Heilbronner Neckarbogen: Ein neues Viertel für 3000 Menschen
Auf den Konversionsflächen soll ein neuer Stadtteil entstehen. So langsam beginnt die Arbeit richtig: Die erste Grundsatzentscheidung des Gemeinderates zum künftigen Stadtteil ist gefallen

Einen neuen Stadtteil aus dem Nichts einer Konversionsfläche zu schaffen und zukunftsfähig zu gestalten ist auch eine Geduldsaufgabe. Das wurde in der Sitzung des Heilbronner Gemeinderats wieder einmal überdeutlich. Dass es sich die 40 Stadträte und die Verwaltung nicht leicht machen ist angesichts der Dimension nachvollziehbar. Nach dreistündiger Debatte stand dann fest: Der Stadtteil Neckarbogen wird Lebensraum für 3000 Einwohner.
Im Hintergrund der Debatte stand sehr wohl auch die Frage, wer hier wohnen soll. Auch konkreten Vorstellungen z. B. über Familien- oder Altersstruktur der künftigen Bewohner heute zu ermitteln, werde schwierig: Darin war man sich einig.
Den Argumenten der Planer und der Verwaltung, dass man hier einen lebendigen Stadtteil schaffen wolle, kein Schlafstätte, und dass in eine funktionierende Infrastruktur sich auch lohnend, Handel und Gewerbe eingebunden sein müssen und dieses wiederum eine bestimmte Größenordnungen erfordere, dem war letztlich wenig entgegenzusetzen. Die Planung sieht derzeit einen sog. Modalsplit von 70:30 (ÖPNV - ohne Stadtbahnanschluss! - zu Individualverkehr) vor.
FWV-Stadtrat Heiner Dörner hatte schon die Gelegenheit genutzt zu einem flammenden Rundumschlag: "Eine solche Stadtplanung nur nach rückwärts gewandt und nur nach heute aktuellen Ansichten gestaltet ist nicht auf 50 Jahre Zukunft ausgerichtet". Er könne sich sogar noch mehr Einwohner vorstellen. OB Himmelsbach sah sich zum Ende der Debatte dann doch genötigt und "überrascht über die Diskussion" darauf hinzuweisen, worüber tatsächlich abgestimmt wird - und dass Korrekturen in einem solchen Evaluierungsprozess selbstverständlich möglich sein werden. Seine Anregung: Zum Jahresende, mit einem neuen OB und einem neuen Gemeinderat im Rahmen einer Klausurtagung die Meinungsbildung über die dann relevanten Themen vorzunehmen.
Schon die Ausführungen des Planungsbüros "Drees + Sommer" zu Beginn der Sitzung ließen erkennen, um welchen Arbeitsaufwand und welche Entscheidungsspielräume es noch geht. So soll für den Neckarbogen sich Heilbronn nicht unbedingt neu erfinden, sondern z.B. mit dem sog. "Heilbronner Block", in dem sich ein Stück süddeutscher Individualismus zeige, an die bereits bestehenden Bauformen und Dichte (z.b. in der Bahnhofsvorstadt) angeknüpft werden, mit klaren räumlichen Bezügen zur "Reststadt", mit differenzierten Baufeldern und Gemeinschaftsflächen, und dies unter Einbeziehung des Bürgerwillens. Die Vorführung wie andere Städte ihre Konversionsflächen in neue Stadtteile umwandeln dokumentierte eindrucksvoll welcher Gestaltungsspielraum sich für Heilbronn bietet.
Den gibt es aber bei den von Drees + Sommer vorgeschlagenen Konstrukten für die Festlegung und Verantwortung der späteren Bebauung und Vermarktung der Flächen. Hierauf wollen die Fraktionen, allen voran die Grünen ("Wir haben schon GmbHs genug, in denen wir nichts mehr zu sagen haben!" hatte Susanne Bay schon zuvor bemerkt) ihre besonderes Augenmerk richten. Konsens ist: Vor der Vermarktung kommt die Architektur, denn man kann sich vorstellen, dass Projektentwickler und Investoren den Neckarbogen fest im Visier haben.
Beschlossen wurde auch die Schaffung einer "interdisziplinären Baukommission zur Qualitätssicherung" und beruhigende Worte gab es dazu vom OB, das Gesetz des Handelns werde immer beim Gemeinderat bleiben. Aber auch noch viel Arbeit.



