Von Roland Muschel, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Vor gut einem Monat hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) ihre Kabinettsvorlage zum Ausbau der Medizinstudienplätze fertiggestellt. Wann die Pläne im Ministerrat beschlossen werden können, ist indes offen. Die CDU-Fraktion knüpft an eine Freigabe eine Bedingung: Sie will, dass Bauer entgegen ihren Planungen eine verbindliche Landarztquote einführt.
"Wir als CDU-Fraktion halten eine Landarztquote bei der Zulassung zum Medizinstudium für den richtigen Weg. Wir wollen in der Kabinettsvorlage von Ministerin Bauer verbindlich gewährleistet wissen, dass die medizinische Versorgung im ländlichen Raum deutlich gestärkt wird", sagte Reinhart der RNZ. Im Gespräch mit ihm hätten die Dekane der medizinischen Fakultäten der Unikliniken Heidelberg, Mannheim, Ulm, Tübingen und Freiburg "die Notwendigkeit einer effektiven Lösung" zur Erhöhung der ärztlichen Niederlassungen im ländlichen Raum anerkannt. Das begrüße er.
Laut Bauers Vorlage soll der Ausbau um 150 Studienplätze an den fünf bestehenden Unikliniken erfolgen, ab dem Sommersemester 2020 erhält jeder Standort 30 zusätzliche Studienplätze pro Jahr. Um die Plätze hatten auch die städtischen Kliniken von Stuttgart und Karlsruhe gebuhlt. Sowohl Bauer selbst wie auch ein von ihr eingesetztes Expertengremium hatten sich aber klar für das Konzept der bestehenden Fakultäten ausgesprochen und damit gegen die Schaffung neuer Unikliniken gewandt.
1300 Landärzte älter als 65
Bestandteil des Konzepts von Heidelberg, Mannheim, Ulm, Tübingen und Freiburg ist die Einführung eines Neigungsprofils "Ländliche Hausarztmedizin", das allen Studierenden offensteht. Neben Bauer hält es auch der Präsident des Landkreistags, der Tübinger Landrat Joachim Walter (CDU), für erfolgversprechend: "Das Konzept der fünf Medizinischen Fakultäten überzeugt uns vollauf, weil es Studenten für die Tätigkeit als Landarzt begeistern und sie noch während des Studiums mit örtlichen Akteuren verzahnen kann." Bei diesem Konzept, so Walter weiter, sehe er durchaus Chancen, "zunächst ohne Landarztquote auszukommen". Man solle eine verpflichtende Regelung nicht aus den Augen verlieren, aber erst mal schauen, ob das Konzept Erfolge zeitige.
Zuletzt hat etwa Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) gewarnt, dass der Ärztemangel gerade im ländlichen Raum bedrohliche Züge annehme. Aktuell seien mehr als 1300 niedergelassene Hausärzte im Land älter als 65, heißt es im KVBW-Versorgungsbericht 2018. "Wir brauchen keine magische Kugel, um vorherzusehen, dass es in den nächsten Jahren harten Einschnitte geben wird. Für diese 1300 Hausärzte sind nicht ausreichend Nachfolger in Sicht."