Polizeipräsident Becker (r.) und Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel zogen bei einer Freiluft-Mini-Pressekonferenz erste Bilanz nach der Kontaktsperre. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. (bfk) Eine Pressekonferenz unter freiem Himmel vor dem Rathaus, das gibt es nicht alle Tage. Aber Alltägliches gibt es derzeit sowieso nicht. Nur die Marktbeschicker vor dem Rathaus räumen um 14 Uhr hier, wie immer dienstags, ihre Stände ein. Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel sagt dazu: "Hier einkaufen, an der frischen Luft, das ist ungefährlicher als in so manchem Geschäft!" – ungefährlicher, sieht man von der Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus ab, als zur Zeit auch auf den fast leeren Straßen der Stadt.
Das zeigt die erste Bilanz, die der Polizeipräsident und OB Mergel jetzt ziehen konnten. Bis heute habe es nicht eine einzige Bußgeldstrafe gegeben, sagt Mergel am Dienstagnachmittag, und gestern nur ein paar Ermahnungen, ergänzt Becker. Laut Innenministerium sah das landesweit anders aus: 346 Verstöße gegen das Bundesinfektionsschutzgesetzes, 93 Straf- und 253 Ordnungswidrigkeiten-Verfahren wurden registriert.
Die Menschen in Heilbronn und dem Landkreis hätten die Vorgaben weitgehend akzeptiert. Polizei und Stadt setzen vor allem auf verstärkte und sichtbare Präsenz, mit dabei sind auch 40 Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes – und das 24 Stunden am Tag. Präsent ist man dabei an "kritischen Punkten", beispielsweise am Wartberg, wo sich neben "braven Bürgern" auch allerhand feierwütiges Volk zu treffen pflegt. Eine gemeinsame Streifenfahrt haben der OB und der Polizeipräsident schon unternommen, auch sonst stehe man im ständigen Kontakt, vor allem aber virtuell.
Auch wenn Mergel die Stadt und ihre Bürger lobt, so appelliert er doch erneut an sie, sich an die Kontaktsperren zu halten, auch, damit man sie "in 14 Tagen nicht noch mal verlängern muss". In der Verwaltungsarbeit gebe es jeden Tag neue Herausforderungen, ebenso bei der Polizei. Hier sind doch einige Kollegen in Quarantäne. Sie würden aber, sagt Becker, durch Polizeischüler, Polizeilehrer und Studenten der Polizeihochschule ersetzt.
Unterstützt wird die Polizei durch die Stadt auch bei der Kinderbetreuung, dies nach dem gleichen Schlüssel wie beim Pflegepersonal. Der Kalenderspruch, dass nichts so schlecht ist, dass es nicht auch etwas Gutes habe, kann der Polizeipräsident auch für seinen Wirkungsbereich bestätigen: Die Kriminalität ist erkennbar zurückgegangen, vor allem die sogenannte Kleinkriminalität und ebenfalls die Zahl der Verkehrsunfälle. Sein Fazit für diesen Tag: "Die Stimmung bei der Polizei ist gut, und wir sind guter Dinge, dass wir diese Situation bewältigen."