Der Neubau der Innovationsfabrik Heilbronn soll am neuen Standort „Zukunftspark Wohlgelegen“ in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet werden. Die Schwarz-Stiftung hat das Gelände dafür von der Stadtsiedelung gekauft. Visualisierung: Poonie Images
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Eine gute Nachricht erreichte die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH im Dezember: Sie erhielt den "Deutschen Nachhaltigkeitspreis" für das "Skaio". Es war nicht die erste Auszeichnung für das bundesweit beachtete höchste Holzhochhaus Deutschlands. Jetzt geht die städtische Tochter-GmbH wieder hoch hinaus – zwar nicht in Höhenmeter gemessen, aber in der Investition, den Neubau der Innovationsfabrik Heilbronn (IFH) am neuen Standort, im Zukunftspark Wohlgelegen.
Zur Erinnerung: Der Neubau wurde notwendig, weil die bisherige Unterkunft im Heilbronner Industriegebiet nicht mehr zur Verfügung stand und die IFH "herauskomplimentiert" wurde. 1999 als Technologie- und Gründerzentrum eröffnet, war sie bis zu ihrem 20. Jubiläum die Startrampe für mehr als 300 Unternehmen mit insgesamt fast 1000 Mitarbeitern.
Beim 20-Jahre-Jubiläum hatte Oberbürgermeister Harry Mergel gesagt, die Eröffnung der IFH sei ein erster Meilenstein gewesen, um das frühere "schwäbische Liverpool" zur heutigen Innovations- und Wissensstadt Heilbronn umzugestalten – und es sei "ein wesentlicher Teil auf der Klaviatur unserer städtischen Wirtschaftsförderung." Die Eigentümerin der Immobilie ist die stadteigene Stadtsiedlung GmbH, sie hat sie vergangenes Jahr an die Dieter-Schwarz-Stiftung verkauft. Diese baut sie gerade für ihre neue Bestimmung aufwendig um: Die Stiftung will darin die "Ècole 42" unterbringen. Die französische Eliteschmiede für IT-Fachkräfte hat hier ihren ersten Standort in Deutschland.
Dass es die Weipertschen Fabrik-Anlagen sein mussten, ist ein Stück Familiengeschichte: Der Unternehmer Dieter Schwarz ist mit der Unternehmertochter Weipert verheiratet. Ein Zwischendomizil hat die IFH auf dem Gelände des Bildungscampus gefunden, im sogenannten Hofkammergebäude. "Für Heilbronn wird die neue IFH ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung zu einem bedeutenden Technologiestandort für Gründer und Unternehmer – besonders in Hinblick auf die Bewerbung der Stadt als neuer Standort für den Innovationspark KI Baden-Württemberg", beschreibt OB Mergel die Situation. Parallel läuft ja gerade die Bewerbung der Stadt um den "KI-Zukunftspark" des Landes (Fördersumme bis zu 50 Millionen Euro). Zu den guten Aussichten für Heilbronn gehören auch gute Argumente: Die Stadt hat bereits die Zusage der Schwarz-Stiftung in der Tasche, auch hier entscheidend zu investieren.
Was die IFH betrifft, so hörte man in letzter Zeit immer wieder, dass man mit ihrer Arbeit und Ausrichtung nicht mehr ganz zufrieden sei. Der Standortwechsel und die neue Unterkunft sollen nun auch einer neuen Profilierung entgegenkommen. Ein sehr schönes Haus bekommt die IHF in jedem Fall: Auch dieses neue Gebäude wird in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet, eine spektakuläre Holz-Glas-Fassade erhalten und eine transparente und flexibel Innenraumgestaltung. Den Wettbewerb konnten die Architekten Professor Felix Waechter und Sibylle Waechter für sich entscheiden. Sie sagen zu ihrem Konzept: "Wir fanden den Gedanken, an einem so exponierten Standort junge Start-ups und ihre kreative Ideen sichtbar mit dem Thema Nachhaltigkeit zu verbinden, sehr reizvoll." Ab 2023 sollen sich hier bei idealen Rahmenbedingungen Start-ups und Akteure der Kreativwirtschaft und auch ausgewählte etablierte Technologieunternehmen einmieten können.
Bernd Billek, Leiter "Business Development Wohlgelegen" bei der Stadtsiedlung und Verantwortlicher für das Projekt, fasst es so zusammen: "Insgesamt wird die IFH 2.0 Platz für bis zu 240 Arbeitsplätze bieten. Das Raumprogramm umfasst kleinteilige Büros, Ateliers und Werkstätten, offene Arbeitsbereiche, Workshopräume und Co-Working-Arbeitsplätze."
Ein neues Haus, eine neue Ausrichtung, das passt zum neuen ‚Standort, dem Zukunftspark Wohlgelegen. Auch dieser Technologiepark ist eine Projektentwicklung der Stadtsiedlung Heilbronn – einerseits. Andererseits ist der hier residierende "Zukunftsfonds Heilbronn", als dessen wichtiger "Impulsgeber" bezeichnet – zutreffender noch ist "Geldgeber" –, die entscheidende Größe. Seine beneidenswerte Kapitalausstattung geht zum größten Teil à conto Dieter Schwarz.
Der Spatenstich für die erste Ansiedlung war im September 2009, seither haben in neun Gebäuden mit 20.000 Quadratmeter Fläche rund 30 Firmen und Forschungsinstitute mit mehr als 700 Beschäftigen die erwarteten wirtschaftlichen Erfolge erzielt, vor allem in den Branchen IT/Software und Health Care. Architektonisches Glanzlicht ist der im Sommer 2015 eröffnete und weithin sichtbare " WTZ-Turm": Den hatten auch die 2,3 Millionen Buga-Besucher im Blick.