Bereits das zweite Mal "Beste Wissenschaftsministerin": die Heidelberger Grüne Theresia Bauer. Foto: dpa
Von Sören S. Sgries
Stuttgart/Heidelberg. Erneut "Wissenschaftsministerin des Jahres" - da gratulieren auch die Universitäten. Theresia Bauer (Grüne) habe neben hohem Sachverstand auch "ein großes politisches Geschick und verstehe es, den berechtigten Anliegen der Wissenschaft Gehör zu verschaffen", heißt es in einer Mitteilung der Rektorenkonferenz der Südwest-Unis.
An der Online-Befragung des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) hatten 2480 Wissenschaftler teilgenommen. Bauer wurde als Beste mit der Note "befriedigend plus" bewertet (2,85/Vorjahr: 3,28). Bei CDU-Bundesministerin Johanna Wanka auf Rang 2 (Note: 3,26) wurde eine zu geringe Durchsetzungsfähigkeit im Kabinett moniert. Dritte wurde die rheinland-pfälzische Ministerin Doris Ahnen (SPD) (3,43/3,47).
Frau Bauer, erneut hat Sie der Deutsche Hochschulverband zur besten Wissenschaftsministerin gekürt. Eine Bestätigung für Ihren Einsatz für den Hochschulfinanzierungsvertrag?
Die Auszeichnung 2013 hatte ich noch eher als eine Art Vertrauensvorschuss verstanden. Als Erwartungshaltung. Diese Bestätigung zwei Jahre später freut mich deswegen besonders. In der Mitteilung des Deutschen Hochschulverbandes ist ja nachzulesen, dass die Teilnehmer die verbesserte Hochschulfinanzierung besonders honoriert haben. Die war auch wirklich ein Kraftakt. Aber es war die Mühe wert, denn am Ende bemisst sich das Maß an Freiheit und Autonomie einer Hochschule an den Mitteln, über die sie frei verfügen kann. Aber auch insgesamt scheint mir: Zwischen den Hochschulen und der Ministerin stimmt die Chemie.
Verdanken die Hochschulen nicht gerade in diesem Punkt viel der guten Haushaltslage?
Das allein reicht nicht. Auf der einen Seite haben Sie natürlich Recht: Baden-Württemberg ist finanziell im Ländervergleich gut aufgestellt. Dennoch gilt auch für uns die Schuldenbremse, sprich: Wir dürfen nicht mehr ausgeben als wir einnehmen. Dass der Ministerpräsident, der Finanzminister und die Regierungsfraktionen mit mir gemeinsam diesen Weg gegangen sind und eine klare Priorität für die Wissenschaft gesetzt haben, ist deshalb keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Es zeigt, dass die Landesregierung perspektivisch denkt und nicht auf die kurzfristige Beglückung durch Geschenke zielt.
Glück gehabt, dass Sie das Thema Musikhochschulen abräumen konnten?
Auch wenn ich der Meinung bin, dass es ohne Glück nicht geht - in diesem Fall hat es sich nicht blicken lassen. Nachdem die Aufregung zu Beginn groß war, habe ich einen intensiven Kommunikationsprozess aufgesetzt. Dabei haben wir ambitionierte Veränderungen zur Qualitätsverbesserung und Profilbildung vereinbart. Im Nachhinein haben das alle Beteiligten als beispielhaft und bundesweit einzigartig empfunden.
Da Sie diesen Zuspruch bekommen: Was sollten sich die Ministerkollegen - und auch Frau Wanka in Berlin - von Ihnen und der baden-württembergischen Hochschulpolitik abgucken?
Die Ausgangsbedingungen in den Ländern sind verschieden. Dennoch kommt es überall darauf an, das finanzielle Fundament der Hochschulen zu stärken. Das ist die Voraussetzung für eine Atmosphäre, die das freie Denken, den innovativen Geist fördert und auch mal den intellektuellen Ungehorsam zulässt. Nur so können wir von der Wissenschaft die wichtigen Beiträge zu den großen Herausforderungen erwarten, vor denen die Menschheit steht.
In zwei von vier Jahren im Amt wurden Sie bereits "Beste Ministerin". Womit wollen Sie für 2015 punkten?
Wir arbeiten mit Hochdruck an der Verbesserung der Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das ist die Achillesferse im deutschen Hochschulsystem. Darüber hinaus möchte ich auch die Arbeitsbedingungen im wissenschaftsunterstützenden Bereich verbessern. Sie sehen: Ich bin noch nicht fertig.