Stuttgarter Waldgipfel

40 Millionen Euro für den Wald

Wie Baden-Württemberg seine Waldflächen künftig schützen will - Große Zustimmung für Notfallplan von Agrarminister Hauk

02.09.2019 UPDATE: 03.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Peter Hauk, Minister für Landwirtschaft und ländlichen Raum, stellte am Montag in Stuttgart seinen Notfall plan vor. Foto: dpa

Von Martin Oversohl

Stuttgart. Deutlicher geht es nicht. Eine "Katastrophe" erlebe der Wald, er sei im Klimastress, warnen unisono Politiker und Förster, Waldbesitzer und Naturschützer. Was tun? Welche Bäume setzen? Oder Flächen aufgeben? Verbände und Politiker haben beim Stuttgarter Waldgipfel einen Notfallplan des Forstministers besprochen. Das Ergebnis in etwa: häufiger reden, schneller entscheiden, mehr bezahlen.

Hintergrund

Waldland Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat im Ländervergleich einen großen Waldanteil. Wegen der vielfältigen Geografie finden sich Kiefernbestände im Rheingraben ebenso wie Fichtenforste und Tannenwälder im Schwarzwald oder Misch- und

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Waldland Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat im Ländervergleich einen großen Waldanteil. Wegen der vielfältigen Geografie finden sich Kiefernbestände im Rheingraben ebenso wie Fichtenforste und Tannenwälder im Schwarzwald oder Misch- und Laubwälder. 13.700 Quadratkilometer Wald entsprechen 38,4 Prozent der Fläche. Fast 36 Prozent davon befinden sich in Privatbesitz, ein großer Teil gehört den Kommunen und dem Land. Die häufigste Baumart ist mit 34 Prozent, aber stark sinkender Tendenz immer noch die Fichte. (lsw)

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> Die Lage: Zwei trockene Sommer in Folge und massive Schäden durch den Borkenkäfer haben Tausenden Bäumen den Rest gegeben. Landesforstminister Peter Hauk (CDU) lässt kaum eine Gelegenheit aus, um auf die Krise im Wald hinzuweisen. Drastische Schäden gebe es vor allem an Buchen, im Rheintal falle die Kiefer auf großen Flächen aus, in weiten Teilen Baden-Württembergs seien Tannen enorm beschädigt, den Fichtenbestand habe der Borkenkäfer angegriffen.

> Das Ausmaß: Hauk schätzt, dass in den kommenden Jahren allein im Land mindestens 30 Millionen Bäume gepflanzt werden müssen. Unklar ist allerdings, ob die Baumschulen überhaupt ausreichend Setzlinge anbieten können, um den Bedarf an klimaresistenten Bäumen für die kommenden Jahre zu decken.

> Das Gremium: All die, denen der Wald aus Naturschutzgründen und als Wirtschaftsfaktor wichtig sind, saßen im Landwirtschaftsministerium mit am Tisch. Neben Verbänden aus den Bereichen Wald, Erholung und Naturschutz waren Bauernverbände eingeladen, dazu Kirchenvertreter, Kommunen, die Sägeindustrie und Wissenschaftler.

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> Der Plan: Hauk will Forschung und Krisenmanagement stärken, er schlägt außerdem vor, Waldbesitzer finanziell zu unterstützen und die Holzvermarktung zu erleichtern. Vorgesehen sind 200 Stellen in der Verwaltung; das Borkenkäfermonitoring wird durch Hilfskräfte verstärkt, die Bürokratie entschlackt. Zudem soll das Land bis 2024 pro Jahr 100 Forstwirte ausbilden.

> Die Forschung: Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes soll bewerten, welche Forstpflanzen sich unter bestimmten Bedingungen wie entwickeln. Um einfacher über eine Wiederbewaldung entscheiden zu können, stellen die Forscher Eignungskarten für Standorte und Arten zur Verfügung.

> Die Kosten: Hauk rechnet mit einem Volumen von jeweils 40 Millionen Euro in den Jahren 2020 und 2021, darunter 13 Millionen Euro pro Jahr für die neuen Stellen und 10 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen zum Beispiel gegen Borkenkäfer. Bei einem Teil des Geldes handelt es sich um eine Kofinanzierung des Landes an den geforderten Notfallmitteln des Bundes. Bis Frühjahr 2020 soll auch ein "Masterplan Wald" ausgearbeitet werden - im Volumen von einer halben Milliarde Euro über zehn Jahre.

> Die Aussichten: Die Beratungen für den Doppeletat 2020/21 gehen bald in die heiße Phase. Da der Klimaschutz in der politischen Agenda weit oben steht, sind die Chancen für Hauks Plan gut. "Es gibt Zeiten, in denen man Prioritäten setzen muss", sagte er. "Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den gestressten Wald bereits zur Chefsache erklärt. Auch aus der Fraktion gibt es am Montag Lob für die "richtungsweisenden" und "überfälligen" Maßnahmen.

> Reaktionen: Auch Naturschützer und Wissenschaftler zeigten zufrieden mit Hauks Notfallplan. "Es gab insgesamt eine große Zustimmung", sagte Nabu-Landeschef Johannes Enssle. "Die Vorschläge sind grundsätzlich sinnvoll, sie sind zwar teuer, aber notwendig." Dietmar Hellmann von der Arbeitsgemeinschaft Wald forderte eine deutliche Erhöhung des Volumens von derzeit 40 Millionen Euro. "Da sollte noch eine Null dran".

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