Islamstunden an Grundschulen: Malen, spielen, Rituale üben

An 27 hessischen Grundschulen erklären Lehrer muslimischen Kindern die Welt des Islam.

13.02.2014 UPDATE: 13.02.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Lehrerin Funda Tekercibasi-Röbel beim Islamunterricht an einer Frankfurter Schule. Foto: dpa
Von Carolin Eckenfels

Frankfurt/Main. Ein Muezzin ruft durchs Klassenzimmer. Sein Gebetsruf kommt aus dem Smartphone von Lehrerin Funda Tekercibasi-Röbel, die ihre elf Schüler fragt: "Woran denkt ihr, wenn ihr das hört?" Ein Junge sagt: "Das ist, wenn man anfängt zu beten." Genau, ums Gebet geht es in der heutigen Islamstunde an der Frankfurter Karmeliterschule.

Sie ist eine von 27 Grundschulen in Hessen, an denen in den ersten Klassen seit gut einem halben Jahr der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht auf dem Stundenplan steht. Mit der Einführung des Faches betrat das Land Neuland: Hessen ist laut Kultusministerium das erste Bundesland, das den Unterricht nach Artikel 7 des Grundgesetzes regelt.

Das Ministerium ist nach den Erfahrungen der ersten Monate zufrieden, es berichtet von durchweg positiven Rückmeldungen. Lehrerin Tekercibasi-Röbel hat ebenfalls gute Erfahrungen gemacht: "Dabei habe ich durchaus mit Schwierigkeiten gerechnet, etwa, dass ich als "moderne Lehrerin" nicht den Vorstellungen der Eltern entspreche", so die 31-Jährige.

Ihre Klasse kommt in einem Stuhlkreis zusammen. Die Kinder präsentieren eifrig ihre Zeichnungen, die sie auf einem Arbeitsblatt in eine große Gedankenblase gesetzt haben. Sie sollten malen, was ihnen in den Sinn kam, als sie den Ruf des Muezzins hörten. Ein Mädchen hat einen Gebetsteppich gemalt. Das trifft sich gut, denn die Lehrerin hat einen dabei, den sie nun allen zeigt.

Das Wissen der Kinder über den Islam sei sehr unterschiedlich, sagt die Pädagogin. So ist auch noch nicht allen klar, wie das mit dem Waschen vor dem Gebet funktioniert. Ein Junge ist schon Experte und zählt alle Körperteile auf. Er weiß auch, in welcher Reihenfolge und wie oft sie gewaschen werden müssen.

Wie bringt man Kindern etwas über ihre Religion bei? Die derzeit 17 Lehrer, die rund 440 Schülern den Islam erklären, besuchten einen Weiterbildungskurs an der Universität Gießen. Für den nächsten Kurs haben sich laut hessischem Kultusministerium 17 Pädagogen angemeldet. Der Landesausländerbeirat lobt die Einführung des islamischen Religionsunterrichts. Allerdings sei es nur ein Anfang, sagt Geschäftsführerin Ulrike Foraci. Es fehle noch an Lehrern. Sie glaube aber, man sei sich mit allen einig, dass eine kontinuierliche Ausweitung des Fachs nötig sei.

Das Land Hessen plant einen sukzessiven Ausbau des Angebots. In den kommenden Jahren soll es den Unterricht ab der Klasse 2 geben. "Es war von Anfang geplant, dass wir das Fach Stück für Stück aufbauen", sagt Nurgül Altuntas vom Referat "Schulfachliche Religionsangelegenheiten" des Kultusministeriums.

Die Schüler von Lehrerin Tekercibasi-Röbel wissen inzwischen mehr über das Waschen vor dem Gebet. Dann spielen sie es nach: Die Kinder reihen Karten aneinander, auf die Körperteile gemalt sind, und legen sie in die richtige Reihenfolge: Erst Hände, dann Mund, Nase, Gesicht, Arme, Haare, Ohren und Füße. Gemalte Wasserhähne simulieren das Waschbecken, blaue und weiße Tücher das Wasser. Ein Schüler tupft sich damit übers Gesicht, hebt am Ende kurz die Füße - "fertig!" ruft er.

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