Der 25-jährige Christopher Hepp ist in Baden als Schiedsrichter unterwegs. Foto: Benz
Von Christopher Benz
Heidelberg. Über 500 Spiele gepfiffen und erst 25 Jahre alt: Christopher Hepp gehört trotz seines jungen Alters zu den ganz Erfahrenen seiner Zunft in und um Heidelberg. Als Schiedsrichter hat er es bis in die Landesliga, als Assistent an der Linie sogar bis in der Oberliga Baden-Württemberg geschafft. Aktuell pfeift er nicht mehr ganz so häufig, sondern unterstützt den Heidelberger Fußballkreis sowie den Badischen Fußballverband als Schiri-Beobachter und versucht den Nachwuchs für die Schiedsrichterei zu gewinnen.
"Das Interesse an den Neulings-Lehrgängen ist nicht gerade gering", berichtet Hepp. "Wir haben eher damit zu kämpfen, die Schiedsrichter an der Stange zu halten." Bei den Unparteiischen gelten letztlich die gleichen Voraussetzungen wie bei den aktiven Kickern: Andere Freizeitmöglichkeiten stehen in zunehmender Konkurrenz mit dem Fußball.
Ein weiterer, nicht unerheblicher Grund, sind Berichte über Ausschreitungen auf den Fußballplätzen. "Wir wissen über die Problematik Bescheid, häufig sind es die Eltern der jungen Schiedsrichter, die deswegen auf uns zukommen", berichtet Hepp von besorgten Müttern und Vätern. "Aus diesem Grund binden wir gerade bei jungen Schiedsrichtern die Eltern schon in der Ausbildung mit ein. Und natürlich versuchen wir die Neu-Schiedsrichter auch in Sachen Umgang mit kritischen Situationen bestmöglich vorzubereiten. Am Anfang sind außerdem erfahrene Paten mit dabei, die Sicherheit und Rückhalt geben."
Der gebürtige Eberbacher weiß, wie es sich anfühlt, wenn man attackiert wird. "Als ich 18 Jahre alt war, hat mir bei einem Karlsruher Kreisliga-Spiel ein Spieler in den Nacken geschlagen", erzählt Hepp von seiner schlimmsten Erfahrung. Mit viel positivem Zuspruch hat er nur eine Woche später wieder zur Pfeife gegriffen. "Das war das Beste, was ich machen konnte", erläutert Hepp. Seitdem ist ihm kein ähnlicher Vorfall widerfahren. "Sonst hätte ich vermutlich auch aufgehört", verrät er.
Die aktuelle Berichterstattung über Drohungen oder Übergriffen geht an dem gelernten Industriefachwirt nicht spurlos vorbei. "Ich kenne die Zahlen vom bfv und diese bewegen sich seit Jahren in etwa auf dem gleichen, sehr niedrigen Niveau", weiß Hepp über die Anzahl der Vorfälle Bescheid und differenziert das Ganze. "In der Presse stürzt man sich eher auf solche Sachen, auch wenn natürlich jeder Vorfall einer zu viel ist."
Wichtig ist die Frage, wie man mit der Problematik umgeht und potenzielle Vorfälle am besten im Keim erstickt. "Vor dem Spiel große Ansprachen in der Kabine zu halten, halte ich nicht für die Lösung. Dadurch lassen sich keine Kurzschlussreaktionen, die tätliche Übergriffe in nahezu allen Fällen sind, vermeiden", sagt Hepp.
Ein Großteil der Unruhe komme häufig von außen, deshalb rät der 25-Jährige denjenigen, die nichts mit dem Geschehen auf dem Spielfeld zu tun haben, "einfach kurz vorher darüber nachzudenken, was sie Richtung Schiedsrichter oder Spieler brüllen wollen."