Bad Friedrichshall

Neue Verfüllungen im Salzbergwerk geplant

Diesmal setzt das Salzwerk auf Transparenz und frühe Beteiligung der Öffentlichkeit - Neue Räume brauchen eine neue Genehmigung

12.09.2018 UPDATE: 13.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Ein sogenannter Continous-Miner gräbt sich in den Salzstock. Wenn die Salzvorkommen abgebaut sind, werden die Hohlräume auch bei der Südwestdeutschen Salzwerke AG oft mit Müll verfüllt. Foto: Salzwerke

Von Brigitte Fritz-Kador

Bad Friedrichshall. Die Aufregung war groß, als im Jahr 2014 Gesteinsabbrüche im Salzbergwerk Heilbronn-Kochendorf bekannt wurden. Die Schadensbegrenzung hat die je zur Hälfte der Stadt Heilbronn und dem Land Baden-Württemberg gehörende Südwestdeutsche Salzwerke AG einiges gekostet, jetzt gibt es eine Selbstverpflichtung des Landes zur Information aller Beteiligten - also auch der Bürger. In einer Pressemitteilung dazu heißt es: "Die südwestdeutsche Salzwerke AG beginnt im Zusammenhang mit geplanten Verfüllaktivitäten im Bergwerk Heilbronn einen transparenten Dialog mit der Öffentlichkeit. Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit haben, sich frühzeitig umfassend zu informieren und alle Fragen beantwortet zu erhalten."

Um das zu erreichen, wurde eine Stuttgarter Agentur für Mediation bestellt. Außerdem gibt es am 6. Oktober 2018 einen Bürgerdialog unter Tage: im Kuppelsaal des Salzbergwerks Bad Friedrichshall. Im Internet sind bereits die entsprechenden Infos samt Anmeldung erhältlich. Als einen weiteren der ersten Schritte hin zur beabsichtigten Verfüllung will die Südwestsalz AG bis zum Jahresende den erforderlichen Antrag zur Zulassung beim zuständigen Regierungspräsidium in Freiburg einreichen.

Das Verfüllung mit zur Einlagerung bestimmten Materials in sogenannte "Big Bags", so nennt man die großen, weißen Plastiksäcke, ist für die Südwestsalz eine ausgesprochene Win-win-Sache. Auf dem Markt der Abfallbeseitigung herrscht immer noch "Goldgräberstimmung". So formuliert es auch die Schweizer Zeitung "Blick", die immer wieder dankbar darüber berichtet, dass man den Abraum Schweizer Mülldeponien in Heilbronn größtenteils entsorgen kann. Und die Bilanz der Südwestsalz, die zuletzt durchaus positiv ausfiel, wird zusätzlich verschönt. In Tonnen gerechnet, wird mehr Müll eingelagert, nämlich 900.000 im Jahr, als Salz gefördert.

Die "UEV", eine Tochter der Südwestsalz, für den Bereich Abfalleinlagerung zuständig, hat sich, wie es in der 2017-er Bilanz hieß, wiederum "als stabiler Ergebnisbringer" erwiesen. Das Segment Entsorgung konnte sein EBIT (Ergebnis vor Steuern) "durch erhöhte Einlagerungsmengen und Prozessoptimierungen erneut von 10,8 Millionen Euro in 2016 auf 11,8 Millionen Euro steigern."

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Im "Blick" ist auch immer wieder zu lesen, dass man in der Schweiz aufmerksam die Entwicklung in Heilbronn verfolgt - und umgekehrt. Nun soll diese Aufmerksamkeit auch den Bürgern gelten. Denn ein weiterer Aspekt der Win-win-Situation besteht in der Verfüllung von Hohlräume, was unabdingbar für die Sicherheit ist, vor allem vor Wassereinbrüchen. Diese waren immer ein "Konfliktstoff".

Im Nachgang zu den Gesteinsabbrüchen erklärte ein Geologe umfangreich, dass dies nicht möglich sei, weil die Stollen - einfach ausgedrückt - durch eine wasserdichte Gesteinsschicht geschützt seien. Kritiker der Einlagerungen bestreiten das bis heute und haben auch Gutachten vorgelegt. Laut Markus Mathey, Bereichsleiter Steinsalz, sollen 30 Millionen Kubikmeter Hohlräume zur Verfügung gestellt werden. Und es werde keine belasteten Stoffe eingelagert, soweit die Aussage Mantheys. Wer die riesigen Dimensionen unter Tage kennt, den wundert weder diese Zahl noch die Versicherung der Südwestsalz, dass man hier noch für Jahrzehnte Lagerkapazitäten habe. Bei einzulagerndem Material soll es sich um Staub aus Filteranlagen, Rückstände aus Gießereien und Bauschutt handeln.

Zum Verfahren der Bürgerbeteiligung sagt Dr. Piet Sellke vom adribo-Büro Stuttgart, das mit der Moderation beauftragt wurde, dass nach einer "umfassenden Information" über die geplanten Aktivitäten in Kleingruppen "die Fragen, Anliegen und Anregungen der Teilnehmenden vom Moderatorenteam strukturiert gesammelt werden" und diese einschließlich der entsprechenden Antworten auf der Internetseite dazu nachlesbar sein werden. Damit, so erklärt es Prof. Dr. Roland Fritz vom adribo-Büro Frankfurt, sei sichergestellt, "dass sich die interessierte Öffentlichkeit hierüber auch noch im Nachhinein informieren kann." Südwestsalz-Vorstand Wolfgang Rüther lädt derzeit alle Bürger ein, "sich aus erster Hand zu informieren". Für die Logistik sei es allerdings notwendig, sich bis zum 23. September anzumelden.

Info: Anmeldung und Infos unter www.salzwerke-dialog.de

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