Positive Buga-Stimmung

Über Heilbronn schimpft es sich nun schwerer

Die Heilbronn Marketing GmbH will die positive Buga-Stimmung der Stadt erhalten und stellt ihre Projekte für 2020 vor

15.01.2020 UPDATE: 16.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Den Schwung der Buga erhalten und fortführen will die Stadt Heilbronn in diesem Jahr unter anderem mit einem Neckarfest, das vom 3. bis 5. Juli vom Götzenturm, über den Neckaruferpark bis hin zum Hafen und der „Alten Reederei“ gefeiert wird. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Thomas Gauss, Vorstand der Stadtinitiative Heilbronn, brachte es auf den Punkt: Nicht das Jahr 2019 war die große Herausforderung für Heilbronn, zu dieser wird das Jahr 2020 werden. Die erfolgreiche Bundesgartenschau ist Geschichte, Gegenwart sind die Messlatte, die durch sie gesetzt wurde, die Erwartungen, die sie weckte, die Möglichkeiten, die sie zeigte, und die Veränderungen, die sie bewirkte. Oberbürgermeister Harry Mergel wird nicht müde zu wiederholen, wie sich die Außenwirkung der Stadt, vor allem dank eines deutschlandweit meist sehr positiven Medienechos, verbessert hat und dass das auch für die Eigenwahrnehmung gilt. Man kann es auch so sagen: Es schimpft sich fortan schwerer über Heilbronn.

In ihrer Jahrespressekonferenz macht die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) nun deutlich, welch großes Stück Arbeit auch bei ihr liegen wird, den "Spirit" der Buga in nachweisbare Erfolge umzusetzen. Die Häuser im Neckarbogen stehen festgemauert, die Errungenschaften, etwa die gestiegenen Zahlen im Tourismus oder die sehr viel höhere Frequenz in der Innenstadt, die Gauss vor allem als Sprecher der Kaufleute der Innenstadt durchaus zu schätzen wusste, sind dagegen unbeständig.

Hintergrund

Im Jahr 2019 kamen zwischen zwei und drei Millionen Besucher "anlassbezogen" in die Innenstadt, also auch zu Veranstaltungen und Märkten. 102.649 Personen nahmen an Stadtführungen der HMG über das Buga-Gelände teil, 21.375 – im Vorjahr waren es knapp 13.000 –

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Im Jahr 2019 kamen zwischen zwei und drei Millionen Besucher "anlassbezogen" in die Innenstadt, also auch zu Veranstaltungen und Märkten. 102.649 Personen nahmen an Stadtführungen der HMG über das Buga-Gelände teil, 21.375 – im Vorjahr waren es knapp 13.000 – an den klassischen Stadtführungen (nicht eingerechnet sind die Stadtführungen etwa des Stadtarchivs). Die Zahl der Hotelbetten stieg um 354 (das Parkhotel an der Harmonie hat immer noch nicht eröffnet). Die Marke von 400.000 Übernachtungen wurde geknackt, im Vorjahr waren es 340.000. Die Differenz von 60.000 kann man wohl der Buga zuschreiben, ebenfalls die bessere Bettenauslastung von mehr als 60 Prozent. (bfk)

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Um mit den gewonnenen Pfunden zu wuchern, hat die HMG einiges im Köcher, beispielsweise ein großes und spektakuläres, dreitägiges Neckarfest. "Heilbronn feiert weiter", heißt es dazu. Vom 3. bis 5. Juli wird der Neckar in der Innenstadt – vom Götzenturm, über den Neckaruferpark auf dem Buga-Gelände bis hin zum Hafen und der "Alten Reederei" bespielt und dabei beschallt – unter anderem von der SWR-Big Band, aber auch von regionalen Nachwuchsbands. Den ganzen Sommer über zeigt sich hier am Neckar auch Heilbronn als Weinstadt präsent, dank Weinvilla und Weingärtnergenossenschaft.

In diesem Sommer wird man in Heilbronn rund 10.000 Studenten zählen – die Zahl entspricht acht Prozent der Bevölkerung. Auch sie will man einfangen. Den eigentlich erfolgreichen sommerlichen Abendmarkt wird deshalb ein neues Format ablösen: "Wir stellen uns einen Stadtstrand vor, der zentral in der Innenstadt liegt", sagt Andreas Zaiß, der zuständige Eventbereichsleiter dazu, "mit Cocktails, DJ-Musik, als After-Work-Event in der City". Darüber hinaus will man auch noch mit anderen Veranstaltungsformaten den Aufenthalt attraktiver machen: beispielsweise an vier Sommer-Samstagen mit Poetry-Slams sowie Mitmach-Aktionen am Kiliansplatz mit Musik und Tanz.

Und dann steht noch ein besonderes Jubiläum ins Haus: Das Weindorf wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Dazu will man sich im Herbst einiges einfallen lassen. Dies ebenfalls zur 25-Jahre-Halbzeit von "Jazz & Einkauf", der für den Handel erfolgreichsten Veranstaltung (11. Oktober) – bei der in den letzten Jahren allerdings die ganz großen Jazz-Größen fehlten. Und auch kulinarisch war man hier schon bei einigen "Sternen" mehr. Es wird weitere Messen und (Groß)-Veranstaltungen geben, die die Harmonie belegen, und auch eine Gesundheitsmesse im März und eine große Verbraucher-Ausstellung auf der Theresienwiese – einst lockte hier die "Unterland-Ausstellung" die Massen an.

Bei allen Neuerungen bleibt eines beim Alten: die Innenstadt als Sorgenkind. Auch wenn Gauss darauf verwies, die Leerstände in Heilbronn seien im Deutschlandvergleich sehr niedrig: Die Wahrnehmung ist anders, und der neue Besatz von leerstehenden Läden auch nicht immer das, was man braucht, wie die ungezählten Nagel- und Tattoo-Studios. Dass gerade wieder zwei Modegeschäfte der mittleren Preis- und Angebotslage zugemacht haben, wurde ebenso thematisiert wie die ausführliche Intervention von Wolfgang Palm, dem Inhaber des gleichnamigen Modehauses mit langer Geschichte und zuletzt auch CDU-Stadtrat. Er sieht es als Fehler, dass es keine neue Kranenstraße geben soll, kritisiert dabei auch den OB und wirft ihm dazu Wortbrüchigkeit vor.

Ob allerdings die Kosten für eine solche Straße – sie würde die Gerberstraße entlasten und bessere Zufahrtsmöglichkeiten für die Innenstadt bieten – den hohen zweistelligen Millionenaufwand rechtfertigen würde, steht auf einem anderen Blatt.

"Der Anfang ist gemacht", sagt HMG-Chef Steffen Schoch. Er will die Aufgaben des Jahres 2020 selbstbewusst angehen – und dabei auch sein Amt nicht außen vor lassen, denn auch hier stehen Strukturveränderungen an. Und damit alles Hand und Fuß hat: Es ist auch ein neues Tourismuskonzept für Heilbronn in Arbeit.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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