Salzbergwerk Heilbronn: Keine Bedenken gegen weitere Müll-Einlagerungen
Gesteinsabbruch im Salzbergwerk Heilbronn: Ursache geklärt - Sicherheitsmaßnahmen werden verstärkt

Heilbronn. Durch Schaden wird man klug. In gewisser Weise haben das auch die Salzwerke Heilbronn gelernt und sich mehr Transparenz verschrieben. Die Südwestsalz AG ist jeweils annähernd hälftig im Besitz der Stadt Heilbronn, Aufsichtsratsvorsitzender ist Wirtschaftsstaatssekretär Ingo Rust, SPD. Die Dividende im letzten Jahr betrug 8,2 Millionen Euro, ein wichtiger Geschäftszweig ist die Mülleinlagerung.
Im letzten Geschäftsbericht steht: "Der Geschäftsbereich Entsorgung erzielte im ersten Halbjahr 2012 mit 17,2 Millionen Euro trotz verminderter Einlagerungsmengen einen Umsatz vergleichbar mit dem Wert des Vorjahres." Als Anfang Januar bekannt wurde, ausgerechnet durch einen Bericht in dem Schweizer Medium "Beobachter", dass es im Salzbergwerk Heilbronn zu einem Stollenabbruch gekommen war, war die Aufregung groß. Die Schweiz, ein Hauptkunde der SWS für die Einlagerung von Sondermüll in Heilbronn, hatte plötzlich Bedenken. Aber nicht nur sie.
Es ist Sondermüll, der hier eingelagert wird, kein "Giftmüll", wie man bei der SWS immer wieder sagt, die Begriffverwirrung und der daraus resultierende verwechselnde Begriffsgebrauch ist ein permanenter. Für die SWS ist die Mülleinlagerung ein lukrativer und wichtiger Geschäftszweig. Umweltschützer sprechen dagegen von einer Zeitbombe.
Nach den Angaben des zuständigen Freiburger Bergamts sollen inzwischen (die Einlagerung begann 1987) rund 13 Millionen Tonnen Müll unter Heilbronn liegen, davon 1,3 Millionen Tonnen teils giftiger Abfälle, ein Fünftel davon leicht radioaktive Rückstände aus deutschen Kernkraftwerken (z.B. Baumaterialien). Pro Jahr werden vor allem aus Süddeutschland und der Schweiz kommend, ca. 800.000 Tonnen Abfall eingelagert, vor allem Reste aus Müllverbrennung, wobei schon für die Anfuhr hohe Anforderungen (Filter) gestellt werden.
Beim Abbruch in der Kammer "90 Süd NW 3" waren 5000 Kubikmeter Gestein innerhalb von zwei Jahrzehnten auf den Sondermüll, der, gestapelt in so genannten Big Bags" eingebracht wird, herunter gefallen. Bei einer Begehung schon im Sommer hatten die Salzwerke dargestellt, dass sie dem Problem vollständig nachgehen und eine Wiederholung ausschließen wollen, u.a. indem künftig deckenhoch gestapelt wird. Jetzt gingen sie erneut an die Öffentlichkeit, um über die Ursache des Gesteinsabbruchs zu berichten, vor Mitgliedern des Heilbronner Gemeinderats, bzw. Aufsichtsrates, betroffenen Bezirksbeiräte und einem entsprechenden Arbeitskreis des Heilbronner Stadtteiles Neckargartach.
Oberirdisch über dem festgestellten Abbruch liegt ein Acker. Die Ursache für den sog. "Firstfall", der schon im Aktober gutachterlich untersucht wurde, liegt laut SWS-Vorstandssprecher Kai Fischer bei drei Faktoren: die Randlage der betroffenen Kammer, ihre größere Höhe zu vergleichbar anderen und das Fehlen des oberen Salzlagers. Die Sachverständigen haben zugleich ein Sanierungskonzept vorgestellt, u.a. mit neuen Messstellen und deren halbjährlicher Ablesung (bisher jährlich), Maßnahmen, die auch in die Fortschreibung des Langzeitsicherheitsnachweises einfließen sollen. Die Einlagerungen befinden sich ca. 200 Meter unter Tage.
Das Fazit Fischers und seines Bergwerkdirektors Wolfgang Rüther: Die Kammern sind trocken und sicher und gegen weitere Einlagerungen und die Fortführung des Betriebes gebe es keine Bedenken. Platz gibt es nämlich genug, manche behaupten sogar, man könne hier noch den Müll von Jahrtausenden einlagern. Laut SWS sind die Kammern seit 240 Millionen Jahren trocken.