Schmiedel gibt Kampf um G9-Gymnasien auf

Lange währte der grün-rote Koalitionsstreit um das Turbo-Abi. Nun dreht gezwungenermaßen auch der SPD-Fraktionschef bei.

28.08.2013 UPDATE: 28.08.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Claus Schmiedel stellt den Widerstand ein. Der Widerstand der Koalitionspartners war zu stark - vorerst. Foto: dpa
Von Bettina Grachtrup

Stuttgart. Eltern und Schüler können bis zur nächsten Landtagswahl definitiv nicht mit einer noch größeren Zahl von Gymnasien mit neunjährigem Abitur rechnen. SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte am Dienstag: "Es bleibt bei den 44 Gymnasien, weil der Koalitionspartner nicht bereit ist, sich zu bewegen." Damit dreht er im koalitionsinternen Streit bei. Hingegen hatte Schmiedel noch im Juni wegen des Drucks von Eltern verlangt, dass mehr Gymnasien zu G9 zurückkehren dürfen. Derzeit sind im Südwesten 44 G9-Gymnasien in einem Schulversuch genehmigt.

Für Schmiedel ist das Thema damit aber nicht erledigt. Spätestens in der nächsten Legislaturperiode müsse man den Schulversuch auswerten und daraus Schlüsse ziehen. Der SPD-Politiker verwies darauf, dass es bereits heute Klagen von den Hochschulen über mangelnde Studienreife der Studenten gebe. Sein persönlicher Eindruck sei nach wie vor, dass das Turboabitur G8 für eine bestimmte Anzahl von Kindern infrage komme, es aber nicht für alle das richtige Angebot sei. Das G8 könne auch nicht so bleiben, wie es ist. "Wir müssen das G8 so gestalten, dass es auf eine breite Zustimmung stößt. Solange sich 90 Prozent abwenden, bleibt es umstritten", sagte er.

G8 erregt seit seiner Einführung im Schuljahr 2004/05 unter der damaligen Kultusministerin Annette Schavan (CDU) die Gemüter. Kritiker monieren, beim Turboabi werde nahezu der gleiche Unterrichtsstoff wie im neunjährigen Gymnasium nur in kürzerer Zeit behandelt. In einigen Bundesländern gibt es wieder G9-Züge - in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. In Bayern können sich die Gymnasiasten für ein freiwilliges Zusatzjahr entscheiden. Die 44 G9-Gymnasien in Baden-Württemberg sind ein Kompromiss, auf den sich Grün-Rot geeinigt hatten. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatte bereits im Januar erklärt, dass er sich als Minister an diese Entscheidungen gebunden fühlt. "Ich halte es für unrealistisch, im Zeitrahmen bis 2016 von weiteren G9-Schulen auszugehen", machte er damals klar.

Stoch und auch die Grünen verweisen immer wieder darauf, dass es weitere Möglichkeiten im Südwesten gibt, in neun Jahren zum Abitur zu kommen. So könnten Schüler erst die Realschule und dann ein berufliches Gymnasium, eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe oder erst eine Gemeinschaftsschule und dann ein berufliches Gymnasium besuchen. Stoch deutete an, dass er die Zahl von 11 600 Lehrerstellen, die bis 2020 wegfallen sollen, nicht für in Stein gemeißelt hält. "Ja, wir müssen sparen, aber nicht zulasten der pädagogischen Qualität", sagte er. "Wir müssen jedes Mal, Haushalt für Haushalt, prüfen, was ist machbar, was können wir verantworten." Schmiedel stimmte zu. Der Fraktionschef sprach von einer "Richtzahl mit Blick auf das Jahr 2020", die sich rechnerisch aus dem Schülerrückgang ergebe.

Bereits im laufenden Doppelhaushalt 2013/14 habe man weniger Lehrerstellen gestrichen als rechnerisch möglich gewesen wären, so Schmiedel. 2013 fallen 1000 Stellen weg - 2014 sind es noch einmal 1200. Der Fraktionschef erneuerte seine Forderung, der Bund müsse sich an den Kosten für die Einbeziehung behinderter Schüler in den regulären Schulunterricht (Inklusion) und den Ausbau von Ganztagsschulen angemessen beteiligen. Trete dieser Fall ein, verändere dies auch die Zahl der abzubauenden Lehrerstellen. Die Landesregierung begründet die Streichung mit den Sparzwängen und den zurückgehenden Schülerzahlen.

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