Die Buga-Brücke nimmt Gestalt an. Jetzt wurden die ersten Bögen für die Fuß- und Radverkehrsverbindung zwischen dem neuen Stadtquartier Neckarbogen und dem Hauptbahnhof eingehoben. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Vielleicht bekommt Ortwin Sätzler noch mal ein Extra-Lob dafür: Der Projektleiter des Brückenbaus vom Hauptbahnhof über die Gleise hinweg hinüber zum neuen Stadtteil Neckarbogen, hat dem spektakulären Entwurf den Namen gegeben. Unter diesem war sie schon populär, bevor man auch nur ein winziges Bauteil von ihr gesehen hätte: "der Blitz". Daran wird auch nichts ändern, dass sie seit einem Jahr offiziell "Buga-Brücke" heißt, wozu unter anderem auch die Zustimmung der Deutschen Bundesgartenschau Gesellschaft mbH notwendig war, die die Markenrechte am Begriff "Buga" hält.
"Blitzschnell" erfolgt der Brückenbau aber nicht, Planungsbeginn war 2014, fertig sein sollte sie zur Buga 2019. Aber dann war das hochkomplexe Projekt doch nicht zu stemmen. Dass die Finanzierung auf wackeligen Beinen stehe, wurde zwar immer wieder gemutmaßt, der Gemeinderat aber blieb bei seiner Zustimmung zum Projekt von Anfang an. Und Oberbürgermeister Harry Mergel sagte dazu: "Wir halten Wort, die Brücke kommt." Damit zeige sich auch "unsere Verlässlichkeit gegenüber den Bewohnern und Investoren im Neckarbogen."
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (r.) im Gespräch mit dem Architekten. Foto: Fritz-KadorNeben der statischen Präzision, die jedes Brückenbauwerk voraussetzt, brauchte der "Blitz" aber auch eine zeitliche, eben weil der Bahnverkehr nicht gestört werden durfte und es eine minutiöse Abstimmung mit der Deutschen Bahn benötigte. Die Brücke ist eine reine Stahlkonstruktion, die sich mit der ausgefallenen Konstruktion und Optik in dem seinerzeitigen Wettbewerb durchsetzen konnten. Es war eine mutige Entscheidung, die abermals zeigte, mit welcher Aufgeschlossenheit man in Heilbronner Verwaltung wie auch im Gemeinderat der neue Architektur gegenübersteht.
Baubeginn war vor einem Jahr. Angeliefert wurden die ersten drei Stahlträgerteile mit den größten dafür überhaupt verfügbaren Fahrzeugen – und das auch von weit her. Die Stahlelemente, angefertigt von der österreichischen MCE GmbH, gefertigt in deren ungarischem Werk in Nyíregyháza, wiegen einzeln je 20 Tonnen. Drei Autokräne waren dafür im Einsatz. Insgesamt werden für die Brücke 600 Tonnen Stahl verbaut werden. Sie wird dann 190 Meter lang, 4,5 Meter breit und an ihrem höchsten Punkt 26 Meter hoch sein.
Geplant wurde die Brücke von der sich seinerzeit noch "Arbeitsgemeinschaft Peter und Lochner/Bogenrieder" nennenden Stuttgarter Arge, beziehungsweise den Architekten "arch22". Deren planender Architekt wollte sich das spektakuläre Schauspiel auch nicht entgehen lassen, denn, so sagte er dabei, "es werden ja kaum mehr neue Brücken gebaut". Auch deshalb sehe man den "Blitz" hier als eine echte Attraktion.
Die bevorstehende Herausforderung ist: "Wird die Brücke auch angenommen?" Die reine Fußgänger- und Radfahrerbrücke steht für ein ganzes Bündel Stadtentwicklungsmaßnahmen. Sie ist Teil der Erschließung des Neckarbogen-Areals als "autoarmes Stadtquartier", in dem künftig rund 3500 Anwohner 70 Prozent ihrer Wege mit dem Rad oder dem Bus zurücklegen sollen. Zudem soll die Brücke auch eine schnelle Verbindung zum Hauptbahnhof und damit an die Schiene, an die Stadtbahn und an den Busverkehr sein und nicht zuletzt auch den Bewohnern der Bahnhofsvorstadt den Zugang zu den Freizeitangeboten des Neckarbogens leicht machen. Ein Argument, das OB Mergel stets besonders heraushebt: Auch für die erwarteten 1200 Schüler der Josef-Schwarz-Schule, die zeitgleich im Neckarbogen, auf dem Areal des ehemaligen Fruchtschuppens gebaut wird, soll die Brücke die Erreichbarkeit aller öffentlichen Verkehrsmittel erleichtern.
So geht es weiter: Im Juni soll die gegenwärtige Bauphase mit "Session 6" abgeschlossen sein. Besonders spektakulär wird der Abschnitt vier, wenn der größte Bogen eingehoben und damit das Profil der Brücke gut erkennbar sein wird. Auch die Decks, die Geh- und Fahrflächen, werden im Laufe der Sessions montiert. Zum Schluss werden die Aufzugtürme an beiden Brückenenden und die Treppenanlage eingebaut.
Bei der ersten Ausschreibung für den Bau 2017 ging nur ein ungültiges Angebot ein, es lag mit 19 Millionen Euro weit über dem errechneten Kostenrahmen. Im Anschluss gab es dann doch noch zwei günstigere Angebote. Angesichts der zeitlichen Situation erfolgte im Buga-Jahr 2019 eine neue Ausschreibung . Nach dieser werden die Gesamtinvestitionen, einschließlich Planung und der von der Bahn eingeforderten Gebühren für Gleissperrungen, 18,91 Millionen Euro betragen. Das Land fördert den Bau mit 3,66 Millionen Euro.