Heilbronn. (rnz) Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Bier, Wein und Schnaps bei der Betriebsfeier zum Jahresende: Alkoholkonsum ist für viele Menschen der Normalfall. Regelmäßiger Genuss bedingt jedoch erhebliche Gesundheitsschäden. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist bei jungen Männern jeder vierte Todesfall auf Alkohol zurückzuführen.
Die gute Nachricht: In Baden-Württemberg sinkt die Zahl der Personen, die wegen Alkoholmissbrauchs in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen, seit Jahren, und auch in Heilbronn macht sich dieser Trend bemerkbar. Das geht aus einer Statistik hervor, die die AOK nun vorgelegt hat. Die Erhebung gilt als repräsentativ, da die AOK mit einem Marktanteil von rund 45 Prozent die größte Krankenkasse des Landes ist.
Demnach ist die Fallrate der Krankenhausbehandlungen bei AOK-Versicherten von 2014 bis 2018 landesweit bei den Männern jährlich um 4,9 Prozent und bei den Frauen um 5,2 Prozent gesunken. Im Landkreis Heilbronn sanken die Krankenhausfallraten im gleichen Zeitraum bei den Frauen um jährlich 8,3 Prozent und bei den Männern um 3,3 Prozent. Im Stadtkreis Heilbronn war beim Komatrinken von Männern ein jährliches Minus von 5,3 Prozent und bei den Frauen von 9,2 Prozent zu verzeichnen.
Im Landkreis Heilbronn mussten im vergangenen Jahr 206 AOK-Versicherte wegen übermäßigen Alkoholgenusses stationär behandelt werden. Das ist ein deutlicher Rückgang, denn im Jahr 2017 waren es hier 246 Alkoholkranke, 217 im Jahr 2016 und 256 im Jahr 2015. Im Stadtkreis Heilbronn entwickelten sich die Zahlen bei Alkoholbehandlungen von AOK-Versicherten wie folgt: 147 im vergangenen Jahr, 137 in 2017, 155 in 2016 und 165 im Jahr 2015.
Jeder zehnte Jugendliche gibt sich regelmäßig die Kante
Positiv sind die Entwicklungsdaten auch beim sogenannten "Komatrinken" von Jugendlichen: Die Behandlungszahlen von AOK-Versicherten sanken in Baden-Württemberg in den vergangenen fünf Jahren jährlich um fünf Prozent.
Ein riskanter Alkoholkonsum ist laut Robert-Koch-Institut noch bei knapp 16 Prozent der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren festzustellen, regelmäßiges Rauschtrinken bei 11,5 Prozent. Während auf dem Höhepunkt der Welle des Komatrinkens bei dieser Altersgruppe im Jahr 2011 landesweit noch 1366 Krankenhausbehandlungen bei AOK-versicherten Jugendlichen zu verzeichnen waren, fiel hier die Zahl seitdem kontinuierlich: Auf 994 im Jahr 2014, 991 im Jahr 2016 und 844 stationäre Behandlungen im Jahr 2018. In der Region Heilbronn-Franken wurden im vergangenen Jahr insgesamt 91 Jugendliche – 42 Frauen und 49 Männer – wegen Komatrinkens im Krankenhaus behandelt.
"Dass die Zahlen seit fünf Jahren rückläufig sind, zeigt, dass die Präventionsmaßnahmen der Suchtberatungsstellen und Schulen greifen. Jugendliche trinken seltener Alkohol und das Einstiegsalter verschiebt sich nach hinten", bewertet die Medizinerin Sabine Knapstein die Statistik. Trotz der positiven Entwicklung müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Knapstein: "Alkoholmissbrauch stellt nach wie vor eines der gravierendsten Gesundheitsprobleme unserer Gesellschaft dar."
"Die AOK fördert deshalb die präventiven Projekte der kommunalen Suchtbeauftragten in den Stadt- und Landkreisen finanziell. Wird ein Jugendlicher mit einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert, wird sofort ein Suchtbeauftragter informiert. Dieser kontaktiert den Patienten und leitet Präventionsmaßnahmen ein", verdeutlicht die Geschäftsführerin der AOK Heilbronn-Franken, Michaela Lierheimer.