Noch keine Trasse für Windstrom aus dem Norden

Bis Ende des Jahres sollen erste Pläne für einen Energiekorridor nach Leingarten präsentiert werden

07.05.2015 UPDATE: 08.05.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 23 Sekunden

Von Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) bis Leingarten führt die 800 Kilometer lange Stromtrasse, die von "SuedLink" geplant wird. Foto: Endres

Von Hans Georg Frank

Für die Versorgung Baden-Württembergs mit Windenergie aus Norddeutschland gibt es noch keine Trasse. Obwohl die Zeit drängt, hat die EnBW-Tochter Transnet angeblich derzeit keine konkreten Pläne für ihren "SuedLink", erklärte eine Unternehmenssprecherin. Ein möglicher Korridor, 1000 Meter breit, werde bis Ende dieses Jahres präsentiert. Gleichzeitig werde auch eine Alternative vorgestellt.

"SuedLink" ist mit seinen insgesamt 800 Kilometern das größte Infrastrukturprojekt der Energiewende. Eine Leitung führt von Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) nach Leingarten. Dafür wird zunächst ein so genannter Grobkorridor mit einer Breite von 15 Kilometern gesucht. Dabei muss eine "Raumwiderstandsanalyse" erfolgen, um Hindernissen wie Siedlungen und Schutzgebieten ausweichen zu können. Auch Krankenhäuser, Pflegeheimen und Schulen müssen ebenso wie Brutgebiete seltener Vögel und Standorte von UNESCO-Weltkulturerbestätten möglichst weit umgangen werden.

Wenn am 31. Dezember 2022 in Neckarwestheim das letzte Atomkraftwerk im Südwesten abgeschaltet wird, muss die Ersatzenergie von der Nordsee verfügbar sein. Das Projekt gilt deshalb in Fachkreisen als "sehr ambitioniert".

Selbst wenn keine Widerstände auftreten sollten, wird allein für den Aufbau der Masten mit zwei bis drei Jahren gerechnet. Nicht absehen lässt sich derzeit, wie lange die Genehmigungsprozedur dauern wird. Die Bürger werden in zehn Veranstaltungen informiert, die Moderation übernimmt die Deutsche Umwelthilfe (DUH).

Für Verzögerungen könnte eine Gesetzesreform sorgen, die Änderungen bei der Verlegung von Erdkabeln erlaubt. Überhaupt nicht absehen lassen sich die Auswirkungen eventueller Klagen gegen das keinesfalls unumstrittene Vorhaben. Klaus Mandel vom Regionalverband Heilbronn-Franken, dessen Territorium im Nordosten mit ziemlicher Sicherheit betroffen sein wird, hofft auf umfassende Solidarität, "weil unser Wohlstand von sicherer Stromversorgung abhängt".

Die Stromleitung wolle zwar niemand haben, "aber wir brauchen sie ganz einfach". Mandel erinnerte daran, dass sich die Planung der Windkraft bereits über dreieinhalb Jahre erstrecke. "Das ganze Zeug ist so kompliziert, dass es manchmal übersetzt werden muss", verwies er auch auf unterschiedliche Fachbegriffe auf Landes- und Bundesebene.

Mit "Bürgerdialogen" sollen Wissenslücken gestopft werden. Das Umweltministerium setzt auf größtmögliche Transparenz. Dabei allerdings arbeitet es trotz besseren Wissens mit einer verwirrenden Information.

Der angebliche Stromkorridor wird veranschaulicht mit einer Grafik aus einer Stuttgarter Zeitung, deren Wahrheitsgehalt minimal ist. Entspräche der skizzierte Verlauf der Leitung der Wirklichkeit, wäre beispielsweise der Main-Tauber-Kreis komplett ausgespart.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.