Tristesse herrscht seit Wochen in der Heilbronner Innenstadt. Doch die Corona-Inzidenzen sinken, und mögliche Lockerungen rücken näher. OB Mergel hat nun eine Taskforce eingesetzt, um die Stadt „mit Hochdruck“ zu beleben, wenn es wieder möglich ist. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die Corona-Inzidenz für die Stadt Heilbronn sinkt – das soll die Hoffnungen des Einzelhandels und die Kauflaune der Verbraucher anheben. Zum "Wie" hat Oberbürgermeister Harry Mergel jetzt eine "Task Force" eingerichtet. In der Gemeinderatssitzung am vorletzten Donnerstag hatte er diese Absicht schon angekündigt, damals aber auch noch gesagt, es sei noch keine Zeit für Entwarnung und dabei auch den "Flickenteppich" beklagt, der durch das unterschiedliche Vorgehen unter anderem zwischen Stadt- und Landkreis entstanden sei. Und dann hatte Mergel noch gemutmaßt, dass man sich noch "auf etwas gefasst machen müsse, wenn Schulen und Kitas wieder öffnen". Heilbronn war über Monate hinweg landesweiter Spitzenreiter bei den Inzidenzen, inzwischen ist es gelungen, unter die magische Marke von 50 zu kommen, und das nicht nur einmal. Dementsprechend hat sich auch das Szenario verändert.
Jetzt sagt Mergel: "Wir sehen mit großer Hoffnung einer baldigen Öffnung des Handels entgegen. Die Stadt wird ihr Möglichstes tun, um einen kräftigen Wiedereinstieg zu flankieren." Die angekündigte "Task Force" ist inzwischen eingesetzt und arbeitet "mit Hochdruck an Plänen für die Wiederbelebung der Innenstadt nach dem Lockdown." Auf Einladung Mergels diskutierte sie ihre Pläne mit Vertretern der Stadtinitiative Heilbronn, also des Handels. Die Ergebnisse sollen jetzt in ein umfassendes Konzept einfließen, das am 18. März in den Gemeinderat eingebracht wird, denn "umsonst" wird die Hilfe nicht gewährt werden können.
Die Vorhaben der "Task Force" gliedern sich in fünf Themenfelder: "Stärkung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt", "Erreichbarkeit der Innenstadt", "Erleichterungen für Gastronomie und Handel", "Aktivitäten der Heilbronn Marketing GmbH" und "kulturbuntes Leben". Erster Bürgermeister Martin Diepgen unterstrich zudem, dass auch in den kommenden Jahren trotz schwieriger Haushaltslage Millionen in die Innenstadt investiert werden und der "Masterplan Innenstadt" umgesetzt wird. Was das "kulturbunte" Leben angeht, wird es allerdings schwierig werden: Mit Ausnahme der Städtischen Museen im Deutschhof, der Volkshochschule und dem Theaterschiff auf dem Neckar hat Kultur keine attraktiven Standorte in der Innenstadt.
Auch wenn OB Mergel sagt, Ziel sei es, "Handel und Gastronomie mit einem Maßnahmenpaket den nötigen Rückenwind zu verschaffen, um die Auswirkungen der Pandemie zu überwinden und die Innenstadt schnell aufleben zu lassen, sobald es wieder möglich ist", so werden dafür nicht nur Ideen, sondern auch erhebliche Mittel eingesetzt werden müssen. Wenn das Motto gilt "Wer schnell hilft, hilft doppelt", dann waren die Maßnahmen eigentlich überfällig.
Das machte auch Johannes Nölscher für die Stadtinitiative deutlich: "Vielen droht Zahlungsunfähigkeit. Es ist unabdingbar, dass demnächst Umsätze generiert werden, um überhaupt weiterexistieren zu können." Zugleich betonte Nölscher aber auch, dass die Lockdowns noch lange nachwirken und Handel und Gastronomie auch mittel- und langfristig der Unterstützung bedürfen.
Was den "Masterplan Innenstadt" betrifft: Er lag vor genau einem Jahr dem Gemeinderat von Heilbronn vor, eingeleitet mit den Worten: "Eine attraktive und lebendige Innenstadt ist das Herz jeder Stadt." Der Plan ist Teil der vor vier Jahren verabschiedete Stadtkonzeption Heilbronn 2030. Im Jahr 2017 konnte man sich eine Pandemie wie Corona noch nicht vorstellen, vor einem Jahr dagegen schon. Manche Sätze im Masterplan lesen sich heute wie eine in Erfüllung gegangene Prophezeiung, in der nur das Wort "Corona" fehlt: "Schlägt man die Tageszeitungen auf, so liest man von immer tiefer über unseren Innenstädten hängenden Wolken: Digitaler Wandel, Eigentümer von Schlüsselimmobilien auf Ferieninseln, demografischer Wandel, verändertes Konsum- und Mobilitätsverhalten sind Reizfaktoren eines rasanten und tief greifenden Wandels."
Daran werden sich Gemeinderat und Stadtverwaltung erinnern und messen lassen müssen, auch wenn bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 18. März die Landtagswahl bereits vorüber sein wird.