"Keine Patienten zu Schaden gekommen"

SLK-Kliniken informierten über Untersuchung der Uni Heidelberg zur Tätigkeit des niederländischen "Skandalarztes" in Heilbronn

01.02.2013 UPDATE: 01.02.2013 09:01 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
'Der Verdacht, der viele Menschen mit Sorge erfüllt hat, ist damit weitgehendst ausgeräumt': Heilbronns OB Himmelsbach (links) und SLK-Kliniken-Geschäftsführer Thomas Jendges informierten gestern über die Ergebnisse der Untersuchung von Heilbronner Patientenakten durch Experten der Universität Heidelberg. Foto: dpa
Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. In Holland nennen sie ihn "Dr. Frankenstein". Dass er über Jahre hinweg in Heilbronn praktizierte, sorgte in den zurückliegenden Wochen immer wieder für Schlagzeilen. Aber hat er auch hier gefuscht? Gestern gaben Experten der Heidelberger Neurologischen Klinik zumindest in der Hinsicht Entwarnung.

Eine Stunde lang informierten für die SLK-Kliniken Heilbronn Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach als Aufsichtsratsvorsitzender und Geschäftsführer Thomas Jendges über die Ergebnisse der Untersuchungen zur Tätigkeit des niederländischen "Skandalarztes" Dr. E.J.S., die eine Kommission von Neurologen der Uni Heidelberg gemacht hat. Erstes Fazit daraus: "Es gibt keine Hinweise darauf, dass durch ihn Patienten zu Schaden gekommen wären", so der OB.

"Die Aufklärung hat gezeigt, dass es Fehler und Versäumnisse gegeben hat, die aber in keinem Verhältnis zu den Vorwürfen stehen, die es gab", sagte der OB weiter. Wie ein roter Faden zog sich die Formulierung "umfassende Transparenz und vollständige Aufklärung" durch die Pressekonferenz, auch als ein Mittel, um das Patientenvertrauen wieder zu erreichen, wie der OB betonte.

Neben der komplett anonymisierten Prüfung von insgesamt 443 Fällen, in denen Dr. E.J.S. behandelte, gibt es noch wenige weitere Fälle, die zu Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft geführt hatten. Diese wurden bisher noch nicht bewertet. Die 13 Fälle, bei denen sich Patienten selber in der Klinik gemeldet hatten, seien danach sofort und intensiv geprüft worden, hieß es weiter. Untersucht wurden zudem 25 andere Fälle von Entlassungen von Ärzten aufgrund auffälliger Merkmale wie beispielsweise kontroverser Ansichten zu Operationen, vor allem aber bei disziplinarischen Vergehen. Hier gab es eine auffällige Häufung bei von einer bestimmten Agentur vermittelten Ärzten. Mittlerweile sei die Zusammenarbeit mit ihr eingestellt, sagte Thomas Jendges, Schadensersatzansprüche würden geprüft. Alle Seiten hätten bei der Vermittlung von Honorarärzten eine Prüfpflicht, sagte Oberbürgermeister Himmelsbach dazu.

Bisher noch nicht untersucht sind zwei weitere Fälle, die die Klinik in Misskredit brachten. Gegen einen Arzt, der angeblich ohne gültige Approbation arbeitete und unter Drogen vor der Plattenwaldklinik von der Polizei aufgegriffen worden sein soll, hat das Amtsgericht Heilbronn gestern einen Strafbefehl über 4000 Euro erlassen. Der Vorgang um die vermutlich gefälschte Approbation ist dabei noch nicht berücksichtigt. Einem zweiten unter anderem in Brackenheim praktizierenden und operierenden Arzt werden wie Dr. E.J. S. ärztliche Fehler an anderen Kliniken, teils mit Todesfolge, angelastet. Auch die Arbeit dieser Ärzte soll jetzt von einer Kommission der Universität Heidelberg beziehungsweise der Deutsche Gesellschaft für Chirurgie überprüft werden.

Noch nicht völlig geklärt sind Fragen zu den Approbationen. Gefälschte oder ruhende Approbationen vorzulegen wäre, so die Staatsanwaltschaft, ein Offizialdelikt. Im Fall des "Drogenarztes" gehört das bereits zu den Ermittlungen; bei den anderen beiden Ärzten hat die Approbation in Holland geruht.

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