Symbolfoto: Friso Gentsch/dpa
Heilbronn. (fro) Nicht als "Fake News", sondern eher als "Late News" könnte man die Meldung einer Webseite, die dem rechten politischen Spektrum zugeordnet wird, bezeichnen. Das Internetportal "Die freie Welt" hatte vor Kurzem reißerisch über die Vergewaltigung einer Seniorin in Lauffen berichtet. Zwei Migranten seien am "vergangenen Mittwoch" in die Wohnung der bettlägerigen Frau eingedrungen und hätten sie vergewaltigt. Zunächst hatte die RNZ auf Anfrage bei der Polizei Heilbronn erfahren, dass es einen solchen Fall jedoch nicht gegeben habe.
Nach Hinweisen und weiterer Recherche ergibt sich nun ein anderes Bild: Es gab die Vergewaltigung einer Seniorin, allerdings fand sie bereits vor mehr als einem Jahr statt: Die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Heilbronn wurde am 18. August 2017 veröffentlicht. Darin ist von zwei 25- bis 30-jährigen Verdächtigen die Rede, die blonde beziehungsweise dunkle Haare hatten und gebrochen Deutsch sprachen. Nach Polizeiangaben habe die Mitarbeiterin eines Pflegedienstes die Frau damals in ihrem Bett aufgefunden und die Polizei verständigt.
Auf RNZ-Nachfrage teilt Frank Belz von der Polizei Heilbronn mit, dass die Polizei die Meldung, die im Internet hohe Wellen schlug, dementiert. Ebenso sei der dort geschilderte Hergang nicht zu bestätigen. "Der Polizei Heilbronn ist kein solcher aktueller Fall bekannt. Diese Meldung hat keinen aktuellen Bezug", sagte er. Es habe den oben geschilderten "ähnlich gelagerten Fall" in Lauffen gegeben, der jedoch "nicht auf Flüchtlinge bezogen" sei. Die Internetseite hatte von "muslimischen Migranten" geschrieben.
Zu dem Lauffener Fall gibt es laut Belz noch keine neuen Erkenntnisse, obwohl die Polizei mehrere Speichelproben genommen habe: "Hier sind wir leider noch nicht weitergekommen." Warum die Internetseite die Meldung mit großer Verspätung und offenbar mit Übertreibungen gespickt veröffentlichte, weiß wohl nur Sven von Storch, Ehemann der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch, der im Impressum der Seite als Herausgeber gelistet wird. Am Montag nahm die Webseite den Artikel offline und veröffentlichte nachmittags eine Korrektur. Für großen Aufruhr hatte sie im Internet dennoch gesorgt.
Update: 5. November 2018, 16.54 Uhr