Pädagogenmangel in Baden-Württemberg

Gymnasiallehrer an die Grundschule

Einstellung garantiert - Aber geringere Bezahlung

09.02.2018 UPDATE: 11.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Auch im baden-württembergischen Münstertal werden Grundschullehrer gesucht. Besonders sind gefragt sind jetzt Pädagogen mit einem gymnasialen Abschluss. Foto: dpa

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bemüht sich wegen des Lehrermangels an Grundschulen verstärkt um junge Gymnasiallehrer als Quereinsteiger. In einem am Freitag versandten Brief an rund 4000 Gymnasiallehramts-Absolventen fordert Eisenmann diese auf, an Grundschulen auszuhelfen. Die Ministerin bessert ein bestehendes Angebot nach. Unter anderem wirbt das Land mit einer perspektivischen "Einstellungsgarantie" als Gymnasiallehrer. "Wir schaffen damit einen Anreiz für Lehrer, die uns dabei helfen, die Versorgungslage an den Grundschulen zu entschärfen", teilte Eisenmann mit.

An Grundschulen blieben bereits letztes Jahr landesweit rund 400 Stellen unbesetzt. Bis etwa 2020 werden dort deutlich mehr Lehrer pensioniert als neue von den Pädagogischen Hochschulen kommen. Zudem fehlt ein ganzer Absolventenjahrgang, weil das Studium um ein Jahr verlängert wurde. Eisenmann schnürte daher im Sommer 2017 ein "Maßnahmenpaket Lehrergewinnung".

Es sieht mehrere Notmaßnahmen vor, dazu gehört das Aushilfs-Angebot an junge Gymnasiallehrer, die Grundschul-relevante Fächer studiert haben: Sie können eine berufsbegleitende Nachschulung absolvieren und an Grundschulen unterrichten. Denn während in Klasse 1 bis 4 Lehrermangel herrscht, besteht in vielen Fächern ein Überangebot an Gymnasiallehrern. Vergangenen Jahres bekamen dort mehr als 2000 Bewerber keine dauerhafte Stelle. Diese Situation werde sich "in der Einstellungsrunde 2018 weiter verschärfen", warnt Eisenmann.

Bisher ist der Erfolg mäßig, landesweit nahmen nur 28 junge Gymnasiallehrer das Angebot an. Eisenmann bessert es daher nach: Wer am Programm teilnimmt - die Nachschulung wird von zwei Jahren auf eines verkürzt - und danach noch mindestens drei Jahre an einer Grundschule bleibt, erhalte "eine Einstellungszusage für eine spätere Übernahme als beamtete Lehrkräfte im gymnasialen Lehramt"; das bedeutet an einem Gymnasium, einer Gemeinschaftsschule oder einer beruflichen Schule.

Auch interessant
Kultusministerium Baden-Württemberg: Noch mehr Lehrer braucht das Land
"Die am schlechtesten ausgestattete Schulart": Fehlendes Personal in Baden-Württembergs Grundschulen
Unterrichtsausfall in Baden-Württemberg: "Auf Kante genäht"
Lehrermangel in Baden-Württemberg: Leere Stühle im Lehrerzimmer

Teilnehmer werden erst angestellt, nach Absolvieren der Nachschulung sollen sie verbeamtet werden. Abstriche müssen sie bei der Bezahlung machen. Als Grundschullehrer werden sie nach der Besoldungsgruppe A 12 vergütet, Gymnasiallehrer sonst nach A 13. Der Lehrerverband VBE bewertet er das Angebot differenziert: "In dieser Notlage begrüßen wir den Versuch, den Lehrermangel an Grundschulen dadurch zu bekämpfen, indem man weitere Anreize für vorgebildetes Personal wie Gymnasiallehrkräfte setzt", lobt der Landesvorsitzende Gerhard Brand. Jedoch sei ein Jahr Qualifizierung zu kurz.

Die Gewerkschaft GEW bezweifelt, dass nach einer Pensionierungswelle ab 2021 genügend Lehrkräfte an Grundschulen zur Verfügung stehen. Landes-Chefin Doro Moritz: "Notlösungen reichen nicht aus. Wir brauchen eine langfristige Lehrerbedarfsplanung." Die SPD plädiert dafür, dass Grundschullehrer, die an Gemeinschaftsschulen unterrichten, zurück an ihre Stammschulen sollen. Die freiwerdenden Stellen an Gemeinschaftsschulen könne man mit Gymnasiallehrern besetzen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.