Heilbronn: Ein Ausweichstandort mit Lebensqualität
Im Vergleich zu "richtigen" Großstädten und Ballungsgebieten wohnt man in Heilbronn immer noch sehr günstig.

Licht und Schatten bei den Wohnungsmieten: Von 2014 bis 2016 sind die ortsüblichen Vergleichsmieten in Heilbronn um 14 Prozent gestiegen. Dennoch ist die Kätchenstadt für andere Bewohner anderer Städte ein Ausweichstandort mit Lebensqualität. Foto: Guzy
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Münchner Medien benennen Heilbronn, doch nicht wegen der Bundesgartenschau 2019 oder weil es die angeblich "dynamischste" Stadt sein soll mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen - rein statistisch gesehen. Der Grund ist, dass Heilbronn für viele von hohen Mieten geplagte Menschen, vor allem Rentner, ein Ausweichstandort mit Lebensqualität ist.
Hintergrund
> Auskünfte über Mietspiegel geben die örtlichen Kommunalverwaltungen, ihre Mitglieder beraten der Haus- und Grundeigentümerverein Heilbronn und Umgebung, Gymnasiumstraße 38 in 74072 Heilbronn (Telefon 07131/68393), beziehungsweise der Mieterbund
> Auskünfte über Mietspiegel geben die örtlichen Kommunalverwaltungen, ihre Mitglieder beraten der Haus- und Grundeigentümerverein Heilbronn und Umgebung, Gymnasiumstraße 38 in 74072 Heilbronn (Telefon 07131/68393), beziehungsweise der Mieterbund Heilbronn-Franken, Fleiner Straße 3, 74072 Heilbronn, Telefon 07131/8131.
So wird etwa eine verwitwete Rentnerin (71) medial vorgestellt, die Ende Oktober von München nach Heilbronn gezogen ist. Für ihre neue Wohnung mit moderner Ausstattung, mehr Platz und sogar einer schönen Terrasse zahlt sie hier deutlich weniger als für die 74 Quadratmeter in München-Kleinhadern, wo sie knapp 1100 Euro (warm) dafür ausgeben musste - der Betrag wurde bei ihrer nicht einmal sehr schmalen Rente von 1400 Euro unerschwinglich.
Der Mittelwert für eine annähernd vergleichbare Wohnung in Heilbronn (nach 2008 gebaut) liegt laut aktuellem Mietspiegel bei knapp neun Euro - allerdings kalt und ohne Betriebskosten. Dennoch: Wer in München, wie die zitierte Rentnerin, für eine Wohnung von bestenfalls mittlerer Qualität über 14 Euro pro Quadratmeter bezahlen muss, kann in Heilbronn sehr viel auskömmlicher leben.
Zumindest noch, denn auch hier findet beispielsweise privater Wohnungsbau genauso wenig statt, wie in München oder Frankfurt. Auch private Bauherren brauchen eine Rendite, die aber ist im Wohnungsbau kaum mehr zu erwirtschaften, weder in Heilbronn noch sonst wo. Nicht nur in den genannten Ballungsgebieten ist zudem der Wohnungsbau im Eigenbedarf ebenfalls fast unerschwinglich geworden und bewegt sich gegen null. In viele Großstädten wie Frankfurt werden immer mehr frühere Bürogebäude zu Wohnzwecken umgebaut, auch als "bewirtschaftete" Wohnungen, wie man jetzt den Sozialen Wohnungsbau lieber umschreibt.
Für die Zukunft des Wohnens entscheidend ist, dass die Mietpreise proportional nicht stärker steigen als Bau- oder Verkaufspreise. Noch läuft diese Entwicklung in Heilbronn parallel. Die Möglichkeiten einer Stadt, hier lenkend einzugreifen, sind begrenzt. In Heilbronn setzt man im Rahmen des Handlungsprogrammes Wohnen den Hebel im Erschließen weiterer Baugebiete an. Noch nicht abgelegt hat man hier die Angst vor Verdichtung und Höhe. Denn nur so kann man die begrenzte Ressource Landverbrauch schonen und preiswerter bauen.
Wie schwierig das ist, zeigte der "Aufstand" der Nordstadtbewohner, die in ihrem Quartier nicht einmal sechsstöckige Häuser dulden wollten, als die Stadtsiedlung zwei schon bestehende Wohngebäude entsprechend aufstocken wollte. Einer der Sprecher dieser "Bürgerinitiative" war ein Architekt, der anderswo sehr wohl Vielgeschosser zu Wohnzwecken plant.
Als die Stadt Heilbronn im vergangenen Herbst den Mietspiegel 2016 vorlegte, gab es die stets übliche Kritik, gegensätzlich, je nach Standpunkt, ob Vermieter oder Mieter. Im Vorwort dazu heißt es, ein qualifizierter Mietspiegel ermögliche Mietern und Vermietern die Orientierung, "um in eigener Verantwortung eine Mietänderung (nach § 558 BGB) zu vereinbaren, ohne selbst Vergleichsobjekte benennen oder erhebliche Kosten und Zeit für Gutachten aufwenden zu müssen."
Mietspiegel, wie sie sehr viele Kommunen erstellen, "helfen auch bei Neuabschlüssen von Wohnungsmietverträgen und sollen bei Mietstreitigkeiten auch den Gerichten die Entscheidung bei der Beurteilung der ortsüblichen Vergleichsmiete erleichtern." Oder auch den Überblick: So sind die ortsüblichen Vergleichsmieten in Heilbronn in nur zwei Jahren, also von 2014 bis 2016 um 14 Prozent gestiegen.
Für die Neuheilbronnerin aus München immer noch ein Rahmen, in dem sie hier besser leben kann als in der alten Heimat. Sie sei, so wird sie weiter zitiert, gerade dabei, die Stadt zu erkunden und sich zu überlegen, wo sie sich hier ehrenamtlich engagieren könne. Denn es gefällt ihr in Heilbronn.



