachfrage, dass die jetzt schon häufigen Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst und die Polizei weiter verstärkt werden. Anders als etwa in Stuttgart, meinte Mergel, gebe es in Heilbronn keine Brennpunkte. Er schloss aber nicht aus, dass es, so wie in der Landeshauptstadt, auch in Heilbronn eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum der Innenstadt geben könnte, vor allem auf öffentlichen Plätzen und Märkten – welche das sein werden, darüber stimmen sich die Behörden aktuell noch ab.
Auch kündigte Mergel an, dass die Stadt als Arbeitgeber die Homeoffice-Fristen bis ins nächste Jahr verlängert habe – und appellierte an die Arbeitgeber, sich auch hier weiter flexibel zu zeigen.
Seit Montag kommt ein Hilfsangebot der Bundeswehr dem Gesundheitsamt zugute. Dort werden künftig vier ihrer Angehörigen dabei helfen, die täglich bis zu 600 Anrufe und die Nachverfolgung von bis zu 370 Kontakten zu bewältigen.
Info: In Heilbronn sind – Stand Montag, 12. Oktober – insgesamt 810 Personen mit dem Coronavirus infiziert. 713 von ihnen sind bereits wieder genesen, aber 17 sind mit oder an den Folgen von Covid-19 gestorben.