Heilbronn

Neue Fragen zur Villa Fuchs

Jetzt hat sich auch der Denkmalschutz eingeschaltet. Es gibt Gerangel um das Grundstück und neue Anzeigen gegen den Verkäufer.

25.06.2021 UPDATE: 26.06.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 13 Sekunden
Von dem üppigen Park, der die Villa Fuchs einst umgab, ist nichts mehr zu sehen. Die Rodung beschäftigt inzwischen auch das Landesdenkmalamt. Foto: Brigitte Fritz-Kador

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Inzwischen spricht das Landesdenkmalamt (LAD) bei den Geschehnissen rund um Verkauf und Neuerwerb der Villa Fuchs samt deren Areal von einem "laufenden Verfahren" – und zu dem möchte es sich nicht öffentlich äußern. Die Informationen grundsätzlicher Art, die dazu auf RNZ-Nachfrage auch noch kamen, sind aber ebenfalls von Belang und lassen eine weitergehende Einschätzung der Vorgänge zu.

So stellt das LAD auch noch fest: "Grundsätzlich gilt, dass jede Eigentümerin und jeder Eigentümer gesetzlich verpflichtet ist, sich Änderungen an Kulturdenkmalen genehmigen zu lassen. Zum Gebäudetypus Villa gehört in der Regel immer ein Garten, weshalb Veränderungen in diesen ebenfalls mit den Denkmalpflegebehörden abgestimmt werden müssen." Damit ist also bereits der erste Knackpunkt angesprochen, denn, wie berichtet, überlebten nur vier unter Naturschutz stehende Rotbuchen die Rodung des 1,3 Hektar großen Geländes in Heilbronn.

Hintergrund

> Welches Gerangel inzwischen auf dem Heilbronner Immobilienmarkt herrscht, oft auch mit einem geradezu unanständigen Druck auf die Verkäufer, davon kann auch Karl Bretz ein Lied singen. So erhielt er, noch vor der Ausschreibung, ein Gebot in immenser Höhe, verbunden mit

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> Welches Gerangel inzwischen auf dem Heilbronner Immobilienmarkt herrscht, oft auch mit einem geradezu unanständigen Druck auf die Verkäufer, davon kann auch Karl Bretz ein Lied singen. So erhielt er, noch vor der Ausschreibung, ein Gebot in immenser Höhe, verbunden mit einer Fristsetzung und der Bedingung, keine Ausschreibung zu machen. Bretz sagt, er habe das sofort abgelehnt. Den Namen dieses Bieters nennt er nicht, dieser ist aber inzwischen bekannt. Heilbronn ist immer noch so klein, dass sich Hertner und dieser kennen dürften. (bfk)

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Ein Verfahren in solchen Fällen läuft nach einem festgelegten Schema ab, beginnend mit einem Antrag bei der Unteren Denkmalbehörde; zuständig ist hier die der Stadt Heilbronn. Hinzukommen können noch weitere sachliche Überprüfungen und Stellungnahmen nach festgelegtem Schema, bis über die Genehmigung entschieden wird. Wie berichtet, hat Richterin Christine Tecklenburg als Nachbarin und Privatperson wegen des Verkaufs der Villa durch die Diakonie (als Erbin des Anwesens) an den Heilbronner Investor Roland Hertner Anzeige gegen deren Diakonie-Chef Karl Bretz erstattet – unter anderem wegen Untreue. Sie legt einen Brief aus dem Jahr 2017 vor, in dem ihr das LAD bestätigt, durch die Untere Denkmalbehörde informiert worden und "an dem Verfahren beteiligt" zu sein. Als am ersten Samstag des Jahres 2021 die Baumfäller anrückten, informierte Tecklenburg das LAD. Dort sei man ihr zufolge völlig überrascht davon gewesen und habe ihr gesagt, dass man seit einem Jahr nichts gehört habe.

Auch zur Rodung selbst stellen sich Fragen. Die "Heilbronner Stimme" zitiert den neuen Besitzer, also Hertner, dazu mit dem Satz: "Da gibt es aus meiner Sicht wenig zu sagen." Zum Faktum, dass "unangekündigt Bäume gefällt und Büsche entfernt wurden", dann noch diese Aussage: "Das war nicht in meinem Sinn und auch nicht mit mir abgestimmt."

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Tecklenburg informierte aber an dem besagten Samstag nicht nur das Landesdenkmalamt, sondern auch die Polizei. Die Darstellung in deren Protokoll ist interessant. Ausgerückt sei man, da die Anzeigen-Erstatterin eine Bürgerinitiative gegründet habe. Die Beamten hätten dann mit dem Leiter der Baufirma Rücksprache gehalten, und "dieser gab gegenüber den Beamten an, dass die vier Rotbuchen und die Villa selbst bestehen blieben und lediglich die anderen Bäume und Sträucher gefällt werden, da dies seitens des Käufers schriftlich genehmigt wurde. Der Leiter der Baufirma konnte einen schriftlichen Beweis für die Rechtmäßigkeit der Bauarbeiten vorzeigen." Weiter ist noch zu lesen: "Im Anschluss wurde nochmals mit der Anzeige-Erstatterin Rücksprache gehalten und sie über die Rechtmäßigkeit der Bauarbeiten aufgeklärt. Hierfür zeigte der Leiter des Bauunternehmens die Baugenehmigung vor."

Hertner will bekanntlich am Fuße des Hügels etwa 70 Wohnungen bauen, ein entsprechender Bebauungsplan ermöglicht das; ein früherer Interessent soll schon das kommunale Unternehmen Stadtsiedlung Heilbronn GmbH gewesen sein.

Das "laufende Verfahren" erhält durch das Polizeiprotokoll also noch eine weitere Nuance. Und zur Anzeige gegen Bretz kam nun noch eine zweite hinzu, wegen Beleidigung, der sich ein weiterer Nachbar, ebenfalls Richter, anschloss. Bretz hatte, wohl etwas flott formulierend, in einem Beitrag für ein Heilbronner Anzeigenblatt unter dem Titel "Frieden schaffen" geschrieben, auch ihn hätte man schon wegen Bauvorhaben der Diakonie "hängen sehen wollen". Dass sich dieser Satz auf Tecklenburg beziehe, bestreitet er: "Die Diakonie hat schon viel gebaut!"

Pressestaatsanwältin Mareike Hafendörfer geht davon aus, dass sich dieser Fall schneller aufklären lässt; bei der Anzeige wegen Untreue rechnet sie hingegen mit längeren Fristen. Tecklenburg sagt, ihr gehe es bei allem und vor allem um den Denkmalschutz und um Transparenz.

Das Wort "Transparenz" steht aber auch beim Grundstücksverkauf im Raum. Beauftragt mit der Ausschreibung und dem Verkauf der Immobilie wurde die "SCG Projektsteuerungs- und Consulting GmbH" mit Sitz in Neckarsulm, gegründet im Februar 2020. Laut Handelsregisterauszug gehört sie zu je gleichen Teilen dem früheren, nach einer Auswärts-Episode wieder nach Heilbronn zurückgekehrten Geschäftsführer der Stadtsiedlung Heilbronn Robert An der Brügge und Helena Böhmer, der Frau des Leiters des Planungs- und Baurechtsamts der Stadt Heilbronn. Beide fungieren als Geschäftsführer. Weitere Gesellschafter sind Eckhard Veil, der frühere Geschäftsführer der ZEAG Heilbronn, und Emil Heller vom Architekturbüro "Vogt&Heller" in Neckarsulm, bei dem Böhmer ebenfalls Geschäftsführerin ist. Dieses Büro hat auch schon in Heilbronn viel gebaut, unter anderem den "Zukunftspark Wohlgelegen".

Auf Nachfrage dazu sagen Bretz und sein Vorgesetzter, Dekan Christoph Baisch, man habe mit An der Brügge schon früher (bei der Stadtsiedlung) und oft zusammengearbeitet, man kenne und vertraue sich. Alle Schritte seien "in großer Sachbezogenheit" vorgenommen worden.

Wie es auch weitergeht – zwei Fragen stehen auch noch im Raum. Was hat Hertner mit der Villa vor, was soll aus ihr werden? Eigentum verpflichtet bekanntlich auch. Und: Was wird, wenn an Ort und Stelle – das wird verschiedentlich als Vermutung geäußert – auch hier Merowingergräber gefunden werden?

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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