Wetterextreme halten Menschen im Südwesten in Atem
Schrittweise gehen die Aufräumarbeiten nach den Unwettern im Südwesten vor einer Woche voran. Der anhaltende Regen birgt unterdessen neue Gefahren.

Symbolfoto: dpa
dpa/lsw. Die Wetterlage im Südwesten ist auch eine Woche nach den schweren Unwettern mit vier Toten brenzlich. Dauerregen sorgte am Wochenende für neue Probleme in den ohnehin schon stark betroffenen Regionen. An Berghängen glitt die Erde ab, Straßen wurden unterspült oder überflutet. Retter rückten erneut zu vielen Einsätzen aus - so auch in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis), wo losgelöste Erdmassen auf Häuser zu stürzen drohten.
Einwohner und Einsatzkräfte waren am Samstagmorgen in der Remstalstadt noch mit den Folgen der verheerenden Überschwemmungen beschäftigt, da ging bei den Feuerwehren erneut ein Notruf ein: Am Mutlanger Berg bahnte sich eine Schlammlawine durch ein Waldstück. Die Retter räumten die Wohnhäuser direkt unterhalb des Hangs und sperrten Straßen. 23 Bewohner suchten Unterschlupf bei Verwandten und Freunden. Am Mittag kam dann die Entwarnung: Ein Geologe hatte die Lage von einem Hubschrauber aus begutachtet und die Lage am Berg für ungefährlich erklärt.
Vor rund einer Woche hatten Gewitter und Starkregen eine Spur der Verwüstung im Südwesten hinterlassen. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, darunter zwei in Schwäbisch Gmünd. Starkregen flutete Häuser und Geschäfte, zerstörte Hausrat und hinterließ eine dicke Schlammdecke. Die Landesregierung versprach Soforthilfen für die Opfer der Flut und will künftig stärker vorsorgen.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) reiste am Wochenende erneut in die Region, um sich in der Kreisstadt Künzelsau ein Bild von der Lage zu machen. Der Minister habe den Geschädigten eine schnelle und unbürokratische Unterstützung des Landes in Höhe von 500 Euro pro Person und maximal 2500 Euro pro Haushalt zugesagt, teilte die Stadt mit. Der Ostalbkreis will ab Montag Antrags- und Auszahlstellen in den Landratsämtern Aalen und Schwäbisch Gmünd einrichten.
Für die Opfer der Unwetter wurde in Schwäbisch Gmünd bereits großzügig gespendet: Bereits in den ersten Stunden nach den verheerenden Überschwemmungen seien Tausende Euro auf ein Spendenkonto geflossen, sagte der Stadtsprecher am Sonntag. Mittlerweile läge die Summe im fünfstelligen Bereich. Eine konkrete Zahl will der Landkreis am Montag bekanntgeben.
Am Sonntag lag der Fokus in den Unwetterregionen auf der Müllentsorgung, wie ein Stadtsprecher in Schwäbisch Gmünd sagte. Die Abfallwirtschaft im Kreis habe alle Hände voll zu tun. Zudem seien Wassersauger für vollgelaufene Keller knapp - denn es regnete weiter. Erdmassen an den Hängen im Remstal seien immer noch stark aufgeweicht und drohten abzugleiten.
Für Einwohner und freiwillige Helfer in Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) ging ebenfalls der Wiederaufbau weiter. Das Dorf, durch das vor rund einer Woche eine Welle aus Schlamm und Flusswasser rauschte, war am Wochenende nach Behördenangaben mit Tausenden Sandsäcken gesichert. Baumaschinen räumten Schutt und Geröll von den Straßen. Auch in den Wäldern nahe Braunsbach war es der Gemeinde zufolge zu Erdrutschen gekommen.
Autobahnen blieben von den Folgen der anhaltenden Schauer nicht verschont: Die Autobahn 8 nahe Pforzheim wurde am Samstag von Starkregen unterspült und beschädigt. Eine vorübergehende Sperrung hob die Polizei Stunden später jedoch wieder auf. Auch in den Kreisen Göppingen, Biberach, Heidenheim und Hohenlohe flutete der Regen mehrere Straßen.
Auch Veranstaltungen im Freien wurden abgesagt. Bei Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis beendeten Organisatoren etwa eine Motorsport-Veranstaltung vorzeitig. Laut Polizei war nach einem heftigen Regenschauer das Wasser auf dem Gelände stark gestiegen.
Über das Ausmaß der Unwetter zeigten sich selbst Meteorologen überrascht. Auch die Dauer sei "absolut außergewöhnlich", schrieben Experten des Deutschen Wetterdienstes in einem Zwischenbericht. Und sie sind nicht vorbei: Tief "Friederike" liege nahezu ortsfest über Deutschland und weiche kaum von der Stelle, sagte ein Meteorologe.
Das Wetter rief auch die Mückenbekämpfer am Rhein auf den Plan. Denn überschwemmte Auen sind ein idealer Brutplatz für Stechmücken. Das Zeitfenster, um eine Plage entlang des Stroms zu verhindern, ist eng. Denn das biologische Mittel wirkt nur während des Larvenstadiums, wie der wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), Norbert Becker sagte.



