Heilbronn: Neue Buchführung für den "Konzern Stadt"
Für Heilbronn ist die Einführung der doppelten Buchführung (Doppik) im nächsten Jahr eine Herkulesaufgabe.

Wer es bisher für eine Übertreibung hielt, in Heilbronn vom "Konzern Stadt" zu sprechen, wird bald eines besseren belehrt, nämlich dann, wenn es beim nächsten Doppelhaushalt, der 2014 zu erstellen ist, darum geht, sich von der bisherigen Form eines kameralistischen Haushaltes zu verabschieden. Künftig wird der Haushalt nach den Kriterien aufgestellt, die in der Wirtschaft bei Konzernbilanzen üblich sind.
Das Wort dafür heißt "Doppik", die Vorgabe dafür ist eine gesetzliche. Während in Rheinland-Pfalz die Doppik schon seit 2009 vorgeschrieben ist, erfolgt sie in Baden-Württemberg erst jetzt Zug um Zug und der Bund bleibt gleich ganz beim alten kameralistischen System.
Heilbronn ist nicht die erste Großstadt, die diesen, allein vom Verwaltungsaufwand her gewaltigen Schritt macht - viele Landkreisgemeinden sind weiter - ,aber sie tut es wohlvorbereitet. Das wurde klar als Finanzbürgermeister Martin Diepgen und Kämmerin Heike Wechs jetzt der Presse vorstellten, nach welcher Systematik künftig Haushaltspläne aufgestellt werden, welche Kriterien zugrunde liegen, wie weit sie hier schon gekommen sind - und vor allem: Wie man sie lesen muss.
Gar nicht so einfach das Ganze, eher eine Herkulesaufgabe bei dem Heilbronner Haushaltsvolumen. Da wird auch auf die Stadträte einiges zukommen, deren Aufgabe es bekanntlich ist, die Verwaltung zu kontrollieren, auch unter dem Aspekt von Kosten und Leistung - so wie es jeder Controller in einem Wirtschaftsbetrieb tut.
Dabei ist "Kontrolle" ein gutes Stichwort, denn durch die Doppik wird es zu mehr Transparenz kommen, auch wenn man manchmal fast detektivisch nach den Gegenpositionen suchen muss. Das neue Wort ist "Teilhaushalt", in den "THHs" findet eine weitaus übersichtlichere Postengliederung statt. Das eigentliche Novum aber ist, dass, wie in der Wirtschaft, Abschreibungen deutlich gemacht werden. So kann man beispielsweise genau ablesen, wie sich der Wert einer Brücke verringert, bis sie wieder erneuert werden muss, oder wie Dienstleistungen auch innerhalb der Verwaltung als "Produkt" gewertet werden.
Zweck der Übung aber ist, nicht nur eine neue Transparenz bei den Kosten, den Kostenvorteilen und in der Effizienz, wie die einzelnen Dienstellen und Ämter arbeiten, sondern auch eine zukunftsorientierte Art von "Fortschreibung" all dessen, was eine Verwaltung ausmacht.
Da darf das Wort Nachhaltigkeit nicht fehlen: Das Wirtschaften zulasten kommender Generationen soll schon dadurch, dass es sich künftig "herauslesen" lässt, vermeidbar werden. Es wird sehr schnell erkennbar sein, wo die Ausgaben der kommenden Jahre anstehen, ebenso wie sich getätigte Ausgaben auswirken. Eines der ersten Ergebnisse in der Vorbereitungsphase für Heilbronn war die Ermittlung des "Wertes" der Stadt - das Ergebnis: eine Milliarde Euro.