Zusatz im Ortsnamen

Weinsberg ist bald offiziell "Weibertreustadt"

Innenminister Thomas Strobl genehmigt Zusatzbezeichnung im Ortsnamen. Auch Mosbach, Eschelbronn und Walldürn wurden "geadelt".

10.12.2021 UPDATE: 12.12.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Die Burgruine „Weibertreu“ über der Stadt Weinsberg ist im weiten Umkreis bekannt und ein wichtiges Identifikationsmerkmal für die Bewohner. Ab Januar darf sich die Stadt nun auch mit offiziellem Segen des Landes „Weibertreustadt“ nennen. Foto: Heilbronner-Land

Weinsberg. (guz) Allen dort wachsenden edlen Reben zum Trotz: Hört man Weinsberg, denkt man zwangsläufig an die Burgruine "Weibertreu". 882 Jahre nach einer zur Legende gewordenen Rettungsaktion, die dort stattgefunden haben soll, darf die Stadt diesen Zusatz nun auch auf ihrem Namensschild verewigen: Innenminister Thomas Strobl hat in einer Videokonferenz 23 Städten und Gemeinden virtuell die Genehmigung zum Führen einer Zusatzbezeichnung überreicht – darunter auch der Kommune Weinsberg, die somit ab Januar auch ganz offiziell das ist, was sie für viele immer schon war: die "Weibertreustadt".

1140 solls gewesen sein, als die über der Stadt aufragende Burg von Stauferkönig Konrad belagert wurde. Der Monarch lag im Clinch mit den Welfen, wollte die Welfen-treue Feste stürmen und drohte allen Städtern, die sich hinter die Mauern zurückgezogen hatten, mit dem Tod. Eine nicht nur höchst findige, sondern offenbar auch sehr attraktive und charmante junge Weinsbergerin soll den tobenden König dann bezirzt und ihm das Versprechen abgerungen haben, Frauen und Kinder vor der Erstürmung gehen zu lassen – und zwar mit allem, was sie auf ihren Rücken tragen können. Dass die Frauen sich dann ihre Männer aufluden und solchermaßen am konsternierten König vorbeizogen, hat erst der Burg und später der ganzen Stadt den Namen "Weibertreu" eingebracht.

Hintergrund

> Der Landtag von Baden-Württemberg hat Ende 2020 auf Vorschlag von Strobl eine Änderung der Gemeindeordnung beschlossen, mit der die bislang zurückhaltende Praxis im Bereich der Zusatzbezeichnungen gelockert wurde. In der Vergangenheit wurden im Wesentlichen lediglich die

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> Der Landtag von Baden-Württemberg hat Ende 2020 auf Vorschlag von Strobl eine Änderung der Gemeindeordnung beschlossen, mit der die bislang zurückhaltende Praxis im Bereich der Zusatzbezeichnungen gelockert wurde. In der Vergangenheit wurden im Wesentlichen lediglich die Bezeichnungen "Bad" und "Universitätsstadt" verliehen. Nun aber können auch Besonderheiten, geschichtliche Bezüge und Alleinstellungsmerkmale einer Gemeinde oder eines Ortsteils mit einer entsprechenden Zusatzbezeichnung deutlicher hervorgehoben werden. Insbesondere kann eine Zusatzbezeichnung auf den Ortstafeln an den Ortseingängen geführt werden. Ein Gemeinderatsbeschluss mit qualifizierter Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen aller Mitglieder ist für ein breites demokratisches Fundament zwar nötig, aber meist nur Formsache. Die Bestimmung oder Änderung einer Zusatzbezeichnung muss dann noch vom Innenministerium genehmigt werden. (guz)

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"Es freut mich sehr, dass die Stadt Weinsberg sich nun Weibertreustadt nennen darf. Meine herzlichen Glückwünsche gehen an die Bürgerinnen und Bürger und Herrn Bürgermeister Stefan Thoma. Die Burgruine Weibertreu und die damit verknüpfte Tat der ’treuen Weiber’, sind weit über das Land hinaus bekannt", sagte Strobl bei der Schaltkonferenz am Donnerstag. "Die Weibertreu-Begebenheit ist im Bewusstsein der Bevölkerung auch heute noch sehr stark verwurzelt – durch das Weibertreu-Museum und den Weibertreu-Herbst".

An die Bedeutung der Legende für die Stadt erinnert auch die CDU-Landtagsabgeordnete Isabell Huber, die in Weinsberg zur Schule gegangen ist. Es erfülle sie mit Stolz, teilte Huber mit, dass die Stadt zu den ersten 23 Kommunen gehört, denen eine Zusatzbezeichnung verliehen wurde. "Weinsberg und die Burg Weibertreu sind durch die Historie untrennbar miteinander verbunden", sagte sie. "Die Geschichte um die treuen Weiber ist eine, auf die die Weinsberger zu Recht stolz sind."

Während acht der 23 Kommunen nun offiziell den Zusatz Hochschulstadt tragen dürfen, darunter auch Mosbach, haben einige andere Namenszusätze weniger einen funktionell denn einen historisch geprägten Charakter, wie eben "Weibertreustadt". Von der Tradition abgeleitet sind beispielsweise die Titel Schreinerdorf für Eschelbronn oder "Wallfahrtsstadt" für Walldürn. Aber auch mit ihren großen dichtenden und schreibenden Söhnen dürfen sich zwei Städte nun nicht mehr nur inoffiziell schmücken: die "Hermann-Hesse-Stadt" Calw und die "Hölderlinstadt" Lauffen.

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"Die 23 Zusatzbezeichnungen sind bunt und vielfältig wie unser Land und die kommunale Familie in Baden-Württemberg", sagte daher auch Innenminister Strobl. "Die Städte haben ein eigenes Selbstverständnis, und sie prägen damit die Identifikation der Menschen mit ihrem Ort." Mit der Genehmigung von Zusatzbezeichnungen würden die Kommunen also im besten Sinne gestärkt: in ihrer Identität und im Zusammengehörigkeitsgefühl vor Ort.

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