Heilbronner Hochschule

Nur wenige Bedenken zur Kooperation

Präsident der TU München: "Diese Stiftung ist ein gigantisches Kaliber" - Transparency International äußert auch Hoffnung

11.06.2017 UPDATE: 12.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Der Heilbronner Bildungscampus wird derzeit nicht nur räumlich erweitert, sondern auch hinsichtlich wissenschaftlicher Ausrichtung und Renommee. Die Ansiedlung der TU München auf dem Campus wird von vielen begrüßt. Foto: Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Die Ansiedlung der Technischen Universität München (TUM) auf dem Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung hat für ein breites nationales Medienecho gesorgt. Nicht nur, weil das Modell bisher einmalig ist, auch wegen der Größenordnung und der Tatsache, dass es sich bei der TUM um eine Exzellenz-Universität handelt. Wenn künftig 20 Professoren das Fach Betriebswirtschaft in einem Teilaspekt breit aufstellen und erforschen, dann ist das nicht nur für die Studierenden interessant, sondern auch für deren künftige Arbeitgeber.

Stiftungsvorstand Roland Geilsdörfer betont immer wieder, dass man besonders die Bedürfnisse der Region in der Koppelung von BWL und Technik im Auge habe, also Maschinenbau, Chemie, Elektrotechnik - dies in einem Verhältnis von 70 Prozent Management und 30 Prozent Technik.

"Heilbronner Hochschule wird weiß-blau", titelte die Stuttgarter Zeitung. Tatsächlich ist man besonders in Bayern voll des Lobes über die Kooperation, hier wurde besonders breit berichtet. Geradezu überschwänglich drückte der Präsident der TU München, Wolfgang A. Herrmann, seiner Begeisterung aus. Die neue Partnerschaft mache seine Fakultät mit dann 55 Professoren zur größten Deutschlands: "Diese Stiftung ist ein gigantisches Kaliber, das hat es unseres Wissens bisher überhaupt nicht gegeben. Wir sind ja seit 20 Jahren im Fundraising tätig - erfolgreich -, aber so viel auf einmal ist noch nie gekommen." Mit "so viel auf einmal" kann er nur die finanziellen Mittel meinen.

Dem Bayrischen Rundfunk (BR) sagte er, dass die Stiftung mit der TUM einen "Global Player" an Bord hole und, was man in Heilbronn eher zurückhaltend kommuniziert: "Das zeigt eben, dass der Stifter den klaren Willen hat, diesen Bildungscampus weiter aufzubauen und auf hohes Niveau zu bringen - und zwar auf Universitätsniveau!" Geilsdörfer spricht lieber von einer "optimalen Lösung für die Region Heilbronn-Franken", kündigt gegenüber dem BR dann doch an: "Das wichtige Plus ist die Internationalität. Also ich glaube, wenn man das mal richtig analysiert, dann sind wir mit den jetzigen Angeboten noch nicht dort, wo wir hinwollen. Das heißt, wir müssen deutlich stärker international junge Menschen ansprechen. Und dazu braucht man einfach eine Einrichtung, die internationale Sichtbarkeit hat, die hohes Image hat, und ich glaube, die bekommen wir mit der TUM."

Differenzierter äußerte sich die Leiterin von Transparency International, Edda Müller, gegenüber dem BR. Sie hege "gemischte Gefühle" gegenüber Kooperationen, in denen die "öffentliche Hand immer mehr Aufgaben in Forschung und Lehre an Private überträgt." Ihr geht es um die "Pluralität der Meinungen" und dass sichergestellt sei, "dass der Stifter keinen Einfluss auf Stellenbesetzungen und auch nicht auf Forschungsergebnisse habe".

Ein Bedenken, das Hermann ausräumt: "Er wird dort keinen Einfluss nehmen inhaltlicher Art, das kann er auch gar nicht, denn wir haben natürlich unsere Fundraising-Grundsätze." Müller sieht in dem "großen und einmaligen Geschenk der Schwarz-Stiftung" aber auch eine große Chance, weil die Stiftung den Mittelstand fördern wolle, und "wenn sie Familienunternehmen mit Kriterien fördern, die vielleicht in anderen Bereichen in Vergessenheit geraten, wie Verantwortung für längerfristige Perspektiven, wie Vertrauen schaffen auch für die Kunden, dass man dieses in die Betriebswirtschaft oder in die Lehre für mittelständische Unternehmen hineinbezieht, dann ist das durchaus positiv, denn wir haben eine mangelnde Beschäftigung mit ethischen Fragen."

Diese Bereiche - Verantwortung von Unternehmen, Offenlegung von Geschäftsmodellen - seien auch an öffentlichen Hochschulen unterentwickelt, und vielleicht gelinge es der TU München in Heilbronn sogar, ein Modell zu schaffen, das diese notwendigen Themen endlich fest in Forschung und Lehre verankere.

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