Zwei ausgebildete Mitarbeiter bergen zur Erprobung eines möglichen Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Hessen einen Wildschweinkadaver. Bei einer Großübung haben sich nun auch die Behörden in Heilbronn für den Ernstfall vorbereitet. Foto: Arne Dedert / dpa
Heilbronn. (y) Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in den Wildschweinbeständen vieler Regionen Osteuropas immer weiter aus, darunter auch im Nachbarland Polen. Lediglich im angrenzenden Tschechien scheint die Infektion aktuell zum Stillstand gekommen zu sein. In Westeuropa ist Belgien betroffen. Um gewappnet zu sein, falls die Tierseuche die Region erreichen sollte, haben die Stadt Heilbronn und mehrere Behörden auf dem Gelände des Entsorgungszentrums Heilbronn nun den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) simuliert. Dabei spielte ein etwa 20-köpfiges Team einen ASP-Ausbruch bei einem Wildschwein durch.
Das Szenario ging davon aus, dass ein totes Wildschwein im Wald gefunden wird und Anzeichen auf Afrikanische Schweinepest zeigt. Aufgabe der Übenden war es, das verendete Tier zu bergen und zur städtischen Verwahrstelle zu transportieren. Anschließend mussten alle Bergematerialien fachgerecht gereinigt und desinfiziert werden.
Um die heimische Haus- und Wildschweinpopulation zu schützen, müsse alles unternommen werden, "um einen Eintrag der Tierseuche ins Land durch menschliches Fehlverhalten zu verhindern, einen möglichen Seuchenausbruch rasch zu erkennen und diesen konsequent zu bekämpfen", erklärte Bürgermeisterin Agnes Christner.
Die Federführung bei der Koordinierung der Übung hatte die Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Ordnungsamtes. Abteilungsleiterin Dr. Gudrun Vollrath stellte jedoch klar: "Die Seuchenbekämpfung ist nicht allein Sache der Veterinärbehörden. Vielmehr kommt es im Falle eines Ausbruchs auf eine gute und reibungslose Zusammenarbeit vieler Stellen an. Deshalb sind ein kreis- und behördenübergreifender Austausch schon bei der Vorbereitung ein wichtiger Faktor."
Neben der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung waren daher viele weitere städtische Stellen an der Übung beteiligt, darunter das Ordnungsamt, das Betriebsamt und die Entsorgungsbetriebe. Weiterhin waren der städtische Forst, die Feuerwehr, der Katastrophenschutz und Teilnehmer anderer Veterinärbehörden aus Baden-Württemberg als Beobachter eingeladen. Vonseiten der Jägerschaft waren der Kreisjägermeister, der Hegeringleiter und sein Stellvertreter sowie der Revierinhaber Heilbronn-Nord anwesend.
Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz nahm für die Landesregierung als Beobachterin an der Übung teil und zeigte sich beeindruckt von den Maßnahmen. "Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich die Stadt Heilbronn auf einen Ausbruch dieser Tierseuche so intensiv vorbereitet." Durch den regen Reise- und Fernverkehr auf der A6 bestehe durchaus ein hohes Eintragsrisiko entlang dieser Autobahn, betonte sie.
Die Verbreitung der Krankheit erfolgt nicht nur durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern insbesondere über größere Entfernungen durch kontaminierte Materialien von Schweinen, die sich mit dem ASP-Virus angesteckt haben. In Deutschland wurde das Virus bisher noch nicht nachgewiesen. Das Risiko der Einschleppung in die Bundesrepublik Deutschland wird durch menschliches Handeln jedoch als hoch angesehen. Beispielsweise kann eine Ausdehnung durch unachtsam weggeworfenes kontaminiertes Fleisch stattfinden. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz appelliert daher an alle Reisenden und Fernfahrer, kein unbehandeltes Fleisch oder Fleischerzeugnisse aus den von der ASP betroffenen Regionen mitzubringen und, falls dies dennoch erfolgen sollte, diese Produkte in keinem Fall in der freien Natur zu entsorgen.