SPD-Mitgliederbefragung beginnt - Breymaier oder Castellucci?
Die SPD-Mitglieder stimmen darüber ab, wen sie lieber an der Spitze der Landespartei sähen. Bleibt Breymaier im Amt oder kommt Herausforderer Castellucci?

Symbolfoto: dpa
Von Bettina Grachtrup, dpa
Stuttgart. (dpa/lsw) Die rund 36.200 baden-württembergischen SPD-Mitglieder bekommen Ende der Woche Post von ihrem Landesverband. Darin steckt ein schlichter Stimmzettel für die Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz im Land. Die Basis kann darüber entscheiden, ob sie lieber Amtsinhaberin Leni Breymaier oder Herausforderer Lars Castellucci an der Spitze der Partei sähe.
Warum gibt es den Mitgliederentscheid?
Breymaier ist seit Herbst 2016 im Amt. Damals übernahm sie die Partei nach der herben Niederlage von 12,7 Prozent bei der Landtagswahl. Im November steht turnusgemäß die Neuwahl des Landesvorstandes an. Die Umfragewerte für die SPD sind schlecht: Im September lagen sie auf einem Rekordtief von 11 Prozent. Breymaier will weitermachen, bekam aber kurzfristig Konkurrenz von Castellucci. Daraufhin schlug sie die Mitgliederbefragung vor. Diese befürwortet auch Castellucci.
Wer ist Leni Breymaier?
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Die 58-Jährige ist seit 1982 Parteimitglied. Sie ist gelernte Einzelhandelskauffrau und war lange Verdi-Landeschefin im Südwesten. Seit 2017 sitzt sie für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim im Bundestag. Breymaier gehört dem linken Flügel der SPD an. Sie ist verheiratet und wohnt in Eislingen an der Fils (Landkreis Göppingen).
Wer ist Lars Castellucci?
Der 44-Jährige wurde in Heidelberg geboren, sein Vater kam aus Italien nach Deutschland. Der bekennende Homosexuelle Castellucci ist Professor für Nachhaltiges Management und seit 2013 Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Rhein-Neckar. Er wird eher den Netzwerkern in der Partei zugerechnet.
Wie wirbt Breymaier für sich?
Breymaier argumentiert, sie verfolge eine glaubwürdige Politik für die SPD. Unter ihrer Führung sei es gelungen, die Landes-SPD zusammenzuhalten - trotz der schwierigen Zeiten wegen der großen Koalition in Berlin. Sie bitte darum, die von ihr angeschobene Neuaufstellung der SPD zu Ende bringen zu können - dazu brauche sie mehr als zwei Jahre. Kritiker sagen, Breymaier habe Hoffnungen, die mit ihr verbunden waren, nicht erfüllt. Sie wurde dafür kritisiert, dass sie sich lange an ihre Generalsekretärin Luisa Boos gekettet hat, deren Arbeit innerhalb der SPD ziemlich umstritten ist.
Wie wirbt Castellucci für sich?
Nach Castelluccis Meinung beschäftigt sich die Südwest-SPD viel zu sehr mit sich selbst und internen Strukturdebatten. Darüber gingen auch die "großen Linien" verloren. Die SPD brauche wieder eine "Vision" dazu, wie die Zukunft des Landes aussehen solle. Castellucci will insbesondere die Arbeit mit der SPD-Landtagsfraktion verbessern und bevorzugt deshalb einen Generalsekretär aus deren Reihen. Der Abgeordnete Sascha Binder will für das Amt antreten. Kritiker halten Castellucci vor, bereits seit 2005 Vize-Parteichef im Land zu sein und in diesem Amt selbst nichts bewegt zu haben.
Wie könnte die Befragung ausgehen?
Das ist schwer zu sagen. Breymaier gilt als emotional, nahbar und sympathisch. Castellucci geht sachlicher vor, wirkt in Teilen strukturierter. Gut möglich, dass die Befragung zugunsten von Breymaier ausgeht, der Parteitag am 24. November in Sindelfingen aber Generalsekretärin Boos abwählt und mit Binder jemanden zum Generalsekretär macht, dem gerade auch mit Blick auf die Landtagswahl 2021 mehr Biss und strategisches Denken zugetraut wird.
Wie geht es nach der Mitgliederbefragung weiter?
Am 20. November soll das Ergebnis bekanntgegeben werden. Der Gewinner wird dem Parteitag zur Wahl vorgeschlagen. Theoretisch können aber auch noch auf dem Parteitag selbst weitere Bewerber aufstehen. Der übrige Landesvorstand und auch der Generalsekretär werden auf dem Parteitag ohne vorherige Mitgliederentscheidung gewählt.