Region Heilbronn

Mehr Wasser für den Wein

Die anhaltende Hitze teilt auch im Raum Heilbronn die Winzer in Gewinner und Verlierer

06.08.2018 UPDATE: 07.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Rasche Reife: Die Entwicklung der Trauben im Weinberg ist bis zu drei Wochen schneller als 2017. Foto: Hans Georg Frank

Von Hans Georg Frank

Heilbronn. Alexander Link zählt sich zu den Gewinnern der Hitzeschlacht. Der 29-jährige Winzer aus Brackenheim-Hausen strahlt, wenn er seine Reben im Weingut Wolf kontrolliert. "Die Beeren sind klein und aromatisch", stellt er fest. Also erwartet er "ein wunderschönes Aroma", die Weine würden "sehr fruchtig".

Link, der Mann mit dem lockigen Haar und dem Vollbart, ist ein Rebell in seiner Branche. Seit zehn Jahren hat er sich dem Wildwuchs verschrieben: "Bei mir gibt es keinen Eingriff durch den Rebschnitt." Das Ergebnis seien Weine mit einem "faszinierenden, intensiven Geschmackserlebnis".

Die Trockenheit habe bei ihm keinen Schaden angerichtet, sagt Link. Ob sein freizügiges System gerade in diesen heißen Zeiten ein Vorteil ist, vermag er nicht mit Sicherheit zu sagen: "Aber auf jeden Fall ist es kein Nachteil."

Auch Hermann Hohl (62), Präsident des Weinbauverbands Württemberg, freut sich auf einen Superjahrgang: "Die Qualität wird hervorragend, weil die Erntemenge erheblich zurückgeht." Je weniger Früchte der Rebstock ernähren muss, desto besser geraten sie. Und die Beeren lagerten viel Zucker ein, sagt der Fachmann. Das lasse "einen Haufen Prädikatsweine" erwartet, "wie 2003". Und schon ist der Präsident, der in Obersulm-Willsbach selber 15 Hektar Rebfläche bewirtschaftet, bei den Nachteilen: Inflationär viele Kabinette und Spätlesen seien "gar nicht so nachgefragt".

Winzer, die schon vor Jahren Leitungen für eine Bewässerung gelegt haben, haben jetzt weniger Sorgen als die Kollegen, die auf dem Trockenen sitzen. Foto: Armin Guzy

Zu den Verlierern gehört der Trollinger, der eigentlich an den besten Lagen gedeihen soll. "Ihm macht die massive Sonneneinstrahlung schwer zu schaffen." Dagegen profitieren Süd-Sorten von der Hitze - Cabernet Sauvignon, Shiraz, Merlot. "Die sind jetzt fein heraus", sagt Hohl.

Über einen weiteren Vertreter auf der Verliererliste können sich die Weingärtner indes nur freuen. Der gefürchteten Kirschessigfliege, einem Schädling mit großem Vernichtungspotenzial, ist es viel zu heiß. Die aus Südostasien stammende "Drosophila suzukii" kann sich mit ihren zerstörerischen Fresswerkzeugen nicht entfalten. Deshalb bleiben die Trauben verschont. Bei über 30 Grad stellt sie ihre Aktivitäten ein, bei über 32 Grad denkt sie auch nicht mehr an Vermehrung.

In seinem 11.500 Hektar großen Verbandsgebiet hat Hohl festgestellt, dass es zwei Lager gibt. Wer seinen Weinberg bewässern kann, "der ist auf der Sonnenseite". Wer, wie die Familie Hohl, kaum Wasser hat und dies auch noch mühsam an den Stock bringen muss, wird bei der Lese weniger zu tun haben "Das ist etwa halbe-halbe in Württemberg", sagt Hohl. Bisweilen gehe der Riss mitten durch einen Ort: "Auf der einen Seite hat es geregnet, auf der anderen nicht."

Wer schon vor etwa zehn Jahren die Leitungen für eine Bewässerung der Weinberge gelegt hat oder einen Brunnen bohren ließ, habe jetzt weniger Sorgen als die Kollegen, die gleichsam auf dem Trockenen sitzen, weiß Hohl. Neue Wasserquellen anzuzapfen, sei heutzutage kaum mehr möglich, bedauert der Funktionär: "Es gibt erhebliche Probleme, eine Genehmigung zu kommen." Der Schutz des Grundwasserspiegels habe Vorrang.

Nicht nur für den Weinbauverband sei es eine der wichtigsten Zukunftsaufgabe, eine Lösung für das Wasserproblem zu finden: "Die Extreme werden wegen der Klimaänderung zunehmen." Hohl ist deshalb auch ein engagierter Befürworter einer Idee, die von der Politik diskutiert wird: In Neubaugebieten sollen Pufferbecken geschaffen werden für das kostbare Oberflächenwasser. Aus diesem Reservoir könnten auch Winzer schöpfen. Bisher wird dieser kostbare Rohstoff in Bäche oder Kläranlagen geleitet.

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